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Die Predigt vom 16. Oktober 2005 (Männersonntag):
»Auch Männer wollen nur das eine«

Kirchenjahr
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Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 21. Sonntag nach Trinitatis. In der Gemeinde wurde aber wie an jedem 3. Sonntag im Oktober ein Gottesdienst zum Männersonntag gefeiert (Männerarbeit der Evangelischen Kirche). Sein Thema war „Was Männern Sinn gibt“. Der Predigttext kam aus dem Johannesevangelium Kapitel 6:
Predigttext
Sie können den Text auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. 67 Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? 68 Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; 69 und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
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Die Predigt
Das Traditionelle trägt nicht mehr

„Wenn Männer früher gefragt wurden, was ihrem Leben Sinn und Halt gibt, spielte bei den Antworten die Erwerbsarbeit eine hohe, wenn nicht die zentrale Rolle. Angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt sind diese Antworten heute so nicht mehr tragfähig. ...
Früher war aus männlicher Sicht auch das Verhältnis von außen und innen klar: Der auf Beruf und Öffentlichkeit außenorientierte Mann erwartete Kindererziehung und Familienarbeit von der innenorientierten Frau. Dieses Verhältnis ist heute in Frage gestellt. Denn Männer sind unverzichtbar für den Sozialisationsprozess der Kinder und Frauen beanspruchen ... ihren Anteil an der Erwerbsarbeit. ...
Männer erleben, dass traditionelle Wege nicht mehr ausreichen. Sie erleben, dass die Frage nach Sinn neu auf sie zukommt.“
So heißt es u.a. im Wort zum heutigen Männersonntag. Männer auf der Suche nach dem Sinn für ihr Leben sind also das Thema.

Männer und Glaube

Es heißt ja landläufig, dass Männer dieser Frage eher ausweichen würden. Es sei ein Thema, das bei der Arbeitsteilung in der Ehe und in der Familie eher die Frau zu erledigen hat: Kinder erziehen. Mit ihnen in den Gottesdienst gehen. Verbindung zur Gemeinde halten. Elternabende besuchen. Eine aktuelle Studie der Universität Bayreuth zeigt aber, dass auch Männer durchaus sich dieser Frage stellen. Aber sie suchen - und das gilt heute ja allgemein - den Sinn nicht mehr wie früher auf dem einen traditionellen Weg über die Kirchen und den Glauben.

Im allgemeinen haben Männer durch ihre Erziehung und auch durch die Miterziehung der Gleichaltrigen weniger gelernt, über ihr Inneres zu reden, ihre Sorgen, ihre Fragen, ihre Ängste, ihren Glauben. Ihre Nähe zur Kirche zeigen sie leichter, indem sie mit anpacken. Das hat für unsere Kirchengemeinde Tradition. Schon Pfarrer Spieß hat es geschafft, Männer bei Bau dieser Kirche mit einzubinden. Von der Gesamtkirchenverwaltung wird unsere Gemeinde gerne auch als Beispiel hingestellt, was durch Eigenleistung alles geschehen oder auch eingespart werden kann. Ich kann das nur bestätigen.

Auch Männer sind zum Reden bereit

Aber ich will noch einen Schritt weiter gehen: Es stimmt nicht, dass Männer nicht bereit seien zu reden, sich mit Sinnfragen und mit Glaubensfragen auseinander zu setzen. Man muss ihnen nur den nötigen Raum bieten. Und man muss die, die es nicht gelernt haben, eine kirchliche Türschwelle zu überschreiten, halt auch dort aufsuchen, wo sie sich versammeln: Im Männerkreis herrscht eine überraschend große Offenheit. Und wenn Sie wüssten, was auch an Wirtshaustischen an echten Lebensfragen verhandelt wird, wenn man Menschen nur herauslockt.
Zugegeben - aber das gilt vermutlich auch wieder für Männer und Frauen – manche stellen sich den Fragen erst dann richtig, wenn das Leben sie dazu zwingt, z.B. durch eine Krankheit.

Im Bauch satt genügt nicht

Als Bibelwort zu dieser Frage und Suche nach dem Sinn ist eine Szene aus dem Johannesevangelium ausgesucht worden. Im 6. Kapitel heißt es im Anschluss an die Speisung der 5000: Viele seien nur zu Jesus gekommen, weil sie satt geworden sind, weil er ihre Bedürfnisse befriedigt hat, weil er wie bei den alten Römern Brot und Spiele geboten hat. Und Jesus sagt ihnen: Satt werden allein genügt nicht. Und euch äußerlich satt machen, war auch nicht mein Ziel. Es geht um mich. Es geht um eine persönliche Glaubensbeziehung zu mir. Das war, so heißt es, eine „harte Rede“, weil sie zur Entscheidung gezwungen hat.
66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. 67 Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? 68 Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; 69 und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes. (Johannes 6,66-68)

Auch Männer suchen nur das eine

Viktor Frankl war der Begründer der Logotherapie. Von griech. logos, was auch „Sinn“ bedeutet. Er erlebte im Rahmen seiner Arbeit: Man(n) (mit einem n oder mit zwei), mann kann alles haben, aber trotzdem innerlich leer sein. Und er ging damals noch weiter: Männer suchen immer nur das eine. ... Aber nicht, wie Sigmund Freud noch meinte, Sex, oder wie andere analysierten, die Macht. Nein, auch Männer sind, wenn man einmal hinter die Kulissen schaut, auf der Suche nach Sinn.

Seinen Glauben nicht verschweigen

Was tun, damit Männer auf der Frage nach dem Sinn auch heute nicht an Gott und an Jesus vorbeigehen? Man kann ihnen die Einladung zum Glauben ja nicht wie einen nassen Waschlappen um die Ohren hauen.
Wie heißt es hier? „Es mag viele Wege geben“, sagt Petrus, „aber was mich angeht, gibt es nur einen.“ Ein persönliches Bekenntnis legt er ab. Er sagt, was ihm wichtig ist, und wovon er überzeugt ist. Mehr bleibt uns auch nicht. Mehr bleibt auch heute christlichen Männern nicht: Als Freund einem Freund, als Kollege einem Kollegen, als Nachbar einem Nachbarn, als Vater einem Kind sagen, was der eigene persönliche Weg ist, in der Hoffnung, dass jemand neugierig wird und Fragen stellt.
67 Da fragte Jesus die Zwölf: »Und ihr, was habt ihr vor? Wollt ihr mich auch verlassen?« 68 Simon Petrus antwortete ihm: »Herr, zu wem sonst sollten wir gehen? Deine Worte bringen das ewige Leben. 69 Wir glauben und wissen, dass du der bist, in dem Gott uns begegnet.« (Übersetzung der „Guten Nachricht“)

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de