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Die Predigt |
Wie gelingt Leben?
Wie gelingt das Leben? Auf diese Frage müssen wir als Kirchengemeinde
eine Antwort geben können. Wie gelingt das Leben? Auf diese Frage
müssen wir den Jugendlichen eine Antwort geben können. Sonst
werden sie sich still von uns verabschieden. Nicht, weil die Jugendlichen
diese Frage nicht interessieren würde: Wie gelingt das Leben?
Sondern, weil sie meinen, wir hätten zu diesem Thema nichts Überzeugendes
beizutragen.
Einige von euch Konfirmanden haben mir in den Konfirmandengesprächen
gesagt, dass sie sich zum ersten Mal so richtig mit der Frage nach
Gott beschäftigt haben, dass sie durch diese Konfirmandenzeit
Gott näher gekommen sind, dass sie mehr beten als vorher, dass
sie auch angefangen haben, in der Bibel zu lesen. Darüber freue
ich mich mehr als dass bis auf zwei alle ihre Lernstücke auswendig
gelernt und aufgesagt haben. Das auswendig Gelernte wird leider bald
wieder verloren sein, wenn es nicht wiederholt wird. Aber dass ihr
im Glauben ein Stückchen vorangekommen seid, das bleibt euch.
Jetzt, wo die regelmäßigen Konfirmandenstunden zu Ende
sind, jetzt, wo ihr ganz allein für euren Glauben verantwortlich
seid, kann ich euch nur bitten: Bleibt dran. Tut weitere kleine Schrittchen.
Dann kommt ihr ganz gewiss der Antwort auf diese Frage näher:
Wie gelingt mein Leben?
Wie gelingt mein Leben? Da geht es um die Zukunft, um die Schule,
um die Ausbildung, um sportliche oder musikalische Erfolge, um Freundschaft,
um Partnerschaft, um Gesundheit und und und.
Leben wie ein Baum
An den Baum will ich euch heute noch einmal erinnern, der seit eurer
Einführung vor einem Jahr zum Symbol eures Jahrgangs geworden.
Wie gelingt das Leben? Der Prophet Jeremia sagt: Das Leben gelingt,
wenn sich jemand auf Gott verlässt. Dann ist er nämlich
wie ein Baum, der fest verwurzelt ist. Jeremia Kapitel 17:
7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt und
dessen Zuversicht der HERR ist. 8 Der ist wie ein Baum, am Wasser
gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die
Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter
bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr
kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Schauen wir uns die Worte Stück für Stück an:
Gesegnet
7 Gesegnet ist, der sich auf den HERRN verlässt.
Segen – dieses biblische Wort bedeutet eigentlich nichts anderes
als das Gelingen des Lebens. Der ist gesegnet, dem gelingt das Leben,
der kann zufrieden und glücklich sein, der sich auf Gott verlässt.
Heißt das also: Wer an Gott glaubt, wer in ihm verwurzelt ist,
dem wird es immer gut gehen? Nein, das heißt es nicht. Segen
bedeutet nicht, dass es einem immer gut gehen muss. Eher vielleicht,
dass es am Ende gut hinausgeht.
Das könnt ihr auch hören in dem Konfirmationssegen, der
euch dann vor dem Altar zugesprochen wird:
„Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade: Schutz
und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem Guten,
dass du bewahrt wirst zum ewigen Leben.“
Das Böse und das Gute gehören zum Leben. Die Begegnung mit
dem Bösen, mit Traurigkeit, Misserfolg, Krankheit bleibt auch
einem glaubenden Menschen nicht erspart. Genauso wie einem Baum die
Stürme nicht erspart bleiben. Wenn er aber fest verwurzelt ist,
dann wird er es durchstehen.
Gepflanzt
7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt. 8 Der
ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt.
Pflanzen kann sich ein Baum nicht selbst. Das müssen andere tun.
Auch ihr habt euch nicht selbst das Leben geschenkt und den Ort und
die Familie ausgesucht, in der ihr lebt. Und wenn nun mit der Konfirmation
ein Stück mehr Selbständigkeit und Erwachsenwerden beginnt,
dann vergesst nicht, Euren Eltern, Euren Großeltern, Euren Paten
dankbar zu sein. Vielleicht hören es manche nicht gerne: auch
euren Lehrerinnen und Lehrern. Seid Ihnen dankbar – und sagt
es ihnen vielleicht auch – für alles Pflanzen und Gießen
und Düngen. Und wenn sie euch, wie das bei jungen Bäumen
meistens gemacht wird, allzu fest und allzu eng an einen Stock gebunden
haben: Dann gesteht ihnen zu, dass sie es gut gemeint haben und es
zur Standfestigkeit nötig war.
Zur Standfestigkeit nötig bis – ja bis zu dem Zeitpunkt,
wo das junge Wurzelwerk fest genug ist, dass der Baum alleine stehen
kann. Und dann, ja dann, liebe Eltern, müssen Sie auch die Schnur
lockern. Oder der aufschießende Baum wird so kräftig ziehen,
dass er den Stock, an den er gebunden ist, mit ausreißt.
Verwurzelt
7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt. 8 Der
ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach
hin streckt.
Mit der Konfirmation gesteht euch die Kirche zu, dass ihr euch nun
um eure Verwurzelung, um euren festen und sicheren Stand mehr und
mehr selbst kümmert. Lernt, alleine stehen und wachsen, zumindest,
was Glaubensdinge angeht. Übernehmt Verantwortung für Euren
Glauben. Übernehmt Verantwortung für eure Seele. Macht weitere
kleine Schritte. Bleibt nicht stehen. Orientiert euch nicht an den
Erwachsenen, die damals beim Kinder- und Konfirmandenglauben stehen
geblieben und glaubensmäßig eigentlich gar nicht erwachsen
geworden sind.
Wisst Ihr eigentlich, dass das unsichtbare Wurzelwerk eines Baumes
oft größer ist als seine sichtbare Baumkrone? Die Baumkrone
sehen alle. Damit kann man Menschen ziemlich leicht täuschen.
Aber was steht wirklich dahinter? Oder besser gefragt: Was ist unter
der Oberfläche?
In der Finanzkrise der letzten Monate ist mancher blühende Baum
ganz schnell abgestorben. Bäume, von denen man es nie gedacht
hätte.
Genauso kann ein blühender Mensch von heute auf morgen in eine
Lebenskrise geraten. Und dann ist auf einmal diese Frage da: Worauf
habe ich gebaut? Was sind meine Wurzeln?
Gehalten
Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht,
sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht,
wenn ein dürres Jahr kommt.
Lange Hitze setzt einem Baum zu. Dürre Jahre und Trockenperioden
sind ein Problem. Sie sind ein Problem für Bäume, die nicht
tief genug verwurzelt sind.
Und wenn dann bei jungen Menschen dürre Zeiten kommen: Krankheiten,
Misserfolge, zerbrechende Freundschaften, Stress in der Familie, Unzufriedenheit
mit dem eigenen Körper – dann ist sie auf einmal da, die
Frage nach den Wurzeln, die Frage nach dem festen Stand. Gibt mir
die Familie Halt? Geben mir meine Freundinnen und Freunde Halt? Finde
ich einen Halt bei Gott?
Ja, ihr findet Halt bei Gott, sagt der Prophet Jeremia. Ihr müsst
es nur ernsthaft wollen. Deswegen werdet Ihr als Konfirmanden dann
auch gefragt:
„Wollt ihr unter Jesus Christus, eurem Herrn, leben, im Glauben
an ihn wachsen und als evangelische Christen in seiner Gemeinde bleiben,
dann antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe.“
7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt und
dessen Zuversicht der HERR ist. 8 Der ist wie ein Baum, am Wasser
gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die
Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter
bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr
kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Da sind wir wieder bei unserer Anfangsfrage: Wie gelingt das Leben?
Leben gelingt, wenn ein Mensch den Eindruck hat, dass es Früchte
trägt. Das wünsche ich euch von Herzen. Und der Segen, den
wir euch dann mitgeben, der soll dazu helfen. Amen |
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