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Die Predigt vom 6. Januar 2007 (Epiphanias):
»Licht in der Dunkelheit«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den Dreikönigstag, im kirchlichen Sprachgebrauch Epiphanias (Fest der Erscheinung des Herrn). Sein Thema ist Jesus, das Licht in der Dunkelheit. Evangelium (1. Lesung) war die Anbetung der Könige und Epistel (2. Lesung) die Zugehörigkeit der Heidenchristen zum Gottesvolk. Der Predigttext dieses Sonntags (s.u.) war aus dem Propheten Jesaja Kapitel 60:
Predigttext
Sie können Texte auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
3 Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. 4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden. 5 Dann wirst du deine Lust sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. 6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.
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Die Predigt
Weihnachten und Epiphanias

Weihnachten und der Dreikönigstag gehören zusammen: Nicht nur, weil einige der östlichen Kirchen ihr Weihnachtsfest am 6. Januar feiern. Nicht nur, weil die Drei Könige in unsere Weihnachtskrippen hinein gehören. Sondern der Dreikönigstag zeigt, was Weihnachten bedeutet. Und das sind zwei Dinge: Weihnachten ist immer dort und immer dann, wo Menschen in der Dunkelheit ein Licht aufgeht. Die drei Weisen sind einer Himmelserscheinung, einem neuen Licht gefolgt. Mit dem Kind in der Krippe ist nach Überzeugung der ersten Christen Licht in diese Welt gekommen. Deswegen heißt der Dreikönigstag auch Epiphanias. Darin steckt das griechische Wort „Erscheinung“, Lichterscheinung, Aufgehen eines neuen Lichtes. Das ist das erste: Weihnachten ist immer dort und dann, wo Menschen in der Dunkelheit ein Licht aufgeht.
Und das zweite: Weihnachten und sein Licht haben eine weltweite, weltumspannende Bedeutung. Auch davon waren die ersten Christen überzeugt: Was damals geschah, war nicht nur für das kleine Kaff Bethlehem bestimmt, sondern gilt der ganzen Welt. Das zeigen die weisen Männer aus fernen Ländern, die ihre Geschenke mitbringen.

Die alten Menschheitshoffnungen

Die ersten Christen und auch der Evangelist Matthäus, der uns die Geschichte erzählt hat, waren geborene Juden. Sie waren vertraut mit den biblischen Schriften, die für uns heute das Alte Testament sind. Und sie haben Weihnachten von den Hoffnungen und Verheißungen der alten Schriften und Propheten her verstanden. Eine dieser alten Hoffnungen lesen wir in Jesaja Kapitel 60:
(Text siehe oben)

Enttäuschte Hoffnungen

Um den ursprünglichen Sinn dieser Prophetenworte zu verstehen, muss man, wie so oft, ein wenig in die Geschichte des Volkes Israel zurück gehen:
Nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels ca. 600 Jahre vor Christi Geburt war ein großer Teil des jüdischen Volkes für zwei Generationen in Babylonien in der Verbannung. Als die Babylonier als damalige Weltherrscher durch die Perser abgelöst wurden, konnten die Verbannten wieder in ihre Heimat zurückkehren.
Diese Hoffnung auf Rückkehr hatte sie zwei Generationen lang in der Fremde überleben lassen. Aber die ersten Begeisterung ist schnell einer Ernüchterung gewichen: Nicht alle wollten zurückkehren. Viele, v.a. aus der zweiten Generation, hatten sich an die neue Heimat gewöhnt. Der Wiederaufbau in Jerusalem ging nur sehr stockend voran. Der neue Tempelbau blieb in den Anfängen stecken. Es gab eine Menge Armut, Not, enttäuschte Hoffnungen und Resignation. Die Begeisterung des Neuanfangs war schnell verflogen. Nach den ursprünglich großen Hoffnungen kam eine Art Gottesfinsternis: 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker.

Gott macht das Dunkel hell

Das ist die Botschaft des Propheten, nachdem er sich den kläglichen Beginn länger angeschaut hat: Diese Finsternis können die Menschen nicht aus eigener Kraft überwinden. Menschliche Kraft schafft den Neuanfang nicht. Gott selber muss handeln. Gott selber muss kommen und sich durchsetzen. Gott muss dieser Finsternis und Resignation ein Ende machen, so wie er vorher der Verbannung ein Ende gemacht hat:
2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Den ersten Schritt tut Gott, sagt der Prophet. Er erscheint selbst in all seiner Herrlichkeit und macht das Dunkel hell. Den zweiten Schritt müsst ihr tun: Macht euch auf. Steht auf aus eurer Resignation. Geht ihm entgegen. Lasst euch vom Licht ergreifen:
1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!

Noch mehr Hoffnungen

Und weiter in der prophetischen Hoffnung: Auch die, die noch in der Verbannung sind. Auch die, die noch nicht heimkehren konnten oder wollten, werden nach Hause kommen:
4 Hebe deine Augen auf und sieh umher: Diese alle sind versammelt und kommen zu dir. Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arme hergetragen werden.

Und eine noch größere Hoffnung: Am Ende wird das jetzt noch ärmliche Jerusalem wieder seine alte Größe wie ehedem gewinnen. Nicht nur die Verbannten werden heimkehren, sondern alle Völker der Welt werden sich dort versammeln und den Gott Israels anerkennen. Jerusalem mit seinem Berg Zion wird zum Wallfahrtsort für die Völkerwelt werden. Und alle bringen ihre Schätze mit:
3 Und die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht. 6 Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des HERRN Lob verkündigen.

Die alten Hoffnungen in Jesus erfüllt?

Die ersten Christen und mit ihnen der Evangelist Matthäus haben in der Geburt Jesu in Bethlehem diese alten Hoffnungen erfüllt gesehen. Die Zeit ist erfüllt. Dieser Jesus ist das versprochene Licht. In ihm zeigt sich Gottes ganze Herrlichkeit. Aber sie zeigt sich ganz anders als die alten Propheten meinten. Gottes Herrlichkeit zeigt sich in der Niedrigkeit, in der Armseligkeit eines Stalles, in der Schwäche eines kleinen Kindes.
Und doch ist darin Gottes Herrlichkeit verborgen zu sehen, betont auch der Evangelist Johannes:
„Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ (Joh 1,14)

Viele in der Nähe von Bethlehem haben das nicht begriffen und haben sich an der Armseligkeit des Stalles gestoßen. Da müssen Menschen von weit her kommen und die, die in der Nähe wohnen, mit ihrem Glauben beschämen. Im Besuch der Weisen aus dem Osten sahen die ersten Christen die alte prophetische Hoffnung erfüllt: Alle Erdteile und alle Generationen kommen und bringen ihre Schätze mit. Das Verständnis, dass die Weisen aus dem Osten Könige gewesen seien, geht vielleicht auf diese Prophetenworte zurück, oder auch auf ihre königlichen, teuren Geschenke.

Wann ist Weihnachten?

Was bleibt von diesen alten Hoffnungen her für unser heutiges Verständnis von Weihnachten? Ich meine, beide Aspekte seien auch für uns heute noch wichtig, auch wenn wir die alten Worte nicht einfach so in die heutige Zeit übertragen können:

Das erste: Weihnachten ist immer dann und dort, wo Licht in menschliche Dunkelheit fällt. Wenn Menschen sich wie damals in einer Art Gottesfinsternis vorfinden und fragen: Gott, wo bist du in meinem Leben? Wo bist du in dieser Krankheit? Wo bist du in dieser Ausweglosigkeit?
Und dann gibt es auf einmal neue Hoffnung. Es tun sich neue Wege auf. Krankheit hat ein Ende. Resignation wird überwunden. Wo vorher nur Dunkelheit war, gibt es neue Lichtblicke. Das ist Weihnachten, und es kann auch im Frühling, im Sommer oder im Herbst sein.
Und nun pack dein Leben neu an! Steh auf aus deiner Resignation, weil Gott dir entgegenkommt! Lass dich vom Licht ergreifen!
60 1 Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! 2 Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Weihnachten gilt der ganzen Welt

Und das zweite: Weihnachten hat für alle Bedeutung. Alle sollen erfahren, wo sie hingehen können, wenn sie Licht suchen in ihrer Dunkelheit. Weihnachten hat missionarische Bedeutung. Weihnachten muss weitererzählt werden.
Nicht umsonst endet das Matthäusevangelium, das uns von den Weisen aus fernen Ländern erzählt, mit dem sog. Missionsbefehl Jesu:
„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,19-20)
Der Epiphaniastag und die christliche Mission gehören zusammen. Die Kollekte an Epiphanias ist aus langer Tradition für die Arbeit in den bayerischen Partnerkirchen in Asien, Afrika und Neuguinea bestimmt.

Missionarisch leben

Wie aber leben wir missionarisch? Außer, dass wir anschließend in der Kollekte etwas einlegen? Es braucht Christen, die es als ihre Aufgabe und Sendung begreifen, aktiv in die Welt hinausgehen und in Wort und Tat für den christlichen Glauben einzutreten.
Es braucht aber auch die anderen, die daheim bleiben. Ich lese bei Jesaja, dass die Menschen von alleine kommen, dass sie wie magnetisch angezogen werden von dem Licht, das von Weihnachten ausgeht.
Ich verstehe das so: Missionarisch leben im Sinn dieser Worte bedeutet nicht, anderen wie die Zeugen Jehovas unseren Glauben ungefragt aufdrängen, ja geradezu aufnötigen zu wollen. Aber wir müssten so leben, reden und handeln, dass andere unser Christsein als anziehend empfinden. Wir müssten so leben, dass andere Lust bekommen und eingeladen werden, mit diesem Gott zu leben und sich in dieser Kirche zu engagieren. Wir müssten denen, die sich noch nicht zur Gemeinde halten, deutlich machen, dass auch sie, wie Jesaja sagt, als Söhne und Töchter Gottes eingeladen sind.
Dazu helfe uns Gott. Amen

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de