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Die Predigt |
Jesus provoziert
Jesus fordert seine Hörer ganz bewusst zum Zuhören und zum
Mitdenken heraus. Und er tut es, indem er sie zum Kopfschütteln
bringt:
Könnt Ihr Euch das vorstellen: Ein Salz, das nicht mehr salzig
ist? - Das ist absurd. Das ist unsinnig.
Könnt Ihr Euch das vorstellen: Eine Stadt, die oben auf einem
Berg liegt, die man aber nicht sehen kann? - Was soll das?
Könnt Ihr Euch das vorstellen: Da zündet jemand eine Kerze
an, weil er Licht im Haus braucht, stellt sie auf den Tisch und stülpt
dann einen Scheffel, also einen der alten Holzeimer für Getreide
darüber?
Völliger Blödsinn. Wer macht so etwas? Wer kommt auf einen
solchen Gedanken? – So müssen die Zuhörer unweigerlich
reagieren.
Und nun Jesus mitten in die Wunde hinein: Genauso absurd, genauso
sinnlos ist ein Christ, dem man nicht an seinem Verhalten ansehen
und abspüren kann, dass er einer ist. Ein Christ, dem man’s
nicht anmerkt; ein Christ, der anders handelt als er redet: So sinnlos
wie Salz, das seine Kraft verloren hat. So unbrauchbar wie ein Licht,
das nicht mehr leuchtet.
Christsein und Umweltverantwortung
Christsein und Umweltverantwortung. Christsein und Verantwortung für
Gottes gute Schöpfung. Nicht nur schön reden, sondern auch
handeln. Wie könnte, müsste, sollte das aussehen?
Jetzt müssten wir eigentlich miteinander ins Gespräch kommen,
so wie wir im Umweltteam der Gemeinde seit vier Jahren miteinander
im Gespräch sind. Denn es gibt keine fertigen Antworten in der
Bibel. Man kann nicht nachlesen, was man zu tun hat, weil diese Frage
zur Zeit des Alten und Neuen Testamentes keine Frage war. „Bebauen
und bewahren“ sollen wir, so lesen wir kurz gefasst in der Schöpfungsgeschichte.
Mit der Schöpfung, mit der Natur als Geschenk umgehen, sie nützen,
etwas aus ihr machen, den Erfindergeist nicht bremsen – und
doch bewahrend mit ihr umgehen. Heute leben und handeln und doch das
wohl der kommenden Generationen nicht aus dem Auge verlieren.
„Bebauen und bewahren“: Oft genug eine schmale Gratwanderung,
wo man hinterher erst merkt, was man vorher guten Gewissens falsch
gemacht hat.
Überzeugte Menschen werden gebraucht
Nicht jeder kann für alles zuständig sein. Deswegen braucht
es Menschen, die ein wenig aufmerksamer den Finger in Wunden legen,
die andere gar nicht sehen. Es braucht Menschen, die schärfer
und bissiger sind als andere. Es braucht Menschen, die auch einmal
eine überspitzte Aussage wagen, an der sich andere reiben.
Was wäre die Welt ohne Menschen, die aktiv für ihre Überzeugung
eintreten? Wie eine Welt ohne Salz und ohne Licht, sagt Jesus. In
meiner Jugendzeit haben wir einmal beim Bäcker ein Brot bekommen,
wo man das Salz vergessen hatte. Es sah genauso aus wie immer. Auch
beim Reinbeißen war kein Unterschied. Aber dann ... Man konnte
das Brot nicht essen. Egal mit welchem Belag.
Nein, überzeugte und überzeugende Menschen werden gebraucht.
Die Welt braucht sie. Ohne sie ist es fad und leer.
Gott kann mit uns etwas anfangen
„Ihr seid das Salz der Erde.“, so redet Jesus seine Zuhörer
an. Wir alle, du und ich, sind aufgerufen, in unserem Bereich, im
Rahmen unserer Zuständigkeit und entsprechend unserer kleinen
oder größeren Kraft Verantwortung zu übernehmen für
die Schöpfung. Salz der Erde sind wir, du und ich. Wir werden
gebraucht. Auf uns kommt es an. Wir sind entscheidend wichtig. Jeder
und jede.
„Ihr seid das Salz der Erde.“ Wohlgemerkt: Das ist ein
Zuspruch, eine Ermutigung. Es ist keine Aufforderung, kein drohender
Zeigefinger: Jesus kommt nicht wie ein düsterer Weltuntergangsprophet.
Wehe, wenn Ihr das oder das nicht tut! Wehe, wenn Ihr so weiter macht
...
Nein, Verhaltensänderungen werden beim Menschen nicht mit Forderungen
oder gar Drohungen erreicht. Wenn andere aufdringlich etwas von mir
verlangen, dann habe ich taube Ohren. Wenn sie drohen. Wenn sie ein
schlechtes Gewissen machen. Wenn sie Angst verbreiten.
Wenn sich etwas ändern soll, dann nur von innen, nur wenn jemand
zur Besinnung kommt. Deswegen beginnt Jesus positiv: Du bist etwas.
Du bist wichtig. Du bist so wichtig wie Licht und Salz. Gott kann
dich brauchen: an deinem kleinen Ort und mit deiner kleinen Kraft.
Sag nicht: Ach, was kann ich denn schon ausrichten? Kommt’s
denn wirklich auf mich an? Ist denn mein kleiner Beitrag nicht ein
Tropfen auf den heißen Stein?
Nein, ihr seid Licht, sagt Jesus, und jede und jeder von euch kann
etwas. Entdeckt eure Kraft. Entdeckt eure Fähigkeiten. Entdeckt
eure Möglichkeiten. Staunt darüber, dass Gott etwas mit
euch anfangen kann.
Und dann überlegt, was Ihr aus dem Herzen heraus tun könntet.
Steckt einander an mit eurem Licht. Ermutigt andere. Reißt sie
mit. „Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure
guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“
Ganz praktisch
Deswegen soll und muss es nun auch ein wenig praktisch werden. Das
Umweltteam will Sie zum Mitdenken und Mitmachen animieren: Indem Sie
die Umwelterklärung unserer Kirchengemeinde zur Hand nehmen,
die viele noch gar nicht kennen. Indem Sie ein lesenswertes Heft zum
Thema kaufen können. Und indem Sie jetzt als zweiten Teil der
Predigt noch praktische Beispiele hören. Vielleicht lassen Sie
sich ein wenig anstecken.
(Es ist geplant, die restlichen Texte des Gottesdienstes auch aufzuarbeiten
und als Gottesdienstentwurf zur Verfügung zu stellen.) |
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