|
|
Brücken bauen
ist noch einmal das zentrale Thema der Dekanatssynode.
Brücken zwischen den Menschen in einer Gemeinde: zwischen den
Alten und den Jungen, die miteinander im selben Gottesdienst sitzen, zwischen
denen, für die Gottesdienst und Gemeinde zum wöchentlichen Rhythmus
gehören und denen, die sich an entscheidenden Punkten ihres Lebenslaufes
Gottes und der Kirche vergewissern, zwischen der Kirchengemeinde und denen,
die sich von ihr gelöst haben, zwischen Kirchengemeinde und Vereinen,
zwischen Kirchengemeinde und Bürgergemeinde.
Brücken bauen auch zwischen Gemeinden: einer den anderen einladen,
die Schätze und Gaben anderer erkennen und nicht alles selbst machen wollen
und brauchen. Bewußt hat man dem neuen Dekan dieses gemeinsame Profil Evangelisch
in Bayreuth ans Herz gelegt.
Brücken bauen Brücken verbinden. Brücken
führen zusammen. Brücken überwinden Abgründe. Brücken überwinden
Grenzen. Brücken machen Verbindungen möglich, wo vorher keine waren.
Nicht umsonst haben es die Kriegsparteien beider Seiten zuerst auf die Brücken
abgesehen.
Brücken bauen Brücken, das sind erst
einmal die Gebilde aus Holz, Stein oder Metall, die Menschen zusammenführen.
Brücken, das sind auch die Orte mit offenen Türen, wo Menschen
willkommen sind, das Kircheneck z.B., jedoch nur wenige unserer Kirchen. Brücken,
das sind aber auch die Wege und Mittel der Kommunikation, die Menschen zusammenführen:
In dieser so hochtechnisierten Welt trotzdem zuallererst die unmittelbare
Begegnung: Die Füße, die aufeinander zugehen, die Arme, die
man einladend ausbreitet, die Hände, die man sich reicht, die
Augen, die sich treffen, die Ohren, die man einander leiht, der Mund,
der ein Lächeln übrig hat, das gesprochene Wort von Mensch zu
Mensch.
Und dann natürlich auch die mittelbare Begegnung, die vermittelte,
die mediale: die Kommunikation über die Medien unserer Zeit bis hin zum
Netz der Netze als Brücke, die weltumspannend alle Grenzen sprengt.
Brücken bauen Zusammenführen und nicht
spalten. Egal, wo er her kommt, der Slogan steht auch uns Christen, steht
unseren Kirchengemeinden gut an: Vom Brückenbauen lebt die Bibel, vom Brückenbauen
zwischen Menschen und zwischen Mensch und Gott. Unverständlich
deswegen auf den ersten Blick, daß die Bibel, die doch die Bilder, die
Symbole, die griffige und handgreifliche Sprache so liebt, das Wort Brücke
überhaupt nicht kennt. Doch auch wenn das Wort nirgends vorkommt, so ist
die Bibel doch voll von Brückenbau-Geschichten: Jakob und Esau, die sich
die Hände reichen. Die Regenbogenbrücke, die Gott zur Erde hin baut.
Die offenen Arme im Gleichnis vom barmherzigen Vater ...
Und last but not least: Jesus Christus als die lebendige Brücke
zwischen Gott und den Menschen. Auch diese Brücke hat einen Abgrund überwunden.
Sie hat Grenzen überwunden. Sie hat einer Verbindung geschaffen, wo keine
mehr war. Und so findet sich sachgemäß doch einmal, ein einziges
Mal, das Wort Brücke in den (mir zur Verfügung stehenden)
deutschen Bibelübersetzungen: 1. Timotheus 2,5 nach der vorherigen
Gute-Nachricht-Bibel:
Denn es gibt für alle nur einen Gott, und es gibt nur einen, der
zwischen Gott und Mensch die Brücke schlägt: den Menschen Jesus
Christus.
Der zwischen Gott und Mensch die Brücke schlägt.
Auf eine gute und sachgemäße Weise hat man damit in meinen Augen den
Begriff Mittler in unsere heutige Zeit übersetzt. Vielleicht
eine Anregung für die, die in diesen Wochen das Kreuzesgeschehen alle Jahre
wieder neu der Gemeinde durchbuchstabieren müssen.
Christus allein ist dieser größte Brückenbauer,
auf lateinisch Pontifex maximus. Allein ihm gebührt dieser
Titel, den man den Oberpriestern im Alten Rom gab, der zum Titel des Römischen
Kaisers wurde und dann von einem machtbewußten Papsttum seit Leo I.
aufgegriffen wurde.
Auf dem tragfähigen Grund dieser Brücke, die Christus gebaut
hat, laßt uns weiterbauen: Brücken bauen von Gemeinde zu Gemeinde,
von Mensch zu Mensch. Amen
|