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predigt[e].de

Die Predigt vom 2. September 2001: »Auf festem Grund«


Kirchenjahr

Evang. Kirchenjahr: Überblick
Evang. Kirchenjahr: Hinweise
Feiertagskalender (Tabelle)

  Die Evangelische Kirche beging den 12. Sonntag nach Trinitatis. Aber nicht er stand im Mittelpunkt, sondern das 40jährige Grundsteinlegungsjubiläum und die Einführung der neuen Vikarin. Drei Bibelworte lagen der Predigt zugrunde:

Predigttext

Sie können Texte auch online in der Lutherbibel nachlesen.
(Weitere Bibellinks finden Sie unter
Glaube und Leben.)

  Psalm 103, Vers 2: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat.

2. Mose 3,5: "Zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land."

1.Petr 2,5: Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause.

Predigt

  Kirche geht zu den Menschen

„In einer Zeit, in der die Zeit knapp geworden ist, gilt es für die Kirche dorthin zu gehen, wo Menschen Gottes Wort und Sakrament bedürfen und eine Heimat brauchen für die Seele.“

Mit diesen Worten zitiert die Tageszeitung den damaligen Dekan Gerhard Kübel heute vor 40 Jahren. Er hielt in Vertretung von Kreisdekan Flurschütz die Festansprache zur Grundsteinlegung der Auferstehungskirche. Es ist erstaunlich, wie aktuell auch nach über einer Generation dieses Wort noch ist: von der knappen Zeit, und von den Menschen, die eine seelische Heimat brauchen. Zu den Menschen gehen, das versuchte man damals ganz bewußt, indem man an den Stadträndern Bayreuths Kirchen baute und Tochtergemeinden der Stadtkirche gründete. Gerade erst war die Kreuzkirche entstanden. Und nicht lange darauf folgten die Erlöserkirche in der Altstadt und die Friedenskirche in der Birken. Vier neue Kirchen in acht Jahren!

Grundsteinlegung vor 40 Jahren

An die Ereignisse vor 40 Jahren will ich heute erinnern, indem ich an die beiden Bibelworte erinnere, die Dekan Kübel seiner Festpredigt damals zugrundelegte: Psalm 103, Vers 2: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat. und: 2. Mose 3,5: "Zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land." Von beiden Worten her will ich die zwei Anlässe beleuchten, die heute ungeplant zusammengefallen sind: neben dem Jubiläum der Grundsteinlegung die Einführung unserer neuen Vikarin Susanne Hötzel.

"Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat."

Es gab damals vor 40 Jahren einige Gründe zur Dankbarkeit: Da war z.B. die überraschend schnelle Realisierung des Bauvorhabens. Eigentlich hätte die Altstädter Kirche vorher begonnen werden sollen. Doch das geduldige und hartnäckige Drängen von Pfarrer Spieß in München und auch der Einsatz von Architekt Reissinger trugen Früchte. Natürlich wäre das nicht möglich gewesen ohne die mutigen Vorarbeiten des Kirchbauvereins, der drei Jahre vorher unter Pfarrer Gerhard Riegel gegründet worden war. Darauf konnte Pfarrer Spieß aufbauen und die Gemeinde mobilisieren, u.a. durch den Verkauf der Bausteine. Etwa 100.000 Mark für die gesamte Inneneinrichtung hat die Gemeinde damals aufgebracht. Das wäre nach heutigen Maßstäben etwa das Vier- bis Fünffache. Für all das, was die vorherigen Generationen geleistet haben beim äußeren und inneren Bau der Kirche und der Gemeinde, dürfen und wollen wir heute dankbar sein. Und wir sollen auf unsere Weise darauf aufbauen.

Der Dienst der Vikarin

"Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat." Wenn Sie heute, liebe Frau Hötzel, hier eine neue Lebensphase beginnen, dann vermutlich auch mit Dank für die bisherige Entwicklung Ihres Lebens. Auch Sie können nur weiterbauen, weil andere vor Ihnen den Grund gelegt haben: Großeltern, Eltern, Lehrer, Pfarrer, Freunde und alle Ungenannten, die Sie auf Ihrem Weg geprägt und diesen Weg möglich gemacht haben. Durch sie hat Ihnen Gott Gutes getan.

Menschen brauchen heilige Orte

Und das zweite: "Zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land."

Aus Ackerland der Familie Diringer und aus Stiftungsland der Stadt Bayreuth ist damals heiliges Land geworden. Land, das durch den Bau von Kindergarten und Kirche der Seele der Menschen eine Heimat bieten sollte. Gewiß ist Gott überall zu finden, auch im viel zitierten stillen Kämmerlein und in Gottes freier Natur. Aber seine Gegenwart in der Kirche, wo sein Wort verkündigt wird, wo die Sakramente verwaltet werden und Menschen in seinem Namen versammelt sind, ist uns ganz besonders verheißen.

Heiliges Land. Was heißt heilig: Heilig ist nach unserer Bibel alles, was mit Gott in Verbindung bringt: Die Heilige Taufe, das Heilige Abendmahl und auch dieser heilige Ort. Wer weiß, wieviel Heil und wieviel Gutes in den vergangenen 40 Jahren von diesem Ort ausgegangen ist, indem Menschen, die den Gottesdienst besucht haben, gestärkt, aufgerichtet, ermutigt oder auch kritisiert und auf einen neuen Weg geführt worden sind.

Menschen brauchen solche heiligen Orte, damals wie heute. Orte der Ruhe und der Besinnung, Tankstellen für die Seele, wo sie die Tür hinter sich und dem Alltag einmal für kurze Zeit zumachen können. Aber unbeobachtet wollen es die meisten tun: Kirchen an Urlaubsorten und Autobahnkirchen sind gut und gerne besucht. Deswegen hat der Kirchenvorstand nun auch einen Versuch gewagt und beschlossen, die Kirche tagsüber zu öffnen, um den Menschen auch im Alltag den Besuch dieses heiligen Ortes möglich zu machen. Natürlich ist auch viel Zurückhaltung da, weil wir wissen, was im Umfeld unserer Kirche immer wieder geschieht, auch verschmutzt und beschädigt wird. Deswegen möchten wir die Öffnung erst einmal auf die Schulzeit beschränken, wo keine Jugendlichen unterwegs sind. Daß dieses Vorhaben bisher noch nicht richtig in die Tat umgesetzt worden ist, ist auch meine Schuld. Nun soll es von Beginn des neuen Schuljahres an bewußt geschehen.

Und wiederum die Vikarin

"Zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land." So hat Gott damals aus dem brennenden Dornbusch heraus zu Mose gesprochen. Heiliges Land, Begegnung mit Gott läßt einen erschaudern und zaghaft werden. Als junger Mann eine solche Aufgabe übernehmen? Kann Mose das, was ihm aufgetragen wird? Ist er mit seiner Vergangenheit überhaupt würdig dazu? Wird er die rechten Worte finden? Mann oder Frau ist nicht entscheidend, auch wenn es damals noch anders war.

Kann es sein, liebe Frau Hötzel, das Sie sich in diesem jungen Mose ein wenig wiederfinden? Fünf Worte sind es, die Gott dem Mose auf seine besorgte Frage hin antwortet: Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? Gott sprach: Ich will mit dir sein.

Gemeinde als lebendiger Bau

Zuletzt noch ein drittes Bibelwort, das Pfarrer Spieß für die Grundsteinlegung und den gesamten Kirchbau wichtig gewesen ist: 1.Petr 2,5: Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause. Spieß wurde nicht müde zu betonen, daß dem äußeren Bauen auch das innere Bauen, der geistliche Aufbau der Gemeinde folgen müsse. Die Gemeindeglieder sollten sich als lebendige Steine in den Bau einbringen durch Gottesdienstbesuch und christliche Kindererziehung. Die Folgezeit hat gezeigt, daß die Saaser ihm beim ersten, beim äußeren Bauen leichter gefolgt sind als bei dem zweiten Vorhaben.

In den vergangenen 25 Jahren sind es dann die folgenden Pfarrer Petzold und Ammon und die vier Vikarinnen und Vikare Katrin Hussmann, Dirk Hartleben, Michael Trimborn und Christian Aschoff gewesen, die an der Gemeinde als einem Haus aus lebendigen Steinen weitergebaut habe. Jede und jeder hat das seine eingebracht. Sie, liebe Frau Hötzel, fügen sich damit in eine lange Reihe ein und werden gewiß auch Ihren ganz persönlichen Beitrag einbringen.

Daß dieses Bauen der Gemeinde nicht nur eine Angelegenheit der Hauptamtlichen ist, sondern alle angeht, lesen wir in einem Lied, das Spieß wichtig gewesen ist:

1. Wir wolln uns gerne wagen, in unsern Tagen der Ruhe abzusagen, die's Tun vergißt. Wir wolln nach Arbeit fragen, wo welche ist, nicht an dem Amt verzagen, uns fröhlich plagen und unsre Steine tragen aufs Baugerüst.

Und der dreieinige Gott segne diese Gemeinde und alle ihre Glieder nach dem Reichtum seiner Gnade. Amen

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de