|
Die Predigt |
Das
Böse und Teuflische heute
Sitzen Sie auch manchmal fassungslos oder ratlos bei den Nachrichten
vor dem Fernseher oder über der Zeitung? Mit ohnmächtiger
Wut über die Scheußlichkeiten, die sich Menschen auf dieser
Welt antun?
Da köpfen islamische Terroristen im Irak wehrlose Menschen und
fertigen Videos davon an. Ein junger unauffälliger Mann fällt
über seine Nichte her und hat womöglich noch eine zweite
Bluttat auf dem Gewissen. Gierige Erwachsene foltern im Hinterzimmer
einer Gaststätte einen Fünfjährigen zu Tode.
Was geht in solchen Menschen vor? Sind es noch Menschen? Was treibt
sie und wer treibt sie? "Ich weiß nicht, was mich da gepackt
hat." So entschuldigen sich manchmal Gewaltverbrecher vor Gericht.
Sind das nur billige Ausreden oder gibt es so etwas wie böse
oder teuflische Mächte, die einen Menschen packen, unter ihre
Gewalt bringen und bösen Taten antreiben können? Ist der
Böse, der Satan, der Teufel eine Figur aus alten Mythen, aus
Märchen oder aus den neuen Fantasyfilmen? Oder gibt es solche
Mächte in der Realität?
Das Teuflische damals
Die verfolgten Christen damals am Ende des 1. Jhd. nach Christus hatten
dazu eine eindeutige Antwort: Der römische Kaiser Domitian, der
sich als Gott anbeten und Opfer bringen ließ, und der jeden
mit dem Tod bedrohte, der nicht öffentlich seinem Christengott
absagte, der erschien den Christen damals als Ausbund des Bösen,
als Werkzeug des Drachens, als Teufel.
In dieser Zeit ist das letzte Buch unserer Bibel entstanden, die Offenbarung
des Johannes. Offenbarung des Johannes: d.h. der Seher Johannes hat
in eine andere, eine jenseitige Welt, in eine andere Dimension blicken
dürfen. Er sieht Dinge, für die er keine Worte hat, und
die er nur in Bildern sagen kann. Deswegen können seine Worte
auch nicht einfach wörtlich genommen werden. Er versucht, seinen
Mitchristen Mut zu machen, indem er sagt: "Es ist wirklich der
Teufel am Werk, wenn Ihr verfolgt, verklagt und getötet werdet.
Aber ich habe hinter die Kulissen blicken dürfen und kann Euch
nun sagen: Haltet aus, denn er hat in Wirklichkeit schon verloren.
Seine Macht ist bald am Ende. Gott ist stärker. Er lässt
ihn nur noch ein wenig gewähren."
Gott und das Böse
Wie in der Offenbarung des Johannes das Böse beschrieben wird,
ist wegen der Bildersprache nicht entscheidend. Aber dass es das Böse
als eine Macht gibt, davon war man überzeugt. Und diese Überzeugung
teilten die Christen damals mit allen ihren Zeitgenossen, Christen
und auch
Nichtchristen. Grob gesprochen gab es zwei Lösungen:
Für verschiedene nichtchristliche Religionen gab es zwei göttliche
Mächte, eine gute und eine böse. Beide waren etwa gleich
stark und miteinander im Kampf. Alles Gute kam von der guten Macht,
alles Böse kam von der bösen Macht. Zweifel am guten Gott
brauchten also nicht auszukommen.
Für die Christen aber, die wie die Juden an dem einen allmächtigen
Gott festhielten, war die Frage nach der Macht des Bösen nicht
so leicht
zu beantworten: So sagten die einen, Gutes wie Böses komme beides
gleichermaßen aus Gottes Hand. Und so können wir es auch
an verschiedenen Stellen der Bibel lesen. (Amos 3,6; Jes 45,7; Klgl
3,37-38)
Andere wie die Offenbarung des Johannes gehen einen Mittelweg: Gott
ist und bleibt der allein Mächtige. Das Böse selber hat
keine eigene Macht. Es untersteht Gott, hat sich aber von ihm losgesagt
und selbständig gemacht. Und Gott lässt es eine Zeitlang
gewähren. Ja, es kann wie im Buch Hiob sogar so eine Art Prüfungswerkzeug
Gottes sein.
Böse und gute Mächte kämpfen miteinander und
das Gute siegt
7 Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel
kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine
Engel, 8 und sie siegten nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr
gefunden im Himmel.
Das Wort "Himmel" wird hier anders gebraucht als sonst:
Himmel, das meint einen jenseitigen Bereich, eine andere Dimension.
Hinter den Kulissen sozusagen. Da kämpfen unsichtbar für
uns Menschen gute und böse Mächte gegeneinander.
Auch das Wort Engel wird hier anders gebraucht, als wir es gewohnt
sind. Engel kennen wir sonst nur im Guten. Hier ist von bösen
Engeln und guten Engeln die Rede. Böse Mächte und gute Mächte.
Werkzeuge des Bösen und Werkzeuge Gottes.
Die Vorstellung vom Kampf des Guten gegen das Böse gehört
zum Denken der Menschen seit alters. Am Ende setzt sich das Gute durch,
sagen uns schon die Märchen. Auch jeder James-Bond-Film lebt
davon. Und Harry Potter genauso wie der Herr der Ringe.
Michael wird hier und an anderen Stellen der Bibel als der Anführer
der Engel, der Anführer der guten Mächte genannt. Michael
ist hebräisch
und bedeutet: "Wer ist wie Gott?" Gemeint ist: Es gibt keine
größere und stärkere Macht als ihn. In diesem Michael
ist letztlich Gott selber
am Werk, wie überhaupt in unserer Bibel Engelbegegnungen eigentlich
Gottesbegegnungen sind.
Soll man an den Teufel glauben?
9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte
Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt
verführt.
Soll man heute an den Teufel glauben? Wenn die Frage so gestellt wird,
ist es einfach: An den Teufel glauben Christen nicht, sondern allein
an Gott. Und auch der Teufel mit dem Pferdefuß, den Hörnern
und dem Schwefelgeruch ist eher eine Karikatur.
Doch wie steht es mit dem Bösen als einer Macht, als einer Kraft,
die Menschen in ihren Bann ziehen und zum Bösen anstiften will?
Vier Bilder und Namen trägt das Böse im Buch der Offenbarung:
Der "Drache" ist ein Bild für das Urchaos, das Gott
bei der Schöpfung gebändigt hat. Die "Schlange"
erinnert an die Sündenfallgeschichte mit ihren Einflüsterungen:
"Solltest du nicht doch ...?" "Könntest du nicht
einmal ...?"
"Satan" ist hebräisch und bedeutet auf deutsch: der
Verkläger, der Ankläger. Und "Teufel" ist die
deutsche Form des griechischen Wortes Diabolos: der Durcheinanderwerfer,
der Verleumder, der Täuscher.
Sie sehen an diesen ganz verschiedenen Begriffen, dass wir in unserer
Bibel keine fertige Lehre vom Bösen finden. Doch allgemein ist
das Böse das, was sich eigenmächtig von Gott losgesagt hat,
eigene Macht gewinnen und Menschen von Gott abspenstig machen will.
Soll man an Engel glauben?
Und die entsprechende Frage: Soll man heute an Engel glauben? Die
typischen Schutzengel-Bilder mit Kindern, die über einen schmalen
Steg geleitet oder am Abgrund beschützt werden, galten lange
als kitschig. Nun wächst seit Jahren die Zahl der Engelsbücher
und der Engelsberichte wieder.
Vielleicht verhält es sich ähnlich wie bei den bösen
Mächten: Die großen Engel mit den Flügeln oder die
kleinen mit den Pausbäckchen kommen aus dem Reich der frommen
Phantasie. Die Engel als die guten Mächte Gottes aber gehören
untrennbar zu unseren biblischen Geschichten und
christlichen Liedern.
Es gibt nun einmal keine eindeutige Antwort für Dinge, die in
eine andere Dimension gehören. Die einen brauchen sie und leben
gerne mit ihnen. Und die anderen sagen: Ich kann auf Zwischenwesen
zwischen Gott und Mensch verzichten. Es reicht mir, wenn Gott direkt
auf mich achtgibt. Da braucht es keinen Schutzengel.
Gott hat sich durchgesetzt
10 Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel:
Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden
und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder
ist verworfen, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.
Ganz unabhängig von der Frage nach den guten und bösen Mächten
steht nach der Offenbarung aber dieses eine fest: Hinter den Kulissen
ist der Kampf schon entschieden. Es ist alles klar. In der Realität
der unerlösten Welt aber muss es sich erst noch durchsetzen.
Wie sollen wir mit diesem Zwiespalt umgehen?
Mir fällt nichts anderes ein als an Jesus zu erinnern: Er hat
auf Schritt und Tritt konsequent gegen das Böse gekämpft
und er hat seinen Jüngern im Vaterunser beigebracht: "Erlöse
uns von dem Bösen."
Wer sich auf ihn verlässt, dem kann das Böse nichts
anhaben.
11 Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und
durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt,
bis hin zum Tod.
So ist von denen gesagt, die damals unter dem Kaiser Domitian standhaft
geblieben sind. Es wird aber mit der Bildsprache vom Blut des Lammes
auch an Jesus erinnert, der durch seinen Tod dem Bösen die Macht
genommen hat. Dass jemand für die Schwächeren da ist, dass
er sich für andere einsetzt, ja dass jemand sein Leben freiwillig
hergibt, das ist dem Bösen ganz und gar zuwider. Das Böse
will Macht. Es will gewinnen. Das Böse kann mit dem Kreuz nichts
anfangen.
Zuletzt aber: Was ist, wenn jemand mit diesem Bösen zu tun bekommt,
das zwar schon verloren, aber doch noch Macht hat? Entweder, dass
man in Versuchung steht, sich zum Bösen hinreißen zu lassen,
oder dass man sich seelisch oder körperlich vom Bösen bedroht
sieht?
Durch das Kreuz Jesu wird das Böse überwunden und besiegt,
steht hier. Für den, der in Versuchung zu geraten droht, ist
es der Hinweis, dass nicht das Streben nach Macht die Welt weiterbringt,
sondern nur die Hingabe.
Und die, die Angst vor dem Bösen bekommen, dürfen wissen,
dass das Böse seinerseits eine höllische Angst vor dem Kreuz
hat: Mancher neugierige Jugendliche, der beim Tischerücken auf
einmal den kalten Hauch des Bösen verspürt hat und nachts
nicht mehr schlafen konnte, hat erst mit dem Kreuz in der Hand wieder
Frieden finden können. Gott und seine guten Mächte sind
das einzige Hilfsmittel gegen die bösen Mächte.
1. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ, dass
uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List
5. Ach bleib mit deinem Schutze bei uns, du starker Held, dass uns
der Feind nicht trutze noch fäll die böse Welt. Amen |
|