Maria
Lichtmess Der heutige 2. Februar trägt je
nachdem, in welchen Kalender Sie schauen, und
auch je nach Landstrich und Konfession
verschiedene Namen: "Tag der Darstellung des
Herrn", "Mariä Reinigung",
"Mariä Lichtmess" oder einfach nur
"Lichtmess". Bekannt sind diese Namen
jedoch vor allem in katholischen Gegenden. Der 2.
Februar ist der 40. Tag nach Weihnachten. Was hat
es mit diesem Tag und seinen verschiedenen
Bezeichnungen auf sich?
Die
Darstellung im Tempel
Nach
alttestamentlicher Sitte bringt eine Frau ihren
Sohn nach 40 Tagen in den Tempel, um zu ihrer
sog. Reinigung oder Entsühnung ein Opfer
darzubringen: ein Schaf und eine Taube oder bei
Ärmeren zwei Tauben (3. Buch Mose 12,6-8). Das
kommt daher, dass man eine Frau nach der Geburt
als unrein ansah. Alles, was mit Blut zu tun
hatte, machte nach damaliger Vorstellung unrein.
Man musste sich im Haus aufhalten. Man durfte
nicht am Gottesdienst teilnehmen. Daher also die
Bezeichnungen "Tag der Darstellung Jesu im
Tempel" oder "Marias Reinigung".
Denn dieser Sitte sind ja auch Maria und Josef
nachgekommen, wie wir vorhin in der Lesung des
Evangeliums gehört haben. Der Evangelist Lukas
betont damit, dass Jesus ganz und gar Mensch war.
Es gab sozusagen keine Sonderregelungen für ihn.
Alle religiösen Pflichten galten auch ihm.
Und eine weitere
alttestamentlich Sitte wird in diesem Text
deutlich: Der erste männliche Nachkomme eines
Tieres soll zum Dank Gott geopfert werden. Denn
er ist der Geber. Von ihm und seinen Gaben sind
die Menschen abhängig. Der erste männliche
Nachkomme bei Menschen jedoch wurde
"ausgelöst", d.h. es wurde ein
Ersatzopfer für ihn dargebracht. (2. Buch Mose
13,1-13)
Lichtmess
und Kerzenweihe
Von Jesus her, der
nach den Worten des Simeon "ein Licht zur
Erleuchtung der Völker" (Lukas 2,32) ist,
wurde dann später dieser Tag als Lichtmess zum
Fest der Weihe der Kerzen. "Lichtmess"
kommt also von "Lichtmesse",
Lichtgottesdienst. Den in der Kirche geweihten
Kerzen schrieb man dann übrigens in der
Volksfrömmigkeit Schutzkraft zu gegen Feuer und
Blitz in Haus und Hof. Und einen Tag später am
3. Februar verteilte man mit gekreuzten Kerzen
den Blasius-Segen gegen Halsschmerzen.
Traditionell endete und begann an Lichtmess das
bäuerliche Arbeitsjahr. Gearbeitet wurde an
diesem Tag nicht. Mägde und Knechte bekamen
ihren Jahreslohn. Sie versprachen auf Treu und
Glauben per Handschlag ein weiteres Jahr oder sie
verdingten sich woanders neu.
Lichtmess
als Christusfest
Sie können sich
vielleicht denken, dass Martin Luther und die
Reformatoren das Marienfest "Mariä
Reinigung" natürlich nicht übernahmen.
Auch die Kerzensegnung übernahmen sie nicht,
weil mit diesen Kerzen ja manche eher
abergläubische Vorstellung verbunden war. Als
Christusfest aber, als "Tag der Darstellung
des Herrn" wurde dieser Tag auch in der
Evangelischen Kirche übernommen. Nach
Evangelischem Brauch soll er begangen werden,
wenn er auf einen Sonntag fällt. Ein
Christusfest ist dieser Tag also für uns, kein
Marienfest. Für die gottesdienstlich
Interessierten: Wie bei allen Christusfesten
hängt heute am Altar deswegen auch das weiße
Parament.
Licht
setzt sich durch
Im Mittelpunkt des
heutigen Tages steht das Loblied des greisen
Simeon, der in dem Jesuskind, das in den Tempel
gebracht wurde, den Messias entdeckt. "Herr,
nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast, denn meine Augen haben deinen
Heiland gesehen, ein Licht zur Erleuchtung der
Heiden." Oder wie es in der
Gute-Nachricht-Bibel heißt: "Allen Völkern
sendest du das Licht." Licht ist von daher
das Symbol dieses Tages. Jesus das Licht. Das
Licht, das mit Weihnachten in die Welt gekommen
ist, setzt sich durch. Es verbreitet sich
unaufhörlich und unaufhaltsam, so wie sich seit
der Wintersonnenwende das Sonnenlicht von mal zu
mal stärker durchsetzt. Und so gehören die
Epiphanias-Sonntage vom Kirchenjahr her gesehen
auch noch in die Weihnachtszeit hinein. Während
bei den meisten in unserer Region der
Weihnachtsbaum zum Dreikönigstag abgeräumt
wird, bleibt er deswegen in katholischen Kirchen
im allgemeinen bis Lichtmess stehen. Ich will an
unseren Gewohnheiten nicht rütteln, habe aber
darum gebeten, den Stern im Turm heuer als
Zeichen der Epiphaniaszeit weiterbrennen zu
lassen.
Ein Licht in der
Dunkelheit
Jesus bringt Licht
in die Welt. Das hat unseren Bayreuther
Regionalbischof Wilfried Beyhl im vergangenen
Jahr zur Idee dieser Streichholzheftchen
angeregt. Wenn Sie beim Gottesdienst zum
40jährigen Kirchweihjubiläum da waren, haben
Sie schon einmal eines ganz frisch in die Hand
bekommen. Und für heute, für den Lichtsonntag
des Kirchenjahres, haben wir noch einmal welche
besorgt.
Auf der
Vorderseite können Sie es lesen: Jesus, das
Licht der Welt, lädt uns ein, ihm auf diesem Weg
zu folgen und selber Licht in die Welt zu
bringen. So wie man ein Streichholz anzündet und
anderen zu Licht und Wärme verhilft. Kirche soll
Licht in die Welt bringen, soll die Welt ein
wenig heller und wärmer machen, sonst hat sie
ihren Zweck verfehlt. Und so können Sie auf der
Rückseite des Streichholzheftchens sehen, wo
unsere Bayerische Landeskirche die Schwerpunkte
ihres Tun sieht: Licht in die Welt bringen durch
den Gottesdienst, durch die Seelsorge, durch
helfendes Handeln, durch Bildung, und indem sie
Menschen eine Heimat bietet. Auch unsere
Kirchengemeinde muss sich daran messen lassen, ob
sie diesen Dienst an den Menschen erfüllt. Wir
konnten bei der Gemeindeversammlung am Freitag
dankbar sein für die Vielfalt unseres
gemeindlichen Lebens, aber wir wissen auch, was
uns noch fehlt und wo unsere Grenzen sind.
Mit fünf
Symbolen, die Sie auf der Rückseite sehen, hat
man versucht, die Aufgaben der Kirche für die
heutige Zeit zu beschreiben:
Licht bringen auf
vielfältige Weise
Das Auge
steht stellvertretend für die fünf Sinne des
Menschen. Alle Sinne sollen angesprochen werden
durch die Gottesdienste, die wir feiern.
Gottesdienst soll nicht nur Sitzen und Hören
sein. Wir sollen, wie es bei der Einladung zum
Abendmahl heißt, schmecken und sehen, wie
freundlich der Herr ist. Und so danke ich heute
allen, die bei der Gestaltung unserer
Gottesdienste mithelfen: der Mesnerin, den
Musikern, den Sängern im Chor, den Lektoren, den
Teams für Familiengottesdienst und
Kindergottesdienst.
Die Kerze
steht für das Licht, das in das Leben eines
Menschen kommt, indem ihm jemand zuhört in
schwerer Zeit. Auch ohne spezielle
Seelsorgeausbildung können wir alle zum Licht
werden für andere, indem wir ein offenes Ohr und
ein wenig Zeit haben. Und so danke ich heute
allen, die solche Zeit aufbringen, z.B. im
Besuchsdienst unserer Gemeinde.
Die ausgestreckte
offene Hand steht für
tatkräftiges helfendes Handeln im Namen Jesu.
Wir können es nicht nur der offiziellen Diakonie
zuschieben. Und so danke ich heute allen, die in
der Diakonie arbeiten, die Menschen in
Krankenhäusern und Altenheimen besuchen, die zu
Hause einen Menschen pflegen, und allen, die
unauffällig und still Nachbarschaftshilfe
betreiben.
Die Taube
als Symbol des Geistes steht für die geistigen
Bedürfnisse des Menschen: für Bildung,
Gespräche und Austausch, Lehren und Lernen,
Geben und Nehmen, was es in den Gruppen und
Kreisen unserer Gemeinde auch gibt. Und so danke
ich heute allen, die in unserer Gemeinde Gruppen
und Kreise leiten und andere zum Nachdenken,
Reden und Diskutieren anstiften.
Das Herz,
es steht für liebevolle und herzliche
Beziehungen, für Feiern, Feste, Begegnungen und
Konzerte, die die Gemeinde zu einer Heimat werden
lassen. Für alle Situationen, wo Menschen das
Herz aufgeht. Und so danke ich heute allen, die
sich für das Feiern und die Begegnungen
einsetzen, und die allein durch ihre Anwesenheit
andere Menschen fröhlich machen.
Ich lade Sie ein,
mit diesen Streichholzheftchen nicht zu Hause
Licht zu machen, sondern unterwegs. Dann wird Ihr
Gegenüber fragen: "Was hast du da?"
Und es ergibt sich die Möglichkeit zu einem
Gespräch über die Gemeinde und ihre Aufgaben.
Auch so wird Licht weitergegeben und wir folgen
dem, was auf der Vorderseite steht: Jesus
Christus spricht: "Ich bin das Licht der
Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in
der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens
haben."
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