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predigt[e].de

Die Predigt vom 12. Mai 2002 (Konfirmanden-Einführung): »Komm, Herr, segne uns«


Kirchenjahr

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  Die Evangelische Kirche beging den Sonntag Exaudi („Höre, Herr"). In der Gemeinde wurden die neuen Konfirmand/innen eingeführt. Der Predigt lag das Konfirmandenlied „Komm, Herr, segne uns“ zugrunde:

Predigttext

Sie können Texte auch online nachlesen. Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.

  1. Komm, Herr, segne uns, daß wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen. Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen. Lachen oder Weinen wird gesegnet sein.

2. Keiner kann allein Segen sich bewahren. Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen. Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen, schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn.

3. Frieden gabst du schon, Frieden muß noch werden, wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. Hilf, daß wir ihn tun, wo wir ihn erspähen - die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.

Predigt

  Warum lassen sich Jugendliche konfirmieren?

"Komm, Herr segne uns." Das eben gesungene Lied soll euch als Konfirmanden durch die Konfirmandenzeit begleiten. Nicht umsonst steht es auf Eurer Arbeitsmappe. Ihr sollt es lernen, aber, was noch viel wichtiger ist, Ihr sollt es beherzigen.

Wir haben uns nicht nur im Elternabend, sondern auch auf der Freizeit darüber unterhalten, was Jugendliche motiviert, sich konfirmieren zu lassen: Natürlich auch das Geld und die Geschenke. aber es ist nicht alles. Da ist noch so manches, was man nicht in Worte fassen kann. Da ist manches, was man in dieser schwierigen Pubertätszeit vor den anderen auch nicht so laut sagen kann. Keiner will herausstechen als besonders fromm oder besonders eifrig. Für manche dieser Dinge, für die man nicht so leicht Worte findet, findet dieses Lied Worte:

Komm, Herr, segne uns ...

Konfirmation bedeutet, um Gottes Begleitung und um seinen Segen zu bitten. "An Gottes Segen ist alles gelegen." sagt ein altes deutsches Sprichwort. Diesen Segen suchen wir an entscheidenden Lebenswenden. Wir brauchen Segen, d.h. das Neue und Unbekannte, was wir anfangen, soll uns gelingen und zu einem guten Ziel führen. Wir sind diese Bitte um Segen und dann auch die Einsegnung gewohnt bei der Taufe, bei der Hochzeit, bei Hochzeitsjubiläen, und nicht zuletzt am Ende des Lebensweges bei der Bestattung. Noch mehr Situationen für eine Einsegnung könnte ich mir vorstellen: bei der Schuleinführung, beim Berufsbeginn, beim Einzug in ein neues Haus, beim Eintritt in den Ruhestand ... Auch in der Pubertätszeit, diesem Hin-und-hergerissen-Sein zwischen Kindheit und Erwachsenwerden ist Segen nötig, ist Begleitung nötig.

... dass wir uns nicht trennen ...

Auch die Gemeinschaft ist ein wichtiger Grund für die Konfirmandenzeit. Da treffen sich welche wieder, die seit dem Kindergarten beieinander waren. Dann haben sie Schulwegsentscheidungen oder auch ein Umzug getrennt. Sie haben sich verändert in diesem Jahren, vor allem in den letzten beiden Jahren, und nun finden sie sich wieder zusammen.

Die Gemeinschaft am Wochenende war gut. Da war beim Nachdenken über die Gruppeneinteilung sogar der Wunsch, als Gruppe beieinander bleiben zu können. Nicht trennen: ... Konfirmandenzeit will aber nicht nur die Zusammengehörigkeit der Gruppe stärken, sondern auch die Verbindung zur Gemeinde und zu Gott festigen. Da wäre schon viel gewonnen, wenn jemand anschließend sagen würde: Bei allen Problemen, die ich mit Kirche und mit Gott habe, aber ich will doch die Verbindung aufrechterhalten. Ich will mich nicht trennen.

... sondern überall uns zu dir bekennen ...

Sich bekennen zum Glauben, zur Gemeinde und zu Gott, das ist noch ein Schritt mehr als sich-nicht-trennen. Bei der Konfirmation werdet Ihr Ja sagen auf diese Frage: "Wollt ihr unter Jesus Christus, eurem Herrn, leben, im Glauben an ihn wachsen und als evangelische Christen in seiner Gemeinde bleiben, dann antwortet : Ja, mit Gottes Hilfe.“

... Nie sind wir allein, stets sind wir die Deinen ...

Wer schon zur Konfirmandenzeit oder auch später innerlich ja sagt zu Gott, für den ist das ja keine einseitige Angelegenheit, sondern er bekommt dafür etwas geschenkt: Auch Gott sagt ja: Ja, ich lasse dich nicht allein. Ja, du bist mein.

... Lachen oder Weinen wird gesegnet sein ...

In guten wie in bösen Tagen, so versprechen zwei Menschen bei der Trauung, wollen sie sich nicht alleine lassen. Das gilt auch für die Konfirmation, wo ein Mensch und Gott zueinander ja sagen. Lachen und Weinen gehören zum Leben, gute und böse Tage. Und in allem liegt ein Segen verborgen. Wir singen miteinander die erste Strophe des Liedes.

2. Keiner kann allein Segen sich bewahren ...

Es geht bei der Konfirmandenzeit und bei der Konfirmation nicht nur um mich allein. Ich bin als Konfirmandin oder Konfirmand Teil einer größeren Gemeinschaft: einer Konfirmandengruppe, einer Kirchengemeinde, einer Landeskirche, ja aller Christen auf der Welt.

Das ist gemeint mit "den Segen sich bewahren": in einschließen wie einen Schatz, ihn für sich selbst behalten, nichts davon abgeben. Auch andere sollen davon profitieren. Konfirmiert sein, Christ sein heißt auch, eine Verantwortung haben und Verantwortung tragen.

... Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen ...

Warum sollen wir seinen Segen nicht ängstlich für uns behalten? Weil Gott genügend davon hat, weil er reichlich und großzügig gibt. Was Gott uns schenkt, ist nie nur für uns allein gedacht, sondern immer auch zum Weitergeben.

... Segen kann gedeihn, wo wir alles teilen ...

"Segen gedeiht." Das ist ein Bild aus der Natur. Gedeihen ist, wenn ich etwas Kleines einpflanze, und dann wächst ohne mein Zutun etwas Großes daraus. So ist es auch mit dem Segen: Auch Segen, der weitergegeben wird, der wächst. Wann wächst er? Wann trägt er Früchte? Er trägt Früchte, wenn wir teilen, wenn wir das, was wir haben, nicht für uns alleine behalten. Und, die nächste Zeile sagt es, wenn wir ...

... schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeihn ...

Das ist mein Wunsch an Euch Konfirmanden, aber letztlich auch an die ganze Gemeinde, dass die Gemeinschaft so tragfähig wird, dass sie das kann: heilen, lieben und verzeihen. Wenn unter uns jemand einen Schaden hat – keinen Dachschaden, sondern etwas Schlimmes erleidet – dann soll er die Gemeinschaft als heilend erleben. Er soll sich aufgehoben und getragen fühlen. Alle sollen Liebe erfahren, auch die Stilleren, die Ruhigeren, die Mauerblümchen. Und wenn einer dem anderen wehgetan hat, dann sollen beide auch zu Entschuldigung und Verzeihung bereit sein. Wir singen die zweite Strophe des Liedes.

3. Frieden gabst du schon, Frieden muß noch werden, wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden ...

In der ersten Strophe ging es um den einzelnen Menschen und Gott: Wir sagen ja zu ihm und er sagt Ja zu uns. In der zweiten Strophe ging es um die Gemeinschaft: um die Konfirmandengruppe oder auch um die ganze Gemeinde. Wir sollen teilen, zusammenhalten und einander tragen. Und jetzt geht der Liederdichter noch einen Schritt weiter: Konfirmiertsein und Christsein hat sogar etwas mit der ganzen Welt zu tun: Die Welt braucht Frieden, und wir sollen an unserem kleinen Ort und mit unserer kleinen Kraft dafür eintreten. Es geht also nicht nur um die Frömmigkeit, um das sog. stille Kämmerlein, um Beten, Bibellesen, Singen und Gottesdienst. Glaube ist nicht nur eine innere Angelegenheit. Glaube übernimmt Verantwortung, Weltverantwortung. Ihr werdet als junge Menschen mit euren Ideen gebraucht, und ihr sollt euch nicht scheuen, dann nach der Konfirmation auch Verantwortung zu übernehmen: in der Kirchengemeinde, im Verein, im Beruf, in Parteien. Wer sich engagiert, tritt für mehr Frieden ein:

... Hilf, daß wir ihn tun, wo wir ihn erspähen ...

Frieden erspähen und Frieden tun. Zwei Dinge sind nötig: Erst einmal die Augen aufmachen und sehen, wo man gebraucht wird. Und dann den Mut und die Bereitschaft aufbringen, etwas zu tun.

... die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn ...

Ehrlich ist dieses Lied: Wer sich um Frieden bemüht, wer sich für die Gemeinschaft engagiert, der erlebt auch Rückschläge und Undankbarkeit. Frieden wird oft mit Tränen gesät und der Weg zum Frieden mit Tränen gedüngt. Aber wer sich nicht unterkriegen und nicht enttäuschen lässt, kommt auch ans Ziel: Er wird nämlich für sich selber Frieden finden. Wir singen die dritte Strophe des Liedes.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de