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Die Predigt |
Der Regenbogen
als Zeichen der Treue Gottes
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
unter dem Regenbogen hängen dort drüben an der Wand Eure
Bilder. Unter dem Regenbogen haben wir Euch vor einem Jahr in Eure
Konfirmandenzeit eingeführt.
Der Regenbogen ist in der Bibel ein Zeichen der Treue Gottes zu seiner
Schöpfung und ein Zeichen des Bundes Gottes mit uns Menschen.
So sagt Gott nach der Sintflut: „Meinen Bogen habe ich in
die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen
mir und der Erde.“ (1. Mose 9,13)
In diesen Bund mit Gott seid ihr bei eurer Taufe hineingestellt worden.
Gott hat sein Ja zu euch gesagt. Heute seid ihr eingeladen, euer Ja
zu Gott zu sagen. Bei der Taufe hat euch Gott die Hand gereicht. Heute
seid ihr eingeladen, sein Angebot anzunehmen und in seine Hand einzuschlagen.
Der Regenbogen ist damit ein Symbol für den Konfirmationssegen,
der euch heute vor dem Altar zugesprochen wird mit den Worten:
„Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade:
Schutz und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem
Guten, dass du bewahrt wirst zum ewigen Leben.“
Diesen Schutz Gottes habt Ihr zumindest äußerlich in dieser
Konfirmandenzeit erfahren: Ihr seid bis auf kleinere Blessuren gesund
geblieben. Ihr seid heute Morgen alle gesund da. Und auch für
die weitere Zukunft wünschen wir euch mit diesem Gottesdienst
den Segen und die Begleitung Gottes.
Seinen Lebensweg unter dem Segen Gottes und unter dem Zeichen des
Regenbogens gehen – dazu gibt es in unserem Gesangbuch ein Lied.
So heißt es unter der Nummer 395:
Gott hat einen Plan für uns
1. Vertraut den neuen Wegen, / auf die der Herr uns weist, / weil
Leben heißt: sich regen, / weil Leben wandern heißt. /
Seit leuchtend Gottes Bogen / am hohen Himmel stand, / sind Menschen
ausgezogen / in das gelobte Land.
In jeder Generation neue gehen Menschen unter Gottes Segenszeichen.
Die Israeliten gingen damals in ihr gelobtes, also in ihr versprochenes
Land.
Was ist euer gelobtes Land? Was ist das Ziel eures Weges? Gott hat
einen Plan für euer Leben. Bei jedem einzelnen. Er weiß,
wo er euch einmal brauchen wird. Ihr wisst es in dieser bockigen Entwicklungsphase
noch nicht unbedingt. Ihr seid auf der Suche. Manche und mancher ahnt
vielleicht, wohin es gehen könnte: schulisch, beruflich, von
den Gaben und Fähigkeiten her.
Das möchte ich euch gerne zusagen: Auch wenn Ihr es noch nicht
wisst, auch wenn eure Eltern es noch nicht ahnen: Gott hat einen Plan,
einen Platz, ein gelobtes Land für euch.
Weil aber das Ziel noch nicht bekannt ist, und weil deswegen auch
der Weg noch nicht bekannt ist, braucht es Vertrauen. „Vertraut
den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist.“
Um diese Wege, die Gott für einen hat, zu entdecken, muss man
sich aufmachen. Man muss Neues wagen. Man findet den Weg nur im Gehen.
Man findet ihn nicht, indem man sitzen bleibt.
Ihr seid in diesem Jahr im Vergleich sehr brav gewesen. Die Kehrseite
ist: Ihr seid auch ein wenig lahm. Man muss euch immer wieder anschieben.
Man muss euch manches Wort aus der Nase ziehen. Werdet mutiger! Ergreift
Initiative! Mischt euch ein! Die Gemeinde braucht euch. Die Welt braucht
euch. Gott braucht euch.
Wir singen die erste Strophe des Liedes miteinander.
Gott braucht uns
2. Vertraut den neuen Wegen / und wandert in die Zeit! / Gott
will, dass ihr ein Segen / für seine Erde seid. / Der uns in
frühen Zeiten / das Leben eingehaucht, / der wird uns dahin leiten,
/ wo er uns will und braucht.
Noch einmal: Die Gemeinde braucht euch. Die Welt braucht euch. Gott
braucht euch.
Ihr geht nicht nur unter dem Segenszeichen des Regenbogens. Ihr sollt
auch selbst zu einem Segen werden. Diese Gedanken kommen von den Worten,
die Gott dem alten Stammvater Abraham weitersagt. Einer von euch hat
es als Spruch: „Ich will dich segnen, und ihr sollt ein Segen
sein.“ Gottes Segen ist nichts, was man wie einen Besitz festhalten
darf. Gottes Segen ist wie ein Geschenk zum Weitergeben.
Ein Segen für die Erde sollt ihr werden: Wir würden uns
natürlich freuen, wenn ihr ein Segen für diese Gemeinde
würdet, wenn ihr euch irgendwo einsetzt und engagiert, wenn ihr
die Gemeinde bereichert. Aber natürlich dürfen wir nicht
ganz so egoistisch sein. Hauptsache, ihr findet überhaupt ein
Engagement: In einem Verein, in einer Partei. Oder ihr übernehmt
Verantwortung in eurer Klasse oder eurer Schule.
In frühen Zeiten, so heißt es hier, also ganz am Anfang
hat Gott uns allen das Leben eingehaucht. Das erinnert an die Schöpfung
im ersten Buch Mose, wo Gott den Menschen aus Erde macht und dann
diesem Tonklumpen Leben einhaucht, damit er lebendig wird.
Das bedeutet: Jeder von uns, jeder von euch ist ein Individuum, eine
Einzelanfertigung. Wir kommen nicht als Massenware vom Band.
Und das bedeutet auch: Gott, der einem jeden von uns das Leben eingehaucht
hat, der kennt uns von Anfang an. Gott kennt uns seit unserer Taufe.
Besser: Es kennt uns seit unserem ersten Atemzug. Noch besser, so
sagt es die Bibel: Er kannte uns, bevor wir überhaupt geboren
wurden.
Und der uns kennt, wird uns dahin führen, dahin leiten, wo er
uns im Leben braucht. Also: Er hat einen Plan für unser Leben.
In unserem Leben steckt ein Sinn und ein Ziel.
Wir singen die zweite Strophe des Liedes miteinander.
Gott sendet uns in die Welt
3. Vertraut den neuen Wegen, / auf die uns Gott gesandt! / Er
selbst kommt uns entgegen. / Die Zukunft ist sein Land. / Wer aufbricht,
der kann hoffen / in Zeit und Ewigkeit. / Die Tore stehen offen. /
Das Land ist hell und weit.
Mit euerer Konfirmation werdet ihr in ein christliches Leben hinein
gesandt. Die Konfirmation ist eine Art Startschuss zur Eigenständigkeit.
Rein äußerlich gilt das heute nicht mehr so wie früher:
Früher begann man nach seiner Konfirmation, begann man nach seiner
achten Klasse die Lehre. Der sog. Ernst des Lebens begann. Heute dauert
für die meisten die Schule deutlich länger. Das mit dem
Startschuss zur Eigenständigkeit stimmt nicht ganz.
Doch was euren Glauben und eure Überzeugungen angeht, traut euch
die Kirche nun Selbständigkeit zu. Ihr dürft und sollt die
Zukunft dieser Gemeinde mit gestalten. Ihr dürft und sollt euer
eigenes Glaubensleben gestalten.
Die Zukunft ist Gottes Land, so heißt es hier. Das bedeutet:
Die Zukunft ist zwar unbekannt und auch risikoreich. Doch die Zukunft
ist nicht dunkel. Sie ist nicht beängstigend. Gott ist dabei.
Und dann ein Gedanke, der für die meisten von euch eher fern
und sehr weit weg ist: Zur Zukunft gehört auch einmal das Ende
des Lebens. Aus der Zeit wird einmal die Ewigkeit. Doch auch dieses
unbekannte Land gehört Gott. Es ist ein Land, das hell und weit
ist. Ein Land mit offenen Toren.
Vielleicht sagt ihr: Was interessiert uns heute an diesem Festtag
dieses Ende? Wir sind jung. Das ist weit weg. Und doch sind einzelne
von euch sehr wohl mit diesem Gedanken befasst, weil der Tod vielleicht
allzu nah in der Familie und in der Umgebung vorsichtig an die Tür
geklopft hat.
Der Segen der Konfirmation, das Segenszeichen des Regenbogens, sie
gelten nicht nur für die guten Zeiten, sondern auch für
die schlechten. Euer Konfirmationsspruch ist nicht nur ein Schönwetterwort.
Wenn Probleme kommen, sollt ihr euch auf ihn besinnen. Da soll er
seine Kraft erweisen. Und dann hat mancher schon seinen Konfirmationsspruch
ganz neu entdeckt.
„Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade:
Schutz und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem
Guten, dass du bewahrt wirst zum ewigen Leben.“ Amen |
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