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Die Predigt vom 2. Februar 2003 (Tag der Darstellung des Herrn):
»Licht sein oder nicht sein«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 4. Sonntag nach Epiphanias. Der 2. Februar kann aber auch als „Tag der Darstellung des Herrn“ (Lichtmess) begangen werden. Sein Thema ist Jesus, das Licht. Evangelium und Predigttext dieses Sonntags (s.u.) war ein Abschnitt aus Lukas 2:
Predigttext
Sie können Texte auch online nachlesen. Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
22 Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, 23 wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn (2. Mose 13,2.15): »Alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, soll dem Herrn geheiligt heißen«, 24 und um das Opfer darzubringen, wie es gesagt ist im Gesetz des Herrn: »ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben« (3. Mose 12,6-8).
25 Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war mit ihm. 26 Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. 27 Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, 28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: 29 Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; 30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, 31 den du bereitet hast vor allen Völkern, 32 ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel. 33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich über das, was von ihm gesagt wurde. 34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen für viele in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird 35 - und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, damit vieler Herzen Gedanken offenbar werden.
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Die Predigt
Maria Lichtmess

Der heutige 2. Februar trägt je nachdem, in welchen Kalender Sie schauen, und auch je nach Landstrich und Konfession verschiedene Namen: "Tag der Darstellung des Herrn", "Mariä Reinigung", "Mariä Lichtmess" oder einfach nur "Lichtmess". Bekannt sind diese Namen jedoch vor allem in katholischen Gegenden. Der 2. Februar ist der 40. Tag nach Weihnachten. Was hat es mit diesem Tag und seinen verschiedenen Bezeichnungen auf sich?

Die „Darstellung“ im Tempel

Nach alttestamentlicher Sitte bringt eine Frau ihren Sohn nach 40 Tagen in den Tempel, um zu ihrer sog. Reinigung oder Entsühnung ein Opfer darzubringen: ein Schaf und eine Taube oder bei Ärmeren zwei Tauben (3. Buch Mose 12,6-8). Das kommt daher, dass man eine Frau nach der Geburt als unrein ansah. Alles, was mit Blut zu tun hatte, machte nach damaliger Vorstellung unrein. Man musste sich im Haus aufhalten. Man durfte nicht am Gottesdienst teilnehmen. Daher also die Bezeichnungen "Tag der Darstellung Jesu im Tempel" oder "Marias Reinigung". Denn dieser Sitte sind ja auch Maria und Josef nachgekommen, wie wir vorhin in der Lesung des Evangeliums gehört haben. Der Evangelist Lukas betont damit, dass Jesus ganz und gar Mensch war. Es gab sozusagen keine Sonderregelungen für ihn. Alle religiösen Pflichten galten auch ihm.

Und eine weitere alttestamentlich Sitte wird in diesem Text deutlich: Der erste männliche Nachkomme eines Tieres soll zum Dank Gott geopfert werden. Denn er ist der Geber. Von ihm und seinen Gaben sind die Menschen abhängig. Der erste männliche Nachkomme bei Menschen jedoch wurde "ausgelöst", d.h. es wurde ein Ersatzopfer für ihn dargebracht. (2. Buch Mose 13,1-13)

Lichtmess und Kerzenweihe

Von Jesus her, der nach den Worten des Simeon "ein Licht zur Erleuchtung der Völker" (Lukas 2,32) ist, wurde dann später dieser Tag als Lichtmess zum Fest der Weihe der Kerzen. "Lichtmess" kommt also von "Lichtmesse", Lichtgottesdienst. Den in der Kirche geweihten Kerzen schrieb man dann übrigens in der Volksfrömmigkeit Schutzkraft zu gegen Feuer und Blitz in Haus und Hof. Und einen Tag später am 3. Februar verteilte man mit gekreuzten Kerzen den Blasius-Segen gegen Halsschmerzen. Traditionell endete und begann an Lichtmess das bäuerliche Arbeitsjahr. Gearbeitet wurde an diesem Tag nicht. Mägde und Knechte bekamen ihren Jahreslohn. Sie versprachen auf Treu und Glauben per Handschlag ein weiteres Jahr oder sie verdingten sich woanders neu.

Lichtmess als Christusfest

Sie können sich vielleicht denken, dass Martin Luther und die Reformatoren das Marienfest "Mariä Reinigung" natürlich nicht übernahmen. Auch die Kerzensegnung übernahmen sie nicht, weil mit diesen Kerzen ja manche eher abergläubische Vorstellung verbunden war. Als Christusfest aber, als "Tag der Darstellung des Herrn" wurde dieser Tag auch in der Evangelischen Kirche übernommen. Nach Evangelischem Brauch soll er begangen werden, wenn er auf einen Sonntag fällt. Ein Christusfest ist dieser Tag also für uns, kein Marienfest. Für die gottesdienstlich Interessierten: Wie bei allen Christusfesten hängt heute am Altar deswegen auch das weiße Parament.

Licht setzt sich durch

Im Mittelpunkt des heutigen Tages steht das Loblied des greisen Simeon, der in dem Jesuskind, das in den Tempel gebracht wurde, den Messias entdeckt. "Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden." Oder wie es in der Gute-Nachricht-Bibel heißt: "Allen Völkern sendest du das Licht." Licht ist von daher das Symbol dieses Tages. Jesus das Licht. Das Licht, das mit Weihnachten in die Welt gekommen ist, setzt sich durch. Es verbreitet sich unaufhörlich und unaufhaltsam, so wie sich seit der Wintersonnenwende das Sonnenlicht von mal zu mal stärker durchsetzt. Und so gehören die Epiphanias-Sonntage vom Kirchenjahr her gesehen auch noch in die Weihnachtszeit hinein. Während bei den meisten in unserer Region der Weihnachtsbaum zum Dreikönigstag abgeräumt wird, bleibt er deswegen in katholischen Kirchen im allgemeinen bis Lichtmess stehen. Ich will an unseren Gewohnheiten nicht rütteln, habe aber darum gebeten, den Stern im Turm heuer als Zeichen der Epiphaniaszeit weiterbrennen zu lassen.

Ein Licht in der Dunkelheit

Jesus bringt Licht in die Welt. Das hat unseren Bayreuther Regionalbischof Wilfried Beyhl im vergangenen Jahr zur Idee dieser Streichholzheftchen angeregt. Wenn Sie beim Gottesdienst zum 40jährigen Kirchweihjubiläum da waren, haben Sie schon einmal eines ganz frisch in die Hand bekommen. Und für heute, für den Lichtsonntag des Kirchenjahres, haben wir noch einmal welche besorgt.

Auf der Vorderseite können Sie es lesen: Jesus, das Licht der Welt, lädt uns ein, ihm auf diesem Weg zu folgen und selber Licht in die Welt zu bringen. So wie man ein Streichholz anzündet und anderen zu Licht und Wärme verhilft. Kirche soll Licht in die Welt bringen, soll die Welt ein wenig heller und wärmer machen, sonst hat sie ihren Zweck verfehlt. Und so können Sie auf der Rückseite des Streichholzheftchens sehen, wo unsere Bayerische Landeskirche die Schwerpunkte ihres Tun sieht: Licht in die Welt bringen durch den Gottesdienst, durch die Seelsorge, durch helfendes Handeln, durch Bildung, und indem sie Menschen eine Heimat bietet. Auch unsere Kirchengemeinde muss sich daran messen lassen, ob sie diesen Dienst an den Menschen erfüllt. Wir konnten bei der Gemeindeversammlung am Freitag dankbar sein für die Vielfalt unseres gemeindlichen Lebens, aber wir wissen auch, was uns noch fehlt und wo unsere Grenzen sind.

Mit fünf Symbolen, die Sie auf der Rückseite sehen, hat man versucht, die Aufgaben der Kirche für die heutige Zeit zu beschreiben:

Licht bringen auf vielfältige Weise

Das Auge steht stellvertretend für die fünf Sinne des Menschen. Alle Sinne sollen angesprochen werden durch die Gottesdienste, die wir feiern. Gottesdienst soll nicht nur Sitzen und Hören sein. Wir sollen, wie es bei der Einladung zum Abendmahl heißt, schmecken und sehen, wie freundlich der Herr ist. Und so danke ich heute allen, die bei der Gestaltung unserer Gottesdienste mithelfen: der Mesnerin, den Musikern, den Sängern im Chor, den Lektoren, den Teams für Familiengottesdienst und Kindergottesdienst.

Die Kerze steht für das Licht, das in das Leben eines Menschen kommt, indem ihm jemand zuhört in schwerer Zeit. Auch ohne spezielle Seelsorgeausbildung können wir alle zum Licht werden für andere, indem wir ein offenes Ohr und ein wenig Zeit haben. Und so danke ich heute allen, die solche Zeit aufbringen, z.B. im Besuchsdienst unserer Gemeinde.

Die ausgestreckte offene Hand steht für tatkräftiges helfendes Handeln im Namen Jesu. Wir können es nicht nur der offiziellen Diakonie zuschieben. Und so danke ich heute allen, die in der Diakonie arbeiten, die Menschen in Krankenhäusern und Altenheimen besuchen, die zu Hause einen Menschen pflegen, und allen, die unauffällig und still Nachbarschaftshilfe betreiben.

Die Taube als Symbol des Geistes steht für die geistigen Bedürfnisse des Menschen: für Bildung, Gespräche und Austausch, Lehren und Lernen, Geben und Nehmen, was es in den Gruppen und Kreisen unserer Gemeinde auch gibt. Und so danke ich heute allen, die in unserer Gemeinde Gruppen und Kreise leiten und andere zum Nachdenken, Reden und Diskutieren anstiften.

Das Herz, es steht für liebevolle und herzliche Beziehungen, für Feiern, Feste, Begegnungen und Konzerte, die die Gemeinde zu einer Heimat werden lassen. Für alle Situationen, wo Menschen das Herz aufgeht. Und so danke ich heute allen, die sich für das Feiern und die Begegnungen einsetzen, und die allein durch ihre Anwesenheit andere Menschen fröhlich machen.

Ich lade Sie ein, mit diesen Streichholzheftchen nicht zu Hause Licht zu machen, sondern unterwegs. Dann wird Ihr Gegenüber fragen: "Was hast du da?" Und es ergibt sich die Möglichkeit zu einem Gespräch über die Gemeinde und ihre Aufgaben. Auch so wird Licht weitergegeben und wir folgen dem, was auf der Vorderseite steht: Jesus Christus spricht: "Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben."

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de