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predigt[e].de

Die Predigt vom 2. Juli 2006 (Gedenktag der Kirchweihe):
»Unsere Kirche ist offen. Treten Sie ein.«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den 3. Sonntag nach Trinitatis. Er wurde in der Gemeinde als Kirchweihtag begangen. Evangelium (1. Lesung) war die Erzählung vom Zöllner Zachäus. Als Predigttext war der Psalm des Kirchweihtages ausgesucht:
Predigttext
Sie können Texte auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
2 Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth! 3 Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. 4 Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen - deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und mein Gott.
5 Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar. 6 Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln! 7 Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen. 8 Sie gehen von einer Kraft zur andern und schauen den wahren Gott in Zion.
9 HERR, Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs! 10 Gott, unser Schild, schaue doch; sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten! 11 Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in der Gottlosen Hütten. 12 Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. 13 HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!
Predigt
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Die Predigt
„Unsere Kirche ist offen.“

„Unsere Kirche ist offen. Treten sie ein.“ So steht es auf dem Schild draußen an der Tür. Und diese Einladung wird auch angenommen, wenn auch nicht so häufig wie in einer Innenstadtkirche. Die sog. „Laufkundschaft“ ist am Stadtrand natürlich nicht da.
Offene Kirchen laden ein, und nach aller Erfahrung besonders auch Menschen, die sonst nicht zum Gottesdienst gehen. Wie oft höre ich, dass im Urlaub von vielen keine Kirche ausgelassen wird. Wie gut ist u.a. auch die Autobahnkirche in Himmelkron besucht. Und das ist nicht einfach nur touristisches Interesse oder Neugier oder Langeweile. Nein, Menschen erwarten sich etwas für sich selbst, auch wenn sie es vielleicht nicht gleich in Worte fassen können. Das haben wir in der Evangelischen Kirche zu lange missachtet. Und auch jetzt noch sind zu viele evangelische Kirchen untertags geschlossen.

Was zieht einen in eine Kirche?

Was erwarten sich Menschen in einem Gotteshaus? Ich lese den Psalm für den heutigen Kirchweihtag: (siehe Text oben)

2 Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth! 3 Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.

Ja, so ähnlich formulieren es Menschen: „Es zieht mich einfach hinein. Ich kann nicht einfach vorbei gehen. Und wenn es nur fünf Minuten sind.“ Fünf Minuten die Tür hinter dem Alltag zu machen. Die Seele verlangt und sehnt sich danach. Es ist nicht unbedingt der Kopf, es ist nicht unbedingt die Vernunft. Die Vernunft sagt: Gott wohnt überall. Du kannst ihm überall begegnen: Im Bett, im Büro, im Wald. Und das ist ja auch richtig. Auch die Bibel warnt ja davor, Gott in einem Haus einsperren zu wollen. Und doch braucht unsere Seele Orte der Begegnung, Wohnungen und Vorhöfe des Herrn. Orte, wo Gott leichter erfahren werden kann. Nichts anderes ist mit dem „lebendigen Gott“ gemeint. Gott ist lebendig, sofern ich ihn irgendwie spüren, erfahren, erahnen kann. Wie gesagt: Nicht immer kann man es in Worte fassen.

Zufluchtsort für die Seele

Mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. 4 Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen.

Leib und Seele sind betroffen. Am Sonntagmorgen ist Gott nicht nur seelisch, nicht nur im Herzen zu erfahren, sondern mit dem ganzen Leib: stehen und sitzen und gehen, singen und schweigen und beten, hören, beim Abendmahl riechen und schmecken.
Ein Zufluchtsort ist damals der Tempel gewesen, eine Freistatt, in der man vor seinen Verfolgern sicher war. Kirchenasyl, das gibt es z.T. auch heute noch.
Auch die Seele braucht Zufluchtsorte. Sie braucht manchmal Asyl in der Hektik des Alltags und im Chaos der Gefühle. So wie der Vogel sein Vogelhaus braucht. So wie junge Schwalben ohne ein Nest verloren sind.

Welche Folgen könnte es haben, wenn jemand eine Kirche aufsucht? Was könnte es ihm bringen?

In der Kirche Dankbarkeit lernen

5 Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar.

Wer in Gottes Haus wohnt, wer bei Gott zu Hause ist, wer regelmäßig sein Haus sucht, der findet vielleicht zur Dankbarkeit. Der sieht nicht so sehr das halb leere, sondern v.a. das halb volle Glas. Der entdeckt, was ihm geschenkt ist und findet zum Loben und Danken.

Hilfe in dürren Zeiten

7 Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen.

Wer in der Kirche eine Zuflucht findet, der findet Hilfe in dürren Zeiten. Der findet Hilfe, wenn der Lebensweg durch dürre Täler geht, wenn es Durststrecken gibt: Krankheit, Sorgen, Suche nach Orientierung ...
Wer sich auf den Weg macht, für den kann vielleicht der Gang in die Kirche zum Lebensquell werden. Saftige Wiese statt dürres Tal. Wie Wasser auf die ausgetrocknete und durstige Seele. Wie ein warmer Regen nach Zeiten der inneren Trockenheit.

Kraft tanken

8 Sie gehen von einer Kraft zur andern und schauen den wahren Gott in Zion.

Wer im rechten Moment die Kirche sucht, für den kann sie zum Ort der Kraft werden. Und der geht gestärkt wieder hinaus.
Wer das einmal oder öfter erlebt, der wird dann auch ermutigt, sein Herz auszuschütten und Gott keine Ruhe zu lassen:

Aufmerksamkeit finden

9 HERR, Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs! 10 Gott, unser Schild, schaue doch; sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten!

Gott hört mich und Gott schaut mich an. Wie oft vermissen das Menschen im Alltag: dass jemand ihnen zuhört unter vier Ohren, und dass jemand ihnen freundlich ins Gesicht sieht unter vier Augen. Wir leben davon, dass wir beachtet werden, sonst vertrocknen wir innerlich.

Keine verlorene Zeit

11 Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in der Gottlosen Hütten.

Mancher sagt vielleicht: Dafür habe ich keine Zeit. Denn Zeit ist Geld in meinem Beruf. Oder: Ich bin die ganze Woche unterwegs. Ich brauche den Sonntagmorgen für meine Familie.
Und hier steht: Eine Stunde in der Kirche am Sonntagmorgen oder eine Viertelstunde unter der Woche, sie sind keine verlorene Zeit. Sie sind, wenn ich mich darauf einlasse, gefüllte Zeit, intensive Zeit. Wie viele Stunden, wie viele Viertelstunden mögen auf der anderen Seite für Nebensächliches vergeudet werden?

12 Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!

Wer eine Kirche und damit Gott sucht, den wird Gott nicht leer ausgehen lassen. Nein, Materielles gibt es in der Kirche nicht geschenkt, nichts, wofür man sich etwas kaufen könnte. Aber vielleicht Sonne und Wärme für die Seele. Schild und Schutz vor Gefahren. Gnade und Ehre nicht vor Menschen, wohl aber vor Gott.

Du darfst in die Kirche

Zum guten Schluss. Nicht: Du musst in die Kirche. Sondern: Du darfst in die Kirche. Sie steht dir offen. Gott wartet auf dich.
Das ist u.a. auch die Botschaft unseres neuen farbigen Kirchenführers, den wir hinterher vorstellen und verkaufen. Nicht so sehr ein Kunstführer oder geschichtlicher Führer sollte er werden. Vor allem ein geistlicher Führer: Einer, der in der Kirche zum Nachdenken und zum Besinnen auf den Lebensweg einlädt. Lassen Sie sich einladen.

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de