Startseite | Impressum | Kontakt
predigt[e].de

Aus dem Familiengottesdienst vom Muttertag 14. Mai 2000:
»Gegen die Gedankenlosigkeit«


Kirchenjahr

Evang. Kirchenjahr: Überblick
Evang. Kirchenjahr: Hinweise
Feiertagskalender (Tabelle)

  Am 2. Sonntag im Mai wird traditionell der Muttertag begangen, zu dem in der Kirchengemeinde im allgemeinen ein Familiengottesdienst gestaltet wird. Auch die kirchliche Bedeutung des betreffenden Sonntags „Jubilate“ wurde bedacht.

Predigttext

Sie können Texte auch online in der Lutherbibel nachlesen.
(Weitere Bibellinks finden Sie unter
Glaube und Leben.)

  Eine Predigt im üblichen Sinn gab es im Gottesdienst nicht. Im folgenden die zentralen Elemente des Gottesdienstes: eine Geschichte und Gedanken dazu. Es schloß sich dann eine kreative Phase an.

Predigt

  Die Rechnung

Hans ist acht Jahre alt. Hans braucht Geld, 6,50 DM. Er möchte sich etwas dafür kaufen. Verdienen kann er noch nichts. Bitte sagen mag er nicht. Da fällt ihm etwas ein: Er schreibt seiner Mutter eine Rechnung:

Für das Anziehen der kleinen Schwester 1,50 DM
Für das Aufpassen 2.- DM
Fürs Einkaufen 3.- DM
Macht zusammen 6,50 DM

Vor dem Mittagessen legt er diese Rechnung heimlich unter den Teller der Mutter. Mutter findet den Zettel. Sie liest ihn. Sie schaut Hans an. Sie sagt kein Wort. Sie legt den Zettel in die Kommode. Hans weiß gar nicht, was er davon halten soll. Er ist ganz aufgeregt. Am Abend liegen unter seinem Teller zwei kleine Briefe. In dem ersten Brief sind 6,50 DM. In dem anderen Brief liegt ein Zettel: Rechnung von der Mutter:

Für Essen und Trinken 0,00 DM
Fürs Waschen, Plätten und Flicken der Sachen 0,00 DM
Für die Pflege bei Krankheit 0,00 DM
Für Erziehung 0,00 DM
Fürs Liebhaben 0,00 DM
Macht zusammen 0,00 DM

Als Hans das liest, wird er sehr nachdenklich. Leise steht er auf und geht in die Küche. Leise legt er das Geld auf den Küchentisch. Dann geht er schnell wieder hinaus.

(Vorlesebuch Religion Bd. 1, S. 21-22)

Dank an die Mütter

Zu einem Gottesdienst gegen die Gedankenlosigkeit haben wir heute eingeladen. Gedankenlosigkeit: Man merkt gar nicht, was man alles geschenkt bekommt. Man merkt gar nicht, wie gut es einem geht. Es ist alles so selbstverständlich. Der kleine Hans schämt sich, weil er so gedankenlos gewesen ist. Beschämt und ganz still legt er das Geld zurück, das die Mutter ihm bezahlt hat. Er hat gemerkt, was er an ihr hat. Ein Licht ist ihm aufgegangen. Blind war er. Nun sind ihm die Augen aufgegangen. Die Augen auf machen. Staunen. Dankbar sein. Nicht mehr gedankenlos sein.

Heute ist Muttertag. Ein Gedenktag. Was ist ein Gedenktag? Ein Gedenktag ist ein Denk-tag. Ein Gedenktag ist ein Tag zum nach-denken. Ein Gedenktag ist ein Tag gegen die Gedankenlosigkeit. Deswegen wollen wir in diesem Gottesdienst auch den Müttern danken. Symbolisch. Wir wissen ja: Einmal im Jahr ist zu wenig. Die Mütter mögen mir verzeihen: Es gibt auch Grund, den Vätern zu danken. Großmüttern, Großvätern, Tanten, Onkeln, Freundinnen und Freunden ...

Muttertag steht heute im Kalender. Doch der Tag hat auch einen anderen Namen. Im kirchlichen Kalender steht: "Jubilate". "Jubelt", "Freut euch", "Seid fröhlich". Ich lade Euch ein, diesen Dank zu singen: "Jubilate Deo" Nr. 617.

Dank an Gott

"Jubilate Deo omnis terra." "Jauchzet dem Herrn, alle Welt". Auch Gott gegenüber sind wir immer wieder gedankenlos. Was könnte er uns nicht für Rechnungen aufmachen?

Gestern gesund erhalten: 0 Mark.
Gestern im Straßenverkehr die Hand dazwischen gehalten: 0 Mark.
Heute nacht gut geschlafen: 0 Mark.
Heute morgen die Sonne ins Fenster scheinen lassen: 0 Mark. ...
Dafür ist jeder Sonntag ein Gedenktag. Jeder Sonntag ist ein Tag gegen die Gedankenlosigkeit. Was wir die Woche über bei aller Geschäftigkeit vergessen, hat spätestens am Sonntag seinen Platz: Das "Gloria", das "Ehre sei Gott in der Höhe". Noch einmal lade ich Euch ein: "Jubilate Deo".

Vier Stationen des Dankes und des Nachdenkens

1) Kinder basteln und beschriften Dankesblumen als Gutschein an die Mutter
2) Dankesblumen für Gott und Gutscheine für einen lieben Menschen
3) Fürbitten aufschreiben
4) Kerzen entzünden

nach oben

Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de