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Die Predigt vom 8. April 2004 (Gründonnerstag):
»Mit Christus am Tisch«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Am Gründonnerstag (von greinen = weinen) gedenken die Christen der Einsetzung des Abendmahls durch Jesus am Tag vor seinem Tod. Beim Feierabendmahl stand eine Bildbetrachtung im Mittelpunkt:
Predigttext
Sie können den Text auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
Wandteppich im Ordenshaus der Christusbruderschaft Selbitz

Karte, Dias und Kunstdruck zum Bild:
www.verlag-christusbruderschaft.de/
wandbehang.html


Predigt
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Die Predigt
Das Gesamtbild

Ein Abendmahlsbild. Manche kennen es schon. Die wenigsten aber kennen das ganze Bild:
Dieser Wandbehang hängt im Ordenshaus der Christusbruderschaft Selbitz. Er zeigt die Tage vor dem Karfreitag: Links zwei fliehende Jünger bei der Gefangennahme, dann die Salbung in Bethanien, wo eine Frau kostbares Öl über Jesus gießt, dann das Abendmahl mit einem Kreuz im Hintergrund und rechts davon den weinenden Petrus, nachdem er seinen Herrn verleugnet hat.

Der Ausschnitt mit der Abendmahlsszene

Die Gestalt Jesu beherrscht das Bild. Überlebensgroß ist er im Vergleich zum Abendmahlstisch mit den Jüngern. Er ist die Mitte. Er ist die Hauptsache.
Steht er vor dem Tisch oder über dem Tisch oder im Tisch? Jesus und der Tisch gehen ineinander über. Er selber ist der Tisch.
Überlebensgroß auch das Brot und der Kelch mit dem Wein: Jesus, das Brot und der Wein, auch sie gehen ineinander über. Er ist Brot und Wein.
In Brot und Wein gibt er sich selbst.

Christus, die Lichtgestalt

Als Lichtgestalt, als der Auferstandene, der nicht an Raum und Zeit gebunden ist, ist er inmitten seiner Jünger. Weiß, die Farbe des Lichts. So konnten ihn die drei engsten Jünger schon auf dem Berg der Verklärung schauen.
Weiß, das ist in unseren Kirchen und bei unseren Altar- und Kanzelbehängen die Christusfarbe. Weiß, das ist die Farbe der Christusfeste: Mitten in der Passionszeit mit der Bußfarbe violett wird am Gründonnerstag weiß gedeckt. Ostern blitzt auf.

Die Jünger

Das gleiche Weiß entdecken wir auf den Gesichtern der Jünger: Das Licht der Auferstehung, das Licht des Auferstandenen spiegelt sich in den Gesichtern derer, die mit ihm am Tisch sitzen. Ihre Gesichter haben keine Konturen: Das Licht überstrahlt alles.
Ihre Gesichter haben keine Konturen: Nicht nur zwölf namentlich Bekannte aus lang vergangener Zeit sitzen beisammen. Alle, die Abendmahl feiern, damals wie heute, können sich in ihren Gesichtern wiederfinden. Alle gehören dazu. Niemand ist Jesus näher oder ferner. Der Auferstandene ist nicht an Zeit und Geschichte gebunden.

Judas

Zwölf Jünger sehen wir: Auch Judas ist dabei. Auch der Verräter hat Platz am Tisch. Ist es vielleicht die Person links vorne? Man meint, sie säße sei ein wenig abseits. Als einzige hält sie die Hände ausgestreckt. Und Jesu Hand reiche nicht ganz bis zu ihr hin. Und doch: Alle haben Platz an diesem Tisch.

Wir sitzen mit am Tisch

Ganz schmal beginnt der Tisch im Hintergrund aus dem Leib Jesu und er verbreitert sich zum Betrachter hin. An unserer Seite sitzt niemand. An unserer Seite ist Platz am Tisch. Und so ist es, als ginge der Tisch aus dem
Bild heraus in unseren Tisch über. Es ist, als ob unsere Abendmahlsgaben auch auf diesem Tisch stehen würden. Es ist, als ob wir mit den Jüngern zusammen am gleichen Tisch säßen.

Christus ist auch in unserer Mitte. Er schaut auch auf uns gnädig herab.
Er nimmt auch uns mit in den Kreis: Jeden ohne Ausnahme, die Guten und die Bösen, Frau und Mann, Klein und Groß. Seine Arme umschließen unsichtbar auch uns. Wir feiern seine Gegenwart. Amen

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de