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predigt[e].de

Die Predigt vom 8. April 2007 (Osterfest):
»Auf, auf!«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die christliche Kirche beging am Sonntag das Osterfest. Sein Thema ist die Auferweckung Jesu aus dem Tod. Evangelium (1. Lesung) war der Osterbericht des Markus und Epistel (2. Lesung) die alte Osterüberlieferung nach dem Aposel Paulus. Der Predigt lag anlässlich des Jubiläumsjahres ein Osterlied von Paul Gerhardt zugrunde:
Predigttext
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Der Predigttext
(Text des Liedes siehe unten in der Predigt.)
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Die Predigt
20 Jahre Figur des Auferstandenen

2. Er war ins Grab gesenket, / der Feind trieb groß Geschrei; / eh er's vermeint und denket, / ist Christus wieder frei / und ruft Viktoria, / schwingt fröhlich hier und da / sein Fähnlein als ein Held, / der Feld und Mut behält.

Das ist die Osterbotschaft mit den Worten des Liederdichters Paul Gerhardt, dessen 400. Geburtstag die Evangelische Kirche heuer begeht. Das ist auch die Osterbotschaft der Figur des Auferstandenen in unserer Kirche: Christus ist frei aus Tod und Grab und schwingt seine Siegesfahne wie ein siegreicher Feldherr. Seine Hand ist zum Viktoria grüßend erhoben.
Seit 20 Jahren verkündet uns inzwischen in unserer Kirche diese Figur Sonntag für Sonntag den Sieg des Lebens über den Tod, den Sieg Jesu Christi über alle Mächte des Bösen. Auf Initiative von Pfr. Gottfried Petzold und seiner Frau wurde sie durch den Kirchenvorstand beim Fichtelberger Schnitzer Max Nickl bestellt und zum Osterfest am 19. April 1987 der Gemeinde vorgestellt.

Ostern im 30-jährigen Krieg

Das Osterlied Paul Gerhardts, das so gut mit dieser Figur zusammen harmoniert, möchte ich Ihnen in seinem Jubiläumsjahr vorstellen. Lied Nr. 112 in unserem Gesangbuch:
1. Auf, auf, mein Herz, mit Freuden / nimm wahr, was heut geschicht; / wie kommt nach großem Leiden / nun ein so großes Licht! / Mein Heiland war gelegt / da, wo man uns hinträgt, / wenn von uns unser Geist / gen Himmel ist gereist.
Ein ungewöhnlich fröhliches Lied, wenn man bedenkt, dass es noch zu Kriegszeiten geschrieben wurde: 1647, ein Jahr vor dem Ende des schrecklichen 30-jährigen Krieges! Deutschland war völlig am Boden. Zwei Drittel der Bevölkerung durch Krieg und Seuchen dahingerafft. Die Söldnerheere auf beiden Seiten hatten unmenschlich geraubt und geplündert. Und trotzdem, ja vielleicht gerade deswegen die Freude über die Osterbotschaft und den Sieg des Lebens. Vielleicht können wir in ruhigen und satten Zeiten Ostern gar nicht tief genug erleben.

Steh auf!

„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“. „Auf, auf“, so dichtet Paul Gerhardt gerne. Steh auf. Mach dich auf. Bleib nicht sitzen. Verkriech dich nicht. Werde nicht trübsinnig in der bösen Zeit.
„Auf, auf, gib deinem Schmerze / und Sorgen gute Nacht.“ So heißt es in „Befiehl du deine Wege.“ Oder ähnlich: „Geh aus, mein Herz und suche Freud.“ Steh auf, geh raus, mach dich auf den Weg. Auferstehung heißt auch Aufstehn ins Leben hinein.
„Auf, auf, mein Herz“: Ostern kann weniger mit dem Kopf, sondern vor allem mit dem Herzen aufgenommen und begriffen werden. Ostern heißt nicht so sehr Nachsinnen, wie das alles naturwissenschaftlich und logisch zu erklären ist, sondern mehr Sich mitreißen lassen vom Strom des Lebens. Einstimmen in das gemeinsame Singen.
Wir singen die erste Strophe des Liedes 112.

Der Tod hat zu früh gejubelt

2. Er war ins Grab gesenket, / der Feind trieb groß Geschrei; / eh er's vermeint und denket, / ist Christus wieder frei / und ruft Viktoria, / schwingt fröhlich hier und da / sein Fähnlein als ein Held, / der Feld und Mut behält.
Die erste Strophe war wie eine Überschrift: Auferstehung heißt für uns: Steh auf. Auf, auf. In der zweiten Strophe folgt die Botschaft, die den Grund dafür angibt: Das Leben hat gesiegt. Der Feind, der eben noch gejubelt hat, muss schweigen. Christus steht da mit seiner Siegesfahne wie ein siegreicher Feldherr, der das Böse im Kampf überwunden hat.
Ostern ist das Ergebnis eines Kampfes. Ja als Krieg wird die Überwindung des Todes in unseren Kirchenliedern sogar beschrieben: „Es war ein wunderlich Krieg, / da Tod und Leben 'rungen; / das Leben behielt den Sieg, / es hat den Tod verschlungen.“ So heißt es im Lied „Christ lag in Todesbanden“.
„Gott sei gedankt, der uns den Sieg / so herrlich hat nach diesem Krieg / durch Jesus Christ gegeben!“ im Lied „O Tod, wo ist dein Stachel nun“.
Diesen Krieg, diesen Kampf hat Christus gewonnen und ist als Sieger darauf hervorgegangen.
Wir singen die zweite Strophe des Liedes.

Ostern für den Alltag

Die erste Strophe brachte die Überschrift: Auf, auf. Steh auf! Die zweite Strophe erzählte vom Sieg des Lebens als Grund für unseren Glauben.
In zweimal drei Strophen folgt nun, was das für uns bedeutet. In den Strophen drei bis fünf, was es für den Alltag bedeutet. In den Strophen sechs bis acht, was das für das Lebensende und den Tod bedeutet.
Was bedeutet Ostern für den Alltag?
3. Das ist mir anzuschauen / ein rechtes Freudenspiel; / nun soll mir nicht mehr grauen / vor allem, was mir will / entnehmen meinen Mut / zusamt dem edlen Gut, / so mir durch Jesus Christ / aus Lieb erworben ist.
Seit Christus den Tod besiegt hat, braucht niemand mehr Angst zu haben, niemand braucht sich vor irgendetwas zu grauen, nichts braucht einem mehr den Mut zu nehmen. Der entscheidende Sieg ist errungen. In der Ichform redet Paul Gerhardt wieder und bekennt damit seinen Osterglauben. Aber gleichzeitig lädt er uns beim Singen ein, in seinen Glauben einzustimmen. Das Wichtigste kann uns nach Ostern niemand wegnehmen: Die Befreiung und Vergebung, die uns durch Christus geschenkt ist. Ein edles Gut, wertvoll wie ein Schatz.
Wir singen die dritte Strophe des Liedes.

Der Tod kann uns kein Haar krümmen

Weiter: Was hat Ostern mit den Alltag und mit dem Leben zu tun?
4. Die Höll und ihre Rotten, / die krümmen mir kein Haar; / der Sünden kann ich spotten, / bleib allzeit ohn Gefahr. / Der Tod mit seiner Macht / wird nichts bei mir geacht': / er bleibt ein totes Bild, / und wär er noch so wild.
Die Höll und ihre Rotten, das Böse und seine Konsorten haben seit Ostern keine Macht mehr: Paul Gerhardts Worte sind zu Sprichworten geworden: Das Böse kann uns kein Haar krümmen. Gott hat jedes Haar auf unserem Haupt gezählt.
Wer gehört zu den Rotten der Hölle: Die Sünde und der Tod. Beide haben nichts mehr zu bestimmen. Nicht, dass Menschen nach Ostern nicht mehr in Sünde geraten könnten, aber durch die Vergebung am Kreuz kann sie nicht endgültig von Gott trennen. Nicht, dass der Tod nach Ostern keine Macht mehr hätte. Aber das letzte Wort hat er nicht mehr.
Wir singen die vierte Strophe.

Ostern stellt die Welt auf den Kopf

Und noch einmal: Was hat Ostern mit dem Alltag zu tun?
5. Die Welt ist mir ein Lachen / mit ihrem großen Zorn, / sie zürnt und kann nichts machen, / all Arbeit ist verlorn. / Die Trübsal trübt mir nicht / mein Herz und Angesicht, / das Unglück ist mein Glück, / die Nacht mein Sonnenblick.
Über den Zorn der Welt um sich herum kann Paul Gerhardt nur lachen: Starke Worte nach fast 30 Jahren Krieg, Zerstörung, Morden und Plündern. Ist das Galgenhumor? Redet er sich seine Welt schön, um nicht verrückt zu werden?
Ostern hat für ihn die Welt auf den Kopf gestellt. Die sichtbare Welt ist nicht das Entscheidende. Die Welt Gottes ist mehr als die sichtbare Welt. Zur sichtbaren Welt gehört Trübsal: Ja, da ist Trübsal, doch Paul Gerhardt lässt sie nicht bis zum Herzen vordringen. Er lässt nicht zu, dass sie sein Gesicht bestimmt. Und weil Ostern die Welt auf den Kopf stellt, kann er in Unglück Glück entdecken und in der Nacht die Ostersonne.
Wir singen die fünfte Strophe.

Auch die Hölle verliert ihre Schrecken

Drei Strophen waren das mit den Folgen von Ostern für den Alltag. Und nun noch drei Strophen mit den Folgen von Ostern für das Lebensende:
6. Ich hang und bleib auch hangen / an Christus als ein Glied; / wo mein Haupt durch ist gangen, / da nimmt er mich auch mit. / Er reißet durch den Tod, / durch Welt, durch Sünd, durch Not, / er reißet durch die Höll, / ich bin stets sein Gesell.
Als Christen sind wir Glieder am Leib Christi und ganz eng mit ihm verbunden. Das kann uns niemand wegnehmen. Wo Christus als das Haupt des Leibes durchgebrochen ist, da werden auch die, die an seinem Leib bleiben, durchkommen. Wenn Christus den Tod überwunden hat, dann wir mit ihm auch. Tod, Welt, Sünde, Not, ja sogar die Hölle konnten ihn nicht aufhalten. Und wer sich an ihm festhält, für den gilt das gleiche.
Wir singen die sechste Strophe des Liedes.

Es hat sich ausgetobt

7. Er dringt zum Saal der Ehren, / ich folg ihm immer nach / und darf mich gar nicht kehren / an einzig Ungemach. / Es tobe, was da kann, / mein Haupt nimmt sich mein an, / mein Heiland ist mein Schild, / der alles Toben stillt.
Wenn Christus auferstanden ist, dann kann auch uns der Tod nicht festhalten. Wenn er sein Ziel, den Saal der Ehren bei Gott erreicht, dann nimmt er uns dorthin mit. Im Moment mag das noch nicht zu glauben sein, wenn man alles Ungemach und Toben um sich herum sieht. Aber es hat sich ausgetobt. Der Auferstandene ist stärker.
Wir singen die siebte Strophe.

Was steht an der Himmelstür?

Und nun in der letzten Strophe wird das Ziel erreicht. Dass der Tod, dass das Leben bei Gott so ein erstrebenswertes Ziel ist, kann man auch wieder nur verstehen vor dem damaligen Hintergrund des allgegenwärtigen Sterbens. Wie weit wir es von Herzen nachsingen können – jede und jeder muss sich diese Frage selbst beantworten.
8. Er bringt mich an die Pforten, / die in den Himmel führt, / daran mit güldnen Worten / der Reim gelesen wird: / »Wer dort wird mit verhöhnt, / wird hier auch mit gekrönt; / wer dort mit sterben geht, / wird hier auch mit erhöht.«
Unter der Strophe lesen wir den Hinweis auf 2. Tim 2,11-12. So heißt es dort: „Das ist gewisslich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mit leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen.“
Wie eine Überschrift steht über der Himmelspforte: Was wir hier auf der Erde glauben, das werden wir dort schauen. Wer hier seinem Glauben treu bleibt, bekommt die Krone des Lebens. Wer hier im Vertrauen auf Christus stirbt, der wird dort mit ihm leben.

Zum Abschluss singen wir die erste und die letzten drei Strophen und sammeln dazu im Klingelbeutel die Kollekte ein. Sie ist heute bestimmt für die Partnerschaft unserer Kirche mit der lutherischen Kirche in Ungarn. In den Abkündigungen mehr dazu.
„Auf, auf, mein Herz mit Freuden ...“

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

mic.thein@t-online.de www.michael-thein.de