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predigt[e].de

Die Predigt vom 19. April 2009 (Konfirmation):
»Gesegnet, gepflanzt, verwurzelt und gehalten«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den Sonntag Quasimodogeniti („Wie die Neugeborenen“), auch „Weißer Sonntag“ genannt. Er ist in der Gemeinde der traditionelle Termin für die Konfirmation. Aufgrund des Jahresthemas „Baum“ wurde als Predigttext ein Vers aus dem Propheten Jeremia gewählt:
Predigttext
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Der Predigttext
7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist. 8 Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte. (Jeremia 17,7-8)
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Die Predigt
Wie gelingt Leben?

Wie gelingt das Leben? Auf diese Frage müssen wir als Kirchengemeinde eine Antwort geben können. Wie gelingt das Leben? Auf diese Frage müssen wir den Jugendlichen eine Antwort geben können. Sonst werden sie sich still von uns verabschieden. Nicht, weil die Jugendlichen diese Frage nicht interessieren würde: Wie gelingt das Leben? Sondern, weil sie meinen, wir hätten zu diesem Thema nichts Überzeugendes beizutragen.
Einige von euch Konfirmanden haben mir in den Konfirmandengesprächen gesagt, dass sie sich zum ersten Mal so richtig mit der Frage nach Gott beschäftigt haben, dass sie durch diese Konfirmandenzeit Gott näher gekommen sind, dass sie mehr beten als vorher, dass sie auch angefangen haben, in der Bibel zu lesen. Darüber freue ich mich mehr als dass bis auf zwei alle ihre Lernstücke auswendig gelernt und aufgesagt haben. Das auswendig Gelernte wird leider bald wieder verloren sein, wenn es nicht wiederholt wird. Aber dass ihr im Glauben ein Stückchen vorangekommen seid, das bleibt euch.

Jetzt, wo die regelmäßigen Konfirmandenstunden zu Ende sind, jetzt, wo ihr ganz allein für euren Glauben verantwortlich seid, kann ich euch nur bitten: Bleibt dran. Tut weitere kleine Schrittchen. Dann kommt ihr ganz gewiss der Antwort auf diese Frage näher: Wie gelingt mein Leben?
Wie gelingt mein Leben? Da geht es um die Zukunft, um die Schule, um die Ausbildung, um sportliche oder musikalische Erfolge, um Freundschaft, um Partnerschaft, um Gesundheit und und und.

Leben wie ein Baum

An den Baum will ich euch heute noch einmal erinnern, der seit eurer Einführung vor einem Jahr zum Symbol eures Jahrgangs geworden. Wie gelingt das Leben? Der Prophet Jeremia sagt: Das Leben gelingt, wenn sich jemand auf Gott verlässt. Dann ist er nämlich wie ein Baum, der fest verwurzelt ist. Jeremia Kapitel 17:
7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist. 8 Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Schauen wir uns die Worte Stück für Stück an:

Gesegnet

7 Gesegnet ist, der sich auf den HERRN verlässt.
Segen – dieses biblische Wort bedeutet eigentlich nichts anderes als das Gelingen des Lebens. Der ist gesegnet, dem gelingt das Leben, der kann zufrieden und glücklich sein, der sich auf Gott verlässt.
Heißt das also: Wer an Gott glaubt, wer in ihm verwurzelt ist, dem wird es immer gut gehen? Nein, das heißt es nicht. Segen bedeutet nicht, dass es einem immer gut gehen muss. Eher vielleicht, dass es am Ende gut hinausgeht.
Das könnt ihr auch hören in dem Konfirmationssegen, der euch dann vor dem Altar zugesprochen wird:
„Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gebe dir seine Gnade: Schutz und Schirm vor allem Bösen, Stärke und Hilfe zu allem Guten, dass du bewahrt wirst zum ewigen Leben.“
Das Böse und das Gute gehören zum Leben. Die Begegnung mit dem Bösen, mit Traurigkeit, Misserfolg, Krankheit bleibt auch einem glaubenden Menschen nicht erspart. Genauso wie einem Baum die Stürme nicht erspart bleiben. Wenn er aber fest verwurzelt ist, dann wird er es durchstehen.

Gepflanzt

7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt. 8 Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt.
Pflanzen kann sich ein Baum nicht selbst. Das müssen andere tun. Auch ihr habt euch nicht selbst das Leben geschenkt und den Ort und die Familie ausgesucht, in der ihr lebt. Und wenn nun mit der Konfirmation ein Stück mehr Selbständigkeit und Erwachsenwerden beginnt, dann vergesst nicht, Euren Eltern, Euren Großeltern, Euren Paten dankbar zu sein. Vielleicht hören es manche nicht gerne: auch euren Lehrerinnen und Lehrern. Seid Ihnen dankbar – und sagt es ihnen vielleicht auch – für alles Pflanzen und Gießen und Düngen. Und wenn sie euch, wie das bei jungen Bäumen meistens gemacht wird, allzu fest und allzu eng an einen Stock gebunden haben: Dann gesteht ihnen zu, dass sie es gut gemeint haben und es zur Standfestigkeit nötig war.
Zur Standfestigkeit nötig bis – ja bis zu dem Zeitpunkt, wo das junge Wurzelwerk fest genug ist, dass der Baum alleine stehen kann. Und dann, ja dann, liebe Eltern, müssen Sie auch die Schnur lockern. Oder der aufschießende Baum wird so kräftig ziehen, dass er den Stock, an den er gebunden ist, mit ausreißt.

Verwurzelt

7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt. 8 Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt.
Mit der Konfirmation gesteht euch die Kirche zu, dass ihr euch nun um eure Verwurzelung, um euren festen und sicheren Stand mehr und mehr selbst kümmert. Lernt, alleine stehen und wachsen, zumindest, was Glaubensdinge angeht. Übernehmt Verantwortung für Euren Glauben. Übernehmt Verantwortung für eure Seele. Macht weitere kleine Schritte. Bleibt nicht stehen. Orientiert euch nicht an den Erwachsenen, die damals beim Kinder- und Konfirmandenglauben stehen geblieben und glaubensmäßig eigentlich gar nicht erwachsen geworden sind.
Wisst Ihr eigentlich, dass das unsichtbare Wurzelwerk eines Baumes oft größer ist als seine sichtbare Baumkrone? Die Baumkrone sehen alle. Damit kann man Menschen ziemlich leicht täuschen. Aber was steht wirklich dahinter? Oder besser gefragt: Was ist unter der Oberfläche?
In der Finanzkrise der letzten Monate ist mancher blühende Baum ganz schnell abgestorben. Bäume, von denen man es nie gedacht hätte.
Genauso kann ein blühender Mensch von heute auf morgen in eine Lebenskrise geraten. Und dann ist auf einmal diese Frage da: Worauf habe ich gebaut? Was sind meine Wurzeln?

Gehalten

Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt.
Lange Hitze setzt einem Baum zu. Dürre Jahre und Trockenperioden sind ein Problem. Sie sind ein Problem für Bäume, die nicht tief genug verwurzelt sind.
Und wenn dann bei jungen Menschen dürre Zeiten kommen: Krankheiten, Misserfolge, zerbrechende Freundschaften, Stress in der Familie, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper – dann ist sie auf einmal da, die Frage nach den Wurzeln, die Frage nach dem festen Stand. Gibt mir die Familie Halt? Geben mir meine Freundinnen und Freunde Halt? Finde ich einen Halt bei Gott?

Ja, ihr findet Halt bei Gott, sagt der Prophet Jeremia. Ihr müsst es nur ernsthaft wollen. Deswegen werdet Ihr als Konfirmanden dann auch gefragt:
„Wollt ihr unter Jesus Christus, eurem Herrn, leben, im Glauben an ihn wachsen und als evangelische Christen in seiner Gemeinde bleiben, dann antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe.“

7 Gesegnet aber ist, der sich auf den HERRN verlässt und dessen Zuversicht der HERR ist. 8 Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hin streckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.
Da sind wir wieder bei unserer Anfangsfrage: Wie gelingt das Leben? Leben gelingt, wenn ein Mensch den Eindruck hat, dass es Früchte trägt. Das wünsche ich euch von Herzen. Und der Segen, den wir euch dann mitgeben, der soll dazu helfen. Amen

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de