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Die Predigt |
Das Traditionelle
trägt nicht mehr
„Wenn Männer früher gefragt wurden, was ihrem Leben
Sinn und Halt gibt, spielte bei den Antworten die Erwerbsarbeit eine
hohe, wenn nicht die zentrale Rolle. Angesichts der Situation auf
dem Arbeitsmarkt sind diese Antworten heute so nicht mehr tragfähig.
...
Früher war aus männlicher Sicht auch das Verhältnis
von außen und innen klar: Der auf Beruf und Öffentlichkeit
außenorientierte Mann erwartete Kindererziehung und Familienarbeit
von der innenorientierten Frau. Dieses Verhältnis ist heute in
Frage gestellt. Denn Männer sind unverzichtbar für den Sozialisationsprozess
der Kinder und Frauen beanspruchen ... ihren Anteil an der Erwerbsarbeit.
...
Männer erleben, dass traditionelle Wege nicht mehr ausreichen.
Sie erleben, dass die Frage nach Sinn neu auf sie zukommt.“
So heißt es u.a. im Wort zum heutigen Männersonntag. Männer
auf der Suche nach dem Sinn für ihr Leben sind also das Thema.
Männer und Glaube
Es heißt ja landläufig, dass Männer dieser Frage eher
ausweichen würden. Es sei ein Thema, das bei der Arbeitsteilung
in der Ehe und in der Familie eher die Frau zu erledigen hat: Kinder
erziehen. Mit ihnen in den Gottesdienst gehen. Verbindung zur Gemeinde
halten. Elternabende besuchen. Eine aktuelle Studie der Universität
Bayreuth zeigt aber, dass auch Männer durchaus sich dieser Frage
stellen. Aber sie suchen - und das gilt heute ja allgemein - den Sinn
nicht mehr wie früher auf dem einen traditionellen Weg über
die Kirchen und den Glauben.
Im allgemeinen haben Männer durch ihre Erziehung und auch durch
die Miterziehung der Gleichaltrigen weniger gelernt, über ihr
Inneres zu reden, ihre Sorgen, ihre Fragen, ihre Ängste, ihren
Glauben. Ihre Nähe zur Kirche zeigen sie leichter, indem sie
mit anpacken. Das hat für unsere Kirchengemeinde Tradition. Schon
Pfarrer Spieß hat es geschafft, Männer bei Bau dieser Kirche
mit einzubinden. Von der Gesamtkirchenverwaltung wird unsere Gemeinde
gerne auch als Beispiel hingestellt, was durch Eigenleistung alles
geschehen oder auch eingespart werden kann. Ich kann das nur bestätigen.
Auch Männer sind zum Reden bereit
Aber ich will noch einen Schritt weiter gehen: Es stimmt nicht, dass
Männer nicht bereit seien zu reden, sich mit Sinnfragen und mit
Glaubensfragen auseinander zu setzen. Man muss ihnen nur den nötigen
Raum bieten. Und man muss die, die es nicht gelernt haben, eine kirchliche
Türschwelle zu überschreiten, halt auch dort aufsuchen,
wo sie sich versammeln: Im Männerkreis herrscht eine überraschend
große Offenheit. Und wenn Sie wüssten, was auch an Wirtshaustischen
an echten Lebensfragen verhandelt wird, wenn man Menschen nur herauslockt.
Zugegeben - aber das gilt vermutlich auch wieder für Männer
und Frauen – manche stellen sich den Fragen erst dann richtig,
wenn das Leben sie dazu zwingt, z.B. durch eine Krankheit.
Im Bauch satt genügt nicht
Als Bibelwort zu dieser Frage und Suche nach dem Sinn ist eine Szene
aus dem Johannesevangelium ausgesucht worden. Im 6. Kapitel heißt
es im Anschluss an die Speisung der 5000: Viele seien nur zu Jesus
gekommen, weil sie satt geworden sind, weil er ihre Bedürfnisse
befriedigt hat, weil er wie bei den alten Römern Brot und Spiele
geboten hat. Und Jesus sagt ihnen: Satt werden allein genügt
nicht. Und euch äußerlich satt machen, war auch nicht mein
Ziel. Es geht um mich. Es geht um eine persönliche Glaubensbeziehung
zu mir. Das war, so heißt es, eine „harte Rede“,
weil sie zur Entscheidung gezwungen hat.
66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen
hinfort nicht mehr mit ihm. 67 Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt
ihr auch weggehen? 68 Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin
sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; 69 und wir haben
geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes. (Johannes 6,66-68)
Auch Männer suchen nur das eine
Viktor Frankl war der Begründer der Logotherapie. Von griech.
logos, was auch „Sinn“ bedeutet. Er erlebte im Rahmen
seiner Arbeit: Man(n) (mit einem n oder mit zwei), mann kann alles
haben, aber trotzdem innerlich leer sein. Und er ging damals noch
weiter: Männer suchen immer nur das eine. ... Aber nicht, wie
Sigmund Freud noch meinte, Sex, oder wie andere analysierten, die
Macht. Nein, auch Männer sind, wenn man einmal hinter die Kulissen
schaut, auf der Suche nach Sinn.
Seinen Glauben nicht verschweigen
Was tun, damit Männer auf der Frage nach dem Sinn auch heute
nicht an Gott und an Jesus vorbeigehen? Man kann ihnen die Einladung
zum Glauben ja nicht wie einen nassen Waschlappen um die Ohren hauen.
Wie heißt es hier? „Es mag viele Wege geben“, sagt
Petrus, „aber was mich angeht, gibt es nur einen.“ Ein
persönliches Bekenntnis legt er ab. Er sagt, was ihm wichtig
ist, und wovon er überzeugt ist. Mehr bleibt uns auch nicht.
Mehr bleibt auch heute christlichen Männern nicht: Als Freund
einem Freund, als Kollege einem Kollegen, als Nachbar einem Nachbarn,
als Vater einem Kind sagen, was der eigene persönliche Weg ist,
in der Hoffnung, dass jemand neugierig wird und Fragen stellt.
67 Da fragte Jesus die Zwölf: »Und ihr, was habt ihr vor?
Wollt ihr mich auch verlassen?« 68 Simon Petrus antwortete ihm:
»Herr, zu wem sonst sollten wir gehen? Deine Worte bringen das
ewige Leben. 69 Wir glauben und wissen, dass du der bist, in dem Gott
uns begegnet.« (Übersetzung der „Guten Nachricht“) |
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