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predigt[e].de

Die Predigt vom Ostersonntag 31. März 2002: »Der Sieger«


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Kirchenjahr

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Feiertagskalender (Tabelle)

  Mit dem Ostersonntag, dem „Tag der Auferstehung des Herrn“ endete die siebenwöchige Passions- und Fastenzeit. Evangelium der Auferstehungsbericht des Markus, Epistel die Auferstehungsbotschaft des Apostels Paulus.

Predigttext

Sie können Texte auch online nachlesen. Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.

  Anlässlich des 15jährigen Jubiläums stand nicht der übliche Predigttext, sondern eine Bildbetrachtung der Figur des Auferstandenen im Mittelpunkt.

Predigt

Figur des Auferstandenen

  Vor 15 Jahren ...

"Am Ostermorgen haben wir in unserer Kirche das Bildwerk eingeweiht, das hinfort jeden Gottesdienstbesucher an den Namen unserer "Auferstehungs"-Kirche erinnert. Wir haben allen Grund, dankbar zu sein, dass der Schöpfer des Werkes, Herr Bildhauer Max Nickl, sich bereiterklärt hatte, den Auftrag zu übernehmen und es rechtzeitig fertigstellen konnte. Dank sei auch allen gesagt, die beim Transport und beim Aufstellen mitgewirkt haben. Das Bild des auferstandenen Christus wird nun besonders auch den Gemeindegliedern ein sichtbares Zeichen des Trostes und der Hoffnung sein, die als Trauernde den Namen eines nahen Verwandten oder lieben Bekannten hören, den sie kürzlich durch den Tod verloren haben und an den die Gemeinde im Gottesdienst fürbittend gedenkt."

So schrieb Pfr. Gottfried Petzold in der "Saaser Glocke" vom Mai 1987. Am Ostersonntag also vor 15 Jahren – damals war es der 19. April – ist diese Skulptur aus Lindenholz eingeweiht worden. Damals stand die Kirchengemeinde vor dem 25jährigen Jubiläum der Kirche. Heuer können wir das 40jährige begehen. Der Stein- und Holzbildhauer Max Nickl aus Fichtelberg hat das Kunstwerk geschaffen. 1912 geboren hat er vor kurzem seinen 90. Geburtstag begangen.

Der Gottesdienst als Auferstehungsfeier

Sonntag für Sonntag führt dieses Auferstehungsbild den Gottesdienstbesuchern den Namen der Kirche vor Augen. Sonntag für Sonntag verkündigt es den Sieg Jesu über den Tod. Da sind wir beim Kern unseres Glaubens, denn unsere Sonntagsgottesdienste sind aus den Auferstehungsfeiern der ersten Christen entstanden: "Die Frauen kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging." So hieß es im Evangelium. (Markus 16,2) Für die ersten Christen Grund genug, ihren Gottesdienst vom jüdischen Sabbat weg auf den Sonntagmorgen vor Sonnenaufgang zu legen und sich durch das Aufgehen der Sonne Woche für Woche neu an die Auferstehung erinnern zu lassen.

Das Geschehen der Auferweckung

Was zeigt das Relief? Es zeigt den Moment, da der Auferstandene siegreich seinem Grab entsteigt. Eigentlich war es damals eine in den Felsen gehauene Grabhöhle mit einem Rollstein als Tür. Die mittelalterliche Kunst, die von den Gewohnheiten ihrer Zeit ausging, stellte es dar wie einen Sarkophag ihrer damaligen Zeit. Zu den Füßen des Auferstandenen ein Grabwächter mit geschlossenen Augen. Schläft er oder ist er geblendet?

Kein Auge hat damals geschehen, was geschah: Bei der Auferweckung Jesu war Gott, der Schöpfer, unter sich, genauso wie er es bei der Schöpfung gewesen ist. Der erste Evangelist, Markus, dessen Osterbotschaft wir vorhin als Evangelium gehört haben, hält sich zurück mit der Frage, wie es geschehen ist. Lukas und Johannes tun es auch. Matthäus, der sich damit nicht zufrieden gibt, sagt es so:

1 Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. 2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. 3 Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee.4 Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. (Matthäus 28,1-4)

Auferstehung als eine neue Schöpfung

Daran liegt den Evangelisten vor allem, und daran liegt auch den Darstellungen der christlichen Kunst: Der da aus dem Grab steigt, ist kein Phantom. Er ist derselbe, der zwei Tage zuvor ans Kreuz geschlagen worden war. Mag er auch nicht mehr dieselbe Gestalt haben wie vor der Auferstehung, (so dass ihn dann auch die Emmausjünger nicht haben erkennen können) - die Wundmale an der rechten Hand, an den Füßen und in der Seite weisen ihn aus als den Gekreuzigten. Doch Gesicht und Körper sind nun unversehrt, neugeschaffen, verwandelt. Die Auferweckung Jesu ist keine Neubeseelung eines Leichnams, sondern eine Verwandlung, eine neue Schöpfung.

Glorienschein und Victory-Zeichen

Diese neue, himmlische Existenz zeigt der Glorienschein, Nimbus genannt, hinter dem Kopf des Auferstandenen. Bekannter ist er in der Form eines hellen Kreises. Ursprünglich aber bestand er wie hier aus vier Lichtstrahlen. (Den vierten müssen sie sich hinter dem Kopf denken.) Von einem "Kreuznimbus" spricht man, der in der christlichen Kunst Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist vorbehalten ist. Ein weiterer, sechsstrahliger Nimbus geht vom Körper des Auferstandenen aus. Auch er ist bekannter als helles Oval, als sogenannte Mandorla, die auf Bildern die Figur umhüllt.

Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand sind erhoben. Man kann sie als Geste des Segens deuten. Bei anderen Darstellungen aus der christlichen Kunst sind die beiden Finger deutlich zu einem "V" gespreizt: V für das lateinische "victoria", englisch "victory", auf deutsch "Sieg".

Die Siegesfahne

In der linken Hand hält der Auferstandene den Stab mit der Siegesfahne. Er hat die Form eines Kreuzes, um deutlich zu machen, dass dieser Sieg durch das Kreuz hindurch errungen wurde. Wenn diese Fahne in der christlichen Kunst in Farbe dargestellt wird, dann trägt sie ein weißes Kreuz auf rotem Grund: Der rote Hintergrund der Fahne weist noch einmal zurück auf das am Kreuz vergossene Blut Christi. Darauf in weiß, der Farbe des Lichts, der Reinheit, des Glanzes und der Freude das Kreuz, das nun kein Kreuz des Todes mehr ist, sondern ein Kreuz des Lebens.

Solche Darstellungen des Gekreuzigten gab es in der Kirchengeschichte nicht von Anfang an. Man machte im ersten Jahrtausend Ernst damit, dass das Geschehen der Auferstehung ja den menschlichen Augen verborgen war, und erst der Auferstandene als Person sich dann den Jüngern und den Frauen zeigte. Ab dem 12. Jhd. ungefähr kommen dann aber diese Darstellungen auf, wo Jesus im geöffneten Sarkophag steht, mit erhobener rechter Hand und der Siegesfahne in der linken. In ihrer Form erinnert diese Fahne an die Heeresfahne, die der erste christliche Kaiser Konstantin d. Gr. seinem Heer vorantragen ließ. Von solchen Fahnen, von Luther mit dem Wort "Banner" übersetzt, hören wir auch im Alten Testament, dass sie den Kriegsheeren der israelitischen Stämme vorangetragen wurden.

Christus, der Sieger

Einem siegreichen Heerführer gleich feiert und demonstriert also Christus öffentlich seinen Sieg über den Tod. Das, was für die menschlichen Augen verborgen in jener Nacht geschah, soll aller Welt sichtbar werden. In zwei unserer Osterverse wird das besungen:

"Er war ins Grab gesenket, der Feind trieb groß Geschrei; eh er's vermeint und denket, ist Christus wieder frei und ruft Viktoria, schwingt fröhlich hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält." (EG 112, 2) So werden wir im Anschluss singen.

"Nicht mehr als nur drei Tage lang mein Heiland bleibt in's Todes Zwang; am dritten Tag durchs Grab er dringt, mit Ehr sein Siegesfähnlein schwingt. Halleluja." (EG 111,3) So haben wir zu Beginn gesungen.

So zeigt uns das Osterfest den öffentlichen Triumph des Lebens über den Tod, den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit, den Sieg der Hoffnung über die Verzweiflung. Gebe Gott, dass dieser Sieg sich auch in Ihrem Leben und Glauben auswirkt: Fassen Sie neues Vertrauen, dass auch bei Ihnen persönlich das Leben über den Tod triumphiert, und die Hoffnung über die Verzweiflung die Oberhand behalten wird. Denn erst dann, wenn es nicht nur in den Schaufenstern und in der Natur, sondern auch in den Herzen und im Glauben Ostern geworden ist, ist es wirklich Ostern geworden. Amen

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de