predigt[e].de |
[Zurück zur Leitseite] [Überblick über die Predigten] [Predigtdatenbank] |
Kirchenjahr |
Die
evangelische Kirche beging am Sonntag den sog. "Weißen
Sonntag" mit dem lateinischen Namen
Quasimodogeniti ("Wie die neugeborenen
Kinder"). Beides hat damit zu tun, daß in der
frühen Kirche an diesem Tag Menschen (in weißen
Taufkleidern) getauft wurden.Dieser Sonntag ist in der
Gemeinde der traditionelle Konfirmationstermin. Epistellesung und Predigttext dafür finden sich im 1. Brief an Timotheus Kapitel 6, Vers 12-16. Ich habe mich auf Vers 12 beschränkt: |
Predigttext |
"Kämpfe den guten Kampf des Glaubens. Ergreife das ewige Leben, wozu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen." |
Predigt |
Gerne
gibt man jungen Menschen bei ihrer Konfirmation ein
Leitmotto mit auf den Lebensweg. Mein Motto heute: Konfirmation
- nicht Konformation. Ein Buchstabe nur unterscheidet
die beiden Worte. Und doch trennen sie Welten: Konformation
- das geschieht dauernd. Konformation - da steckt konform
drin. Kon-form auf deutsch: gleich-förmig. Wenn jemand
konform geht, dann paßt er sich an. Konform gehen, das
heißt: Nicht aus der Reihe tanzen. Ja nicht auffallen.
Mit der Masse gehen. Machen, wie es die anderen auch
machen. Unter Konformismus steht im Fremdwörterbuch:
"Geisteshaltung, die stets um Anpassung der
persönlichen Einstellung an die bestehenden
Verhältnisse bemüht ist." Konformation - da fällt mit der Sinnspruch ein: "Als Originale hat uns Gott geschaffen. aber wir enden dauernd als Kopien." Von Gott her, von unserer Taufe her sind wir alle Originale, Einzelanfertigungen, nicht Massenware, jeder mit seiner eigenen Art, mit seinen eigenen Fähigkeiten, jeder mit seinem eigenen Weg. Und das stimmt auch für Euch Konfirmanden: Es gibt unter Euch Originale. Es gibt eine Menge versteckter Fähigkeiten. Wenn nur alle den Mut hätten, original zu sein! Aber da eckt man halt an. Man findet nicht nur Freunde. In der Masse kann man sich leichter verstecken. Deshalb lie- ber: Konformation. Was aber heute geschehen soll und was auch Euer Leben bestimmten soll, ist Konfirmation: Nicht konform werden, sondern firm werden. Firm, das heißt: Kräftig, selbständig, mit festem Boden unter den Füßen. Konfirmation, das heißt Bekräftigung und Bestärkung für den Lebens- und Glaubensweg, der vor Euch liegt. Selbständige und mündige Menschen sollen aus Euch werden. Selbständige und mündige Bürger. Selbständige und mündige Gemeindeglieder. Kurz: Originale. Jeder von Euch wird auf dieser Welt als Original gebraucht, jeder in seiner Art. Euer Leben als Original bestehen und nicht als billige Kopie, das bedeutet, dort, wo es nötig ist, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen. Natürlich ist es mit dem Strom einfacher. Aber mit dem Strom schwimmen nach einem Sprichwort nur die toten Fische. Gegen den Strom braucht es Mut und Kraft. Gegen den Strom ist es immer wieder ein Kampf, aber ein Kampf, der sich lohnt. Von diesem Kampf auf eine gutes Ziel hin handelt der heutige Konfirmationstext. Paulus schreibt an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus. Er mutet ihm zu, wozu andere ihn für zu jung hielten: eine Aufgabe übernehmen, eine Gemeinde leiten. Und Folgendes gibt er ihm dabei auf den Weg mit: "Kämpfe den guten Kampf des Glaubens. Ergreife das Leben, zu dem dich Gott berufen hat. Erinnere dich an das gute Bekenntnis, das du damals vor vielen Zeugen abgelegt hast." Mit einem Wettkampf
vergleicht Paulus das Leben und die Aufgaben, die vor
Euch liegen. Das Leben - es wird Euch nicht einfach in
den Schoß fallen. Es will erkämpft, ergriffen, mutig am
Schopf gepackt werden. Aber doch nicht so, wie viele
heute kämpfen, und wie es Euch viele in der Gesellschaft
vorleben: mit Ellenbogen und jeder gegen jeden. Nicht den
Ringkampf meint Paulus, sondern den sog. Laufkampf der
damaligen Zeit, den Kampf in der Laufarena, den
"guten Kampf". Wenn nur äußeres und inneres Leben, wenn nur Berufs- und Glaubensleben auch immer miteinander im Rhythmus gehen würden! Aber das ist die große altbekannte Gefahr, daß jemand glaubensmäßig bei seiner Konfirmation stehen bleibt. Er kann dann bei seinem Lebenslauf auf dem Höhepunkt sein oder auch schon kurz vor dem Ziel, und im Glaubensleben doch noch ganz am Anfang. Im Leben ein Mann, im Glauben ein Kind. So ähnlich, wie wenn jemand im Beruf seine Lehre abschließt und dann hinterher nichts mehr hinzulernt. In Lebenskrisen und Herausforderungen zeigt es sich dann. Wie will man die Krisen eines Erwachsenen mit dem Handwerkszeug des Kinderglaubens lösen? Bemüht euch darum, daß mit dem äußeren Menschen, der wächst und vorwärtskommt, auch der innere wächst. Auf diesen Lebensweg
hin zum mündigen Menschen setzen wir Euch als
Konfirmanden heute. Von seinem Beginn und von seinem Ziel
redet Paulus, wenn er sagt: "Kämpfe den guten Kampf
des Glaubens. Ergreife das Leben, zu dem du berufen bist,
seit du dich dazu bekannt hast vor vielen Zeugen." Das ist und bleibt ein heikles Problem unserer Konfirmationspraxis: Beim Ja, das zwei Menschen in der Ehe zueinander sprechen, läßt man sich mittlerweile lange Zeit. Man erprobt sich erst. Man nähert sich einander geduldig an und überstürzt nichts. So hat sich die kirchliche Trauung mit der Gesellschaft gewandelt. Doch die Konfirmation wird immer noch wie vor Jahrhunderten gefeiert, als hätten sich junge Menschen seitdem in ihrer Entwicklung nicht gewandelt. Der eine wäre mit 10 schon reif zum Glauben gewesen und der andere ist es mit 18 noch nicht. Das Ziel aber, auf
das Paulus weist, bleibt für alle gleich: "Kämpfe
den guten Kampf des Glaubens. Ergreife das ewige Leben,
zu dem du berufen bist, seit du dich dazu bekannt hast
vor vielen Zeugen." Kämpft also den guten Kampf des Glaubens. Ergreift das ewige Leben, zu dem Ihr berufen seid, wenn Ihr Euch nun vor vielen Zeugen dazu bekennt. Amen |
Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857 |