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Aus dem Familiengottesdienst vom 19. Juli 1998:
»Wasser ist Leben«


Kirchenjahr

Die evangelische Kirche beging am Sonntag den 6. Sonntag nach Trinitatis. Er gilt traditionell als Tauferinnerungs-Sonntag.Wir haben an diesem Tag zu einem Familiengottesdienst eingeladen.

Predigttext

Eine Predigt im üblichen Sinne gab es in diesem Gottesdienst nicht, wohl aber eine Bildbetrachtung unter dem Motto "Wasser ist Leben". Hier einige Gedanken aus der Betrachtung und dem Gottesdienst:

Predigt

Bildbetrachtung

Eine Postkarte haben Sie alle bekommen, als Sie hereingekommen sind. Einen Brunnen mit einem Brunnentrog kann man darauf sehen.
Wer weiß, wie alt der Brunnen schon ist. Schön anzusehen ist er nicht gerade. Die Zeit und das Wasser ihre Spuren an ihm hinterlassen.
Doch wie so oft im Leben kommt es auf die Verpackungen nicht an. Das äußere Bild ist nicht entscheidend, sondern der Inhalt.
Der Knauf des Brunnens ist glatt und glänzend. Der Brunnen ist im Gebrauch. Wieviele Menschen mögen sich an diesem Knauf im Laufe der Jahre festgehalten haben? Festgehalten und dann hingebeugt zu dem Strahl lebendigen Wassers?
Vielleicht erinnert Sie dieser Brunnen. Vielleicht erinnert er Sie an eine Situation im eigenen Leben, in der man froh war um einen Schluck Wasser: vielleicht in schlechter entbehrungsreicher Zeit oder auch kürzlich auf einer Wanderung. Wie gut kann Wasser schmecken, wenn nur die Situation dazu paßt! Wie kann das Wasser Leben und Frische schenken?
Wasser ist Leben. Ohne Wasser können wir nur ein paar Tage überleben. Unser Körper besteht zu einem großen Teil aus Wasser. Das Wasser ist der Urstoff der Schöpfung und des Lebens.
Wasser ist Leben. Dort wo Jesus gelebt hat, dort, wo die Bibel entstand, war das den Menschen umso deutlicher. Israel ist von Wüste bedroht. Mühsam hat man mit dem Wasser des Jordans und des Regens daraus ein blühendes Land gemacht.

Doch nicht nur körperlich braucht der Mensch das Wasser. Man kann nicht nur leiblich und äußerlich verdursten. Man kann auch innerlich, seelisch austrocknen und Durst nach Leben haben. So laden die Propheten des Alten Testamentes zu Gott als dem lebendigen Wasser ein. So bietet sich Jesus als das lebendige Wasser an, das den Durst des Lebens und der Seele stillen kann. Hinbeugen muß man sich und sich öffnen, so wie an diesem Brunnen.

Wasser ist Leben. Das wissen alle Religionen dieser Welt, nicht nur die christliche. Wasser bringt mit Gott, dem Spender des Lebens, in Verbindung.
Und doch ist das Wasser der Taufe eigentlich an sich nichts Besonderes. Das Wasser selber ist nicht heilig. Es ist normales Leitungswasser, um des Kindes willen angewärmt. Es ist nicht, wie in der katholischen Kirche, in der Osternacht geweiht. Es ist kein Wasser aus dem Jordan, wie es sich manche besorgen.
Nach unserem lutherischen Glauben hängt die Taufe nicht am Element des Wassers, sondern an unserem Glauben, daß unter diesem Zeichen des Wassers Gott einen Menschen annimmt.
Das wollen wir heute ernst nehmen: Wenn wir jetzt ... taufen. Und wenn wir uns anschließend an unsere eigene Taufe erinnern. Amen

Einladung zur Tauferinnerung

Rein äußerlich ist die Taufe eine Momentsache. Sie ist als Handlung schnell wieder vorbei. Doch sie gilt lebenslang. Daß vergißt man allzu leicht, wenn man sich nicht immer wieder bewußt daran erinnert. "Tauferinnerung" nennen wir das in der christlichen Kirche oder auch "Taufgedächtnis". Dazu wollen wir sie einladen. In der nächsten Viertelstunde haben Sie Gelegenheit, jede und jeder auf seine Weise diese Tauferinnerung zu begehen. Sitzend oder gehend. In sich gekehrt oder im Gespräch.

I) Eine Taufkerze anzünden
Die erste Möglichkeit: Die Familie hat eine Taufkerze mitgebracht. Sie wird sie gleich im Anschluß dort hinten an der Osterkerze entzünden. Die Taufkerze wird als Licht aus diesem Gottesdienst mit nach Hause genommen und sie erinnert, sooft man sie sieht, an den heutigen Tag. Doch auch jeder von Ihnen, der will, hat heute die Gelegenheit, sich dort am Tisch eine kleine Taufkerze zu entzünden. Teelichte mit einem Bibelwort stehen bereit, die Sie anzünden und anschließend mit nach Hause nehmen können.

II) Sich mit dem Kreuz segnen lassen
Eine zweite Möglichkeit: Kommen Sie wie die Familie zum Taufstein. Schauen Sie sich Ihr Spiegelbild im Wasser des Lebens an. Und wer möchte, kann von mir mit diesem Wasser ein Kreuzeszeichen auf die Stirn bekommen, so wie auch das kleine Kind vorhin gesegnet worden ist. Oder so wie Katholiken gewohnt sind, sich mit dem Weihwasser zu bekreuzigen in Erinnerung an ihre Taufe.

III) Sakristei als Ort der Stille
Eine dritte Möglichkeit: Wenn Sie dem Gemurmel dieser nächsten Viertelstunde bewußt entgehen wollen, finden Sie einen Ort der Stille in der Sakristei. Dort können Sie z.B. die Postkarte noch einmal meditieren oder das Verteilblättchen zum heutigen Predigttext in Ruhe lesen.

III) Fürbitten schreiben
Als viertes und letztes haben Sie die Möglichkeit, Ihre Bitte und Ihren Dank niederzuschreiben und sie dort hinten in die Gebetskästen zu werfen. Die Gebete aus dem einen Kasten werden heute zum Schluß noch verlesen. Alle anderen finden Platz in meinem persönlichen Gebet.

Die Band wird uns währenddessen ein Lied zum Anhören singen. Und wenn sie dann zum zweiten mal ein Lied anstimmt, dann bitte ich alle wieder langsam an die Plätze, damit wir den Gotteseinst gemeinsam mit Gebet und Segen beenden können.


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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de