Startseite | Impressum | Kontakt
predigt[e].de

Die Predigt vom 18. Mai 2008 (Trinitatis):
»1 plus 1 plus 1 gibt 1«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den Sonntag Trinitatis, das Fest der Heiligen Dreifaltigkeit. Sein Thema ist das Miteinander von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist. Evangelium (1. Lesung) war das Gespräch Jesu mit Nikodemus und Epistel (2. Lesung) das Staunen des Paulus über Gott. Der Predigttext dieses Sonntags (s.u.) war das Ende seines 2. Briefs an die Korinther im Kapitel 13:
Predigttext
Online-Bibeln der Bibelgesellschaft

Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
11 Zuletzt, liebe Brüder, freut euch, laßt euch zurechtbringen, laßt euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 12 Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch alle Heiligen.13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Predigt
Aktuelle Predigten

Gesamtübersicht der Predigten

Stichwortverzeichnis
zu den Predigten

Die Predigt
Einfach von Gott reden

13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Diese Worte kennen Sie als Gruß im Gottesdienst. Mit diesen Worten schließt der Apostel Paulus seinen 2. Brief an die Korinther. Er ist für den heutigen Sonntag ausgesucht, weil in kurzen, einfachen Worten von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist die Rede ist: von der Gnade Jesu Christi, von der Liebe Gottes und von der Gemeinschaft des Heiligen Geistes.
So einfach kann man vom dreieinigen Gott reden. Man kann aber auch anders, z.B.:
Zuerst wird einträchtig ... gelehrt und festgehalten, dass ein einziges göttliches Wesen sei, das Gott genannt wird und wahrhaftig Gott ist, und dass doch drei Personen in diesem einen göttlichen Wesen sind, alle drei gleich mächtig, gleich ewig: Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist. Alle drei sind ein göttliches Wesen, ewig, unteilbar, unendlich, von unermesslicher Macht, Weisheit und Güte, ein Schöpfer und Erhalter aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Unter dem Wort „Person“ wird nicht ein Teil, nicht eine Eigenschaft an einem anderen Sein verstanden, sondern etwas, was in sich selbst besteht ..., so wie die Kirchenväter in dieser Sache dieses Wort gebraucht haben.

Kann man von Gott einfach reden?

Sie kennen das nicht? Von der Wortwahl her eigentlich kein Wunder, und doch gehören diese Worte zu den Grundlagen unseres evangelischen Glaubens: Der erste Artikel des Augsburgischen Bekenntnisses von 1530. In unserem Gesangbuch unter der Nr. 906, gleich nach dem Kleinen Katechismus.
Mit diesem Bekenntnis haben die Evangelischen in der Reformationszeit deutlich machen wollen, dass sie keine Ketzer sind, dass sie keine neue Kirche wollen, sondern auf dem gemeinsamen biblischen Boden stehen. Sie haben aber auch die wunden Punkte angesprochen, wo der geltende Glaube ihrer Meinung nach der Bibel widersprach. Was Gott anging, gab es in der Reformationszeit keine Diskussion. Es stimmt auch theologisch, was der Volksmund zur Ökumene sagt: „Wir haben nur einen Gott.“

Aber warum wird hier von Gott, Vater, Sohn und Heiligem Geist so kompliziert geredet? So kompliziert, dass Sie als Gemeindeglieder mit solchen Worten wie eben normalerweise in Frieden gelassen werden?
Man hat versucht, dort eine Ordnung zu machen, wo unsere Bibel keine Ordnung kennt: Wie ist das mit Gott, Jesus und dem Heiligen Geist? Wie bringt man das logisch zusammen, wenn Jesus auf der einen Seite sagt: „Wer mich sieht, sieht den Vater.“ „Ich und der Vater sind eins.“ Aber auf der anderen Seite betet er zu Gott, seinem Vater, als einem Gegenüber. Er ergibt sich ganz in seinen Willen: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Und er ist ganz Mensch bis hinunter auf die tiefste Stufe.
Oder: Wie ist das nun seit der Himmelfahrt, seit er – bildlich gesprochen – zur Rechten Gottes sitzt: Sind da oben nun zwei Götter?
Und dann noch der Heilige Geist: Er vertritt ihn, so sagt Jesus, wenn er nicht mehr da ist. Er vertritt ihn voll und ganz. Er ist der anwesende Jesus. Brauchen wir – wieder bildlich gesprochen - nun im Himmel noch einen dritten Stuhl?

Gott und unser Verstand

Wie soll man ihn denken, den dreieinigen Gott? Wie soll man das mit seinem Verstand zusammenbringen? So haben nicht nur die Evangelischen damals in Augsburg gefragt. Schon 1100 Jahre vorher gab es heftige Streitigkeiten über diese Fragen. Da hat man einander sogar die Kirchengemeinschaft abgesprochen, nur weil die einen sagten: Der Heilige Geist kommt von Gott dem Vater, und die anderen sagten: Nein, er kommt von Vater und Sohn.

Dreieinigkeit: Glauben wir an drei Götter, wie der Islam uns vorwirft? Wir sprechen im Glaubensbekenntnis: „Ich glaube an Gott, den Vater ... und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn ... Ich glaube an den Heiligen Geist.“
Nein, wir haben einen Gott. Aber wie? Ist es, wie beim damaligen Theologenstreit die einen sagten: Gott im eigentlichen Sinne ist Gott Vater. Jesus und der Heilige Geist sind nicht Gott auf derselben Stufe: Jesus ist ein von angenommener Mensch. Der Heilige Geist ist die göttliche Kraft, die von ihm ausgeht.
Oder ist es, wie die anderen sagten: Der eine Gott begegnet uns in drei Erscheinungsformen, als Schöpfer, Erlöser und Tröster. Keine dieser drei Formen ist der ganze Gott, sondern alle drei zusammen ergeben ihn in der Summe.
Oder ist das Ganze in zeitlicher Reihenfolge zu verstehen: Erst hat sich der eine Gott den Menschen als der Schöpfer gezeigt, dann als der Erlöser in Christus und nun als Heiliger Geist.

Gott und die Mathematik

Wenn wir jetzt in einem Gesprächskreis zusammensäßen, und die Aufgabe hätten, unser Verständnis von Gott auf einen Nennen zu bringen: Würden wir vielleicht auch bei einem so komplizierten Satz landen, in dem sich am Ende alle wiederfinden könnten? Oder würden wir eher das Ganze hinschmeißen und den Kopf schütteln über die Theologen der damaligen Zeit, die verstehen wollten, was man nicht verstehen kann?
Sie haben es ja ganz ernst gemeint damals. Sie haben um den Grund des Glaubens gerungen. Aber man kann halt göttliche Mathematik und menschliche Mathematik nicht allgemeinverständlich auf einen Nenner bringen. Menschliche Mathematik sagt: 1+1+1=3. Und göttliche Mathematik: 1+1+1=1. Das stimmt nicht in der Schule, aber es stimmt doch.

Wir müssen von Gott reden, sagte einmal ein Theologe, aber wir können es eigentlich gar nicht. Unser Denkvermögen reicht nicht hin. Unsere Worte auch nicht. Wir können ihn nicht auf einen Nenner bringen. Wir können ihn mit Worten nicht fassen. Wir können ihn mit Gedanken nicht packen.
Kein Wunder, dass Paulus – Sie haben es vorhin in der Epistellesung gehört. – bloß noch staunend stammeln kann:
33 O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! 34 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?« 35 Oder »wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müßte?« 36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

Einfach von Gott reden

Philipp Melanchthon, der Theologe, der für Martin Luther damals die komplizierten Sätze geschrieben hat, der konnte auch einfach reden und hat dann sinngemäß gesagt: „Gott erkennen bedeutet, seine Wohltaten erkennen.“ Also: Zermartere dir nicht den Kopf, wie Gott in sich und an sich ist, sondern erfahre, was er dir Gutes tut, oder wie er dich durch Zumutungen und Herausforderungen zu ganz neuen Wegen reizt.

Und damit lande ich wieder bei dem einfachen Segenswunsch des Apostels Paulus vom Anfang:
13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Verzeihen Sie mir, dass ich Sie mitgeschleppt habe auf diese anstrengende Gedankenreise. Aber auch Gemeindeglieder, die sog. Laien, müssen hin und wieder einmal in theologische Kochtöpfe gucken, auch wenn man leider nur da und dort einen Deckel aufheben und ein wenig schnuppern kann.

13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!
Wer ist der dreieinige Gott nach diesem Segenswunsch des Paulus? Gott ist der „Ich bin“, der „Ich bin bei euch.“ Er sei bei euch mit seiner Gnade, mit seiner Liebe und mit seiner Gemeinschaft.
Die Gnade wird Jesus zugeordnet, weil Gott uns in ihm und seinem Kreuz eine Brücke gebaut hat. Wir hätten sonst nicht zu ihm kommen können.
Die Liebe wird Gott zugeordnet, weil er in seinem Himmel nicht allein bleiben wollte, sondern die Nähe zu uns Menschen gesucht hat und immer neu sucht.
Die Gemeinschaft wird dem Heiligen Geist zugeordnet, weil er als Gottes Kraft, Gottes Energie und Phantasie die Menschen zusammenbringt.

Und doch ist es der eine Gott, der Gnade, Liebe und Gemeinschaft schenkt. Die Frage, wer zuständig ist, und wie die Aufgabenverteilung sozusagen innergöttlich geregelt ist, kann mir als Menschen egal sein. Dass ich ankomme, dass ich angehört werde, ist entscheidend, und dass ich nicht, wie bei mancher Firma, von Pontius zu Pilatus verbunden werde, bis ich endlich eine Antwort bekomme.
Dass ich ein Gegenüber habe, ist wichtig, dass ich weiß, an wen ich mich wenden kann, dass ich nicht entscheiden muss, wo ich Gott, wo ich Jesus, wo ich den Heiligen Geist anrufen muss.
Und so sagt die Orthodoxe Kirche, die Kirche des Ostens, mit einigem Recht: Die Frage nach der Dreieinigkeit ist keine Frage des theologischen Nachdenkens, sondern eine Frage des Gottesdienstes, des Gebets und des Singens. Redet nicht so viel über Gott, sondern redet zu ihm und redet mit ihm.
13 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen

nach oben

Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de