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predigt[e].de

Die Predigt vom 26. September 2004 (Michaelstag):
»Der Teufel hat höllische Angst«

Kirchenjahr
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Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 16. Sonntag nach Trinitatis. In der Kirchengemeinde wird der Sonntag vor dem 29. September jedoch als Michaelstag mit einem ökumenischen Gottesdienst begangen. Sein Thema sind die Engel als gute Mächte Gottes. Epistel und Predigttext (s.u.) war ein Abschnitt aus Offenbarung 12:
Predigttext
Sie können den Text auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
7 Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, 8 und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel.9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. 10 Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.11 Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod.12 Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der
Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat.
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Die Predigt
Das Böse und Teuflische heute

Sitzen Sie auch manchmal fassungslos oder ratlos bei den Nachrichten vor dem Fernseher oder über der Zeitung? Mit ohnmächtiger Wut über die Scheußlichkeiten, die sich Menschen auf dieser Welt antun?
Da köpfen islamische Terroristen im Irak wehrlose Menschen und fertigen Videos davon an. Ein junger unauffälliger Mann fällt über seine Nichte her und hat womöglich noch eine zweite Bluttat auf dem Gewissen. Gierige Erwachsene foltern im Hinterzimmer einer Gaststätte einen Fünfjährigen zu Tode.
Was geht in solchen Menschen vor? Sind es noch Menschen? Was treibt sie und wer treibt sie? "Ich weiß nicht, was mich da gepackt hat." So entschuldigen sich manchmal Gewaltverbrecher vor Gericht. Sind das nur billige Ausreden oder gibt es so etwas wie böse oder teuflische Mächte, die einen Menschen packen, unter ihre Gewalt bringen und bösen Taten antreiben können? Ist der Böse, der Satan, der Teufel eine Figur aus alten Mythen, aus Märchen oder aus den neuen Fantasyfilmen? Oder gibt es solche Mächte in der Realität?

Das Teuflische damals

Die verfolgten Christen damals am Ende des 1. Jhd. nach Christus hatten dazu eine eindeutige Antwort: Der römische Kaiser Domitian, der sich als Gott anbeten und Opfer bringen ließ, und der jeden mit dem Tod bedrohte, der nicht öffentlich seinem Christengott absagte, der erschien den Christen damals als Ausbund des Bösen, als Werkzeug des Drachens, als Teufel.
In dieser Zeit ist das letzte Buch unserer Bibel entstanden, die Offenbarung des Johannes. Offenbarung des Johannes: d.h. der Seher Johannes hat in eine andere, eine jenseitige Welt, in eine andere Dimension blicken dürfen. Er sieht Dinge, für die er keine Worte hat, und die er nur in Bildern sagen kann. Deswegen können seine Worte auch nicht einfach wörtlich genommen werden. Er versucht, seinen Mitchristen Mut zu machen, indem er sagt: "Es ist wirklich der Teufel am Werk, wenn Ihr verfolgt, verklagt und getötet werdet. Aber ich habe hinter die Kulissen blicken dürfen und kann Euch nun sagen: Haltet aus, denn er hat in Wirklichkeit schon verloren. Seine Macht ist bald am Ende. Gott ist stärker. Er lässt ihn nur noch ein wenig gewähren."

Gott und das Böse

Wie in der Offenbarung des Johannes das Böse beschrieben wird, ist wegen der Bildersprache nicht entscheidend. Aber dass es das Böse als eine Macht gibt, davon war man überzeugt. Und diese Überzeugung teilten die Christen damals mit allen ihren Zeitgenossen, Christen und auch
Nichtchristen. Grob gesprochen gab es zwei Lösungen:
Für verschiedene nichtchristliche Religionen gab es zwei göttliche Mächte, eine gute und eine böse. Beide waren etwa gleich stark und miteinander im Kampf. Alles Gute kam von der guten Macht, alles Böse kam von der bösen Macht. Zweifel am guten Gott brauchten also nicht auszukommen.
Für die Christen aber, die wie die Juden an dem einen allmächtigen Gott festhielten, war die Frage nach der Macht des Bösen nicht so leicht
zu beantworten: So sagten die einen, Gutes wie Böses komme beides gleichermaßen aus Gottes Hand. Und so können wir es auch an verschiedenen Stellen der Bibel lesen. (Amos 3,6; Jes 45,7; Klgl 3,37-38)
Andere wie die Offenbarung des Johannes gehen einen Mittelweg: Gott ist und bleibt der allein Mächtige. Das Böse selber hat keine eigene Macht. Es untersteht Gott, hat sich aber von ihm losgesagt und selbständig gemacht. Und Gott lässt es eine Zeitlang gewähren. Ja, es kann wie im Buch Hiob sogar so eine Art Prüfungswerkzeug Gottes sein.

Böse und gute Mächte kämpfen miteinander und das Gute siegt

7 Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel, 8 und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel.
Das Wort "Himmel" wird hier anders gebraucht als sonst: Himmel, das meint einen jenseitigen Bereich, eine andere Dimension. Hinter den Kulissen sozusagen. Da kämpfen unsichtbar für uns Menschen gute und böse Mächte gegeneinander.
Auch das Wort Engel wird hier anders gebraucht, als wir es gewohnt sind. Engel kennen wir sonst nur im Guten. Hier ist von bösen Engeln und guten Engeln die Rede. Böse Mächte und gute Mächte. Werkzeuge des Bösen und Werkzeuge Gottes.
Die Vorstellung vom Kampf des Guten gegen das Böse gehört zum Denken der Menschen seit alters. Am Ende setzt sich das Gute durch, sagen uns schon die Märchen. Auch jeder James-Bond-Film lebt davon. Und Harry Potter genauso wie der Herr der Ringe.

Michael wird hier und an anderen Stellen der Bibel als der Anführer der Engel, der Anführer der guten Mächte genannt. Michael ist hebräisch
und bedeutet: "Wer ist wie Gott?" Gemeint ist: Es gibt keine größere und stärkere Macht als ihn. In diesem Michael ist letztlich Gott selber
am Werk, wie überhaupt in unserer Bibel Engelbegegnungen eigentlich Gottesbegegnungen sind.

Soll man an den Teufel glauben?

9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt.
Soll man heute an den Teufel glauben? Wenn die Frage so gestellt wird, ist es einfach: An den Teufel glauben Christen nicht, sondern allein an Gott. Und auch der Teufel mit dem Pferdefuß, den Hörnern und dem Schwefelgeruch ist eher eine Karikatur.
Doch wie steht es mit dem Bösen als einer Macht, als einer Kraft, die Menschen in ihren Bann ziehen und zum Bösen anstiften will?
Vier Bilder und Namen trägt das Böse im Buch der Offenbarung: Der "Drache" ist ein Bild für das Urchaos, das Gott bei der Schöpfung gebändigt hat. Die "Schlange" erinnert an die Sündenfallgeschichte mit ihren Einflüsterungen: "Solltest du nicht doch ...?" "Könntest du nicht einmal ...?"
"Satan" ist hebräisch und bedeutet auf deutsch: der Verkläger, der Ankläger. Und "Teufel" ist die deutsche Form des griechischen Wortes Diabolos: der Durcheinanderwerfer, der Verleumder, der Täuscher.
Sie sehen an diesen ganz verschiedenen Begriffen, dass wir in unserer Bibel keine fertige Lehre vom Bösen finden. Doch allgemein ist das Böse das, was sich eigenmächtig von Gott losgesagt hat, eigene Macht gewinnen und Menschen von Gott abspenstig machen will.

Soll man an Engel glauben?

Und die entsprechende Frage: Soll man heute an Engel glauben? Die typischen Schutzengel-Bilder mit Kindern, die über einen schmalen Steg geleitet oder am Abgrund beschützt werden, galten lange als kitschig. Nun wächst seit Jahren die Zahl der Engelsbücher und der Engelsberichte wieder.
Vielleicht verhält es sich ähnlich wie bei den bösen Mächten: Die großen Engel mit den Flügeln oder die kleinen mit den Pausbäckchen kommen aus dem Reich der frommen Phantasie. Die Engel als die guten Mächte Gottes aber gehören untrennbar zu unseren biblischen Geschichten und
christlichen Liedern.
Es gibt nun einmal keine eindeutige Antwort für Dinge, die in eine andere Dimension gehören. Die einen brauchen sie und leben gerne mit ihnen. Und die anderen sagen: Ich kann auf Zwischenwesen zwischen Gott und Mensch verzichten. Es reicht mir, wenn Gott direkt auf mich achtgibt. Da braucht es keinen Schutzengel.

Gott hat sich durchgesetzt

10 Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.
Ganz unabhängig von der Frage nach den guten und bösen Mächten steht nach der Offenbarung aber dieses eine fest: Hinter den Kulissen ist der Kampf schon entschieden. Es ist alles klar. In der Realität der unerlösten Welt aber muss es sich erst noch durchsetzen. Wie sollen wir mit diesem Zwiespalt umgehen?
Mir fällt nichts anderes ein als an Jesus zu erinnern: Er hat auf Schritt und Tritt konsequent gegen das Böse gekämpft und er hat seinen Jüngern im Vaterunser beigebracht: "Erlöse uns von dem Bösen."

Wer sich auf ihn verlässt, dem kann das Böse nichts anhaben.

11 Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod.
So ist von denen gesagt, die damals unter dem Kaiser Domitian standhaft geblieben sind. Es wird aber mit der Bildsprache vom Blut des Lammes auch an Jesus erinnert, der durch seinen Tod dem Bösen die Macht genommen hat. Dass jemand für die Schwächeren da ist, dass er sich für andere einsetzt, ja dass jemand sein Leben freiwillig hergibt, das ist dem Bösen ganz und gar zuwider. Das Böse will Macht. Es will gewinnen. Das Böse kann mit dem Kreuz nichts anfangen.

Zuletzt aber: Was ist, wenn jemand mit diesem Bösen zu tun bekommt, das zwar schon verloren, aber doch noch Macht hat? Entweder, dass man in Versuchung steht, sich zum Bösen hinreißen zu lassen, oder dass man sich seelisch oder körperlich vom Bösen bedroht sieht?
Durch das Kreuz Jesu wird das Böse überwunden und besiegt, steht hier. Für den, der in Versuchung zu geraten droht, ist es der Hinweis, dass nicht das Streben nach Macht die Welt weiterbringt, sondern nur die Hingabe.
Und die, die Angst vor dem Bösen bekommen, dürfen wissen, dass das Böse seinerseits eine höllische Angst vor dem Kreuz hat: Mancher neugierige Jugendliche, der beim Tischerücken auf einmal den kalten Hauch des Bösen verspürt hat und nachts nicht mehr schlafen konnte, hat erst mit dem Kreuz in der Hand wieder Frieden finden können. Gott und seine guten Mächte sind das einzige Hilfsmittel gegen die bösen Mächte.

1. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List
5. Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held, dass uns der Feind nicht trutze noch fäll die böse Welt.
Amen

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

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