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Die Predigt |
20 Jahre Figur
des Auferstandenen
2. Er war ins Grab gesenket, / der Feind trieb groß Geschrei;
/ eh er's vermeint und denket, / ist Christus wieder frei / und ruft
Viktoria, / schwingt fröhlich hier und da / sein Fähnlein
als ein Held, / der Feld und Mut behält.
Das ist die Osterbotschaft mit den Worten des Liederdichters Paul
Gerhardt, dessen 400. Geburtstag die Evangelische Kirche heuer begeht.
Das ist auch die Osterbotschaft der Figur des Auferstandenen
in unserer Kirche: Christus ist frei aus Tod und Grab und schwingt
seine Siegesfahne wie ein siegreicher Feldherr. Seine Hand ist zum
Viktoria grüßend erhoben.
Seit 20 Jahren verkündet uns inzwischen in unserer Kirche diese
Figur Sonntag für Sonntag den Sieg des Lebens über den Tod,
den Sieg Jesu Christi über alle Mächte des Bösen. Auf
Initiative von Pfr. Gottfried Petzold und seiner Frau wurde sie durch
den Kirchenvorstand beim Fichtelberger Schnitzer Max Nickl bestellt
und zum Osterfest am 19. April 1987 der Gemeinde vorgestellt.
Ostern im 30-jährigen Krieg
Das Osterlied Paul Gerhardts, das so gut mit dieser Figur zusammen
harmoniert, möchte ich Ihnen in seinem Jubiläumsjahr vorstellen.
Lied Nr. 112 in unserem Gesangbuch:
1. Auf, auf, mein Herz, mit Freuden / nimm wahr, was heut geschicht;
/ wie kommt nach großem Leiden / nun ein so großes Licht!
/ Mein Heiland war gelegt / da, wo man uns hinträgt, / wenn von
uns unser Geist / gen Himmel ist gereist.
Ein ungewöhnlich fröhliches Lied, wenn man bedenkt, dass
es noch zu Kriegszeiten geschrieben wurde: 1647, ein Jahr vor dem
Ende des schrecklichen 30-jährigen Krieges! Deutschland war völlig
am Boden. Zwei Drittel der Bevölkerung durch Krieg und Seuchen
dahingerafft. Die Söldnerheere auf beiden Seiten hatten unmenschlich
geraubt und geplündert. Und trotzdem, ja vielleicht gerade deswegen
die Freude über die Osterbotschaft und den Sieg des Lebens. Vielleicht
können wir in ruhigen und satten Zeiten Ostern gar nicht tief
genug erleben.
Steh auf!
„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“. „Auf, auf“,
so dichtet Paul Gerhardt gerne. Steh auf. Mach dich auf. Bleib nicht
sitzen. Verkriech dich nicht. Werde nicht trübsinnig in der bösen
Zeit.
„Auf, auf, gib deinem Schmerze / und Sorgen gute Nacht.“
So heißt es in „Befiehl du deine Wege.“ Oder ähnlich:
„Geh aus, mein Herz und suche Freud.“ Steh auf, geh raus,
mach dich auf den Weg. Auferstehung heißt auch Aufstehn ins
Leben hinein.
„Auf, auf, mein Herz“: Ostern kann weniger mit dem Kopf,
sondern vor allem mit dem Herzen aufgenommen und begriffen werden.
Ostern heißt nicht so sehr Nachsinnen, wie das alles naturwissenschaftlich
und logisch zu erklären ist, sondern mehr Sich mitreißen
lassen vom Strom des Lebens. Einstimmen in das gemeinsame Singen.
Wir singen die erste Strophe des Liedes 112.
Der Tod hat zu früh gejubelt
2. Er war ins Grab gesenket, / der Feind trieb groß Geschrei;
/ eh er's vermeint und denket, / ist Christus wieder frei / und ruft
Viktoria, / schwingt fröhlich hier und da / sein Fähnlein
als ein Held, / der Feld und Mut behält.
Die erste Strophe war wie eine Überschrift: Auferstehung heißt
für uns: Steh auf. Auf, auf. In der zweiten Strophe folgt die
Botschaft, die den Grund dafür angibt: Das Leben hat gesiegt.
Der Feind, der eben noch gejubelt hat, muss schweigen. Christus steht
da mit seiner Siegesfahne wie ein siegreicher Feldherr, der das Böse
im Kampf überwunden hat.
Ostern ist das Ergebnis eines Kampfes. Ja als Krieg wird die Überwindung
des Todes in unseren Kirchenliedern sogar beschrieben: „Es war
ein wunderlich Krieg, / da Tod und Leben 'rungen; / das Leben behielt
den Sieg, / es hat den Tod verschlungen.“ So heißt es
im Lied „Christ lag in Todesbanden“.
„Gott sei gedankt, der uns den Sieg / so herrlich hat nach diesem
Krieg / durch Jesus Christ gegeben!“ im Lied „O Tod, wo
ist dein Stachel nun“.
Diesen Krieg, diesen Kampf hat Christus gewonnen und ist als Sieger
darauf hervorgegangen.
Wir singen die zweite Strophe des Liedes.
Ostern für den Alltag
Die erste Strophe brachte die Überschrift: Auf, auf. Steh auf!
Die zweite Strophe erzählte vom Sieg des Lebens als Grund für
unseren Glauben.
In zweimal drei Strophen folgt nun, was das für uns bedeutet.
In den Strophen drei bis fünf, was es für den Alltag bedeutet.
In den Strophen sechs bis acht, was das für das Lebensende und
den Tod bedeutet.
Was bedeutet Ostern für den Alltag?
3. Das ist mir anzuschauen / ein rechtes Freudenspiel; / nun soll
mir nicht mehr grauen / vor allem, was mir will / entnehmen meinen
Mut / zusamt dem edlen Gut, / so mir durch Jesus Christ / aus Lieb
erworben ist.
Seit Christus den Tod besiegt hat, braucht niemand mehr Angst zu haben,
niemand braucht sich vor irgendetwas zu grauen, nichts braucht einem
mehr den Mut zu nehmen. Der entscheidende Sieg ist errungen. In der
Ichform redet Paul Gerhardt wieder und bekennt damit seinen Osterglauben.
Aber gleichzeitig lädt er uns beim Singen ein, in seinen Glauben
einzustimmen. Das Wichtigste kann uns nach Ostern niemand wegnehmen:
Die Befreiung und Vergebung, die uns durch Christus geschenkt ist.
Ein edles Gut, wertvoll wie ein Schatz.
Wir singen die dritte Strophe des Liedes.
Der Tod kann uns kein Haar krümmen
Weiter: Was hat Ostern mit den Alltag und mit dem Leben zu tun?
4. Die Höll und ihre Rotten, / die krümmen mir kein
Haar; / der Sünden kann ich spotten, / bleib allzeit ohn Gefahr.
/ Der Tod mit seiner Macht / wird nichts bei mir geacht': / er bleibt
ein totes Bild, / und wär er noch so wild.
Die Höll und ihre Rotten, das Böse und seine Konsorten haben
seit Ostern keine Macht mehr: Paul Gerhardts Worte sind zu Sprichworten
geworden: Das Böse kann uns kein Haar krümmen. Gott hat
jedes Haar auf unserem Haupt gezählt.
Wer gehört zu den Rotten der Hölle: Die Sünde und der
Tod. Beide haben nichts mehr zu bestimmen. Nicht, dass Menschen nach
Ostern nicht mehr in Sünde geraten könnten, aber durch die
Vergebung am Kreuz kann sie nicht endgültig von Gott trennen.
Nicht, dass der Tod nach Ostern keine Macht mehr hätte. Aber
das letzte Wort hat er nicht mehr.
Wir singen die vierte Strophe.
Ostern stellt die Welt auf den Kopf
Und noch einmal: Was hat Ostern mit dem Alltag zu tun?
5. Die Welt ist mir ein Lachen / mit ihrem großen Zorn,
/ sie zürnt und kann nichts machen, / all Arbeit ist verlorn.
/ Die Trübsal trübt mir nicht / mein Herz und Angesicht,
/ das Unglück ist mein Glück, / die Nacht mein Sonnenblick.
Über den Zorn der Welt um sich herum kann Paul Gerhardt nur lachen:
Starke Worte nach fast 30 Jahren Krieg, Zerstörung, Morden und
Plündern. Ist das Galgenhumor? Redet er sich seine Welt schön,
um nicht verrückt zu werden?
Ostern hat für ihn die Welt auf den Kopf gestellt. Die sichtbare
Welt ist nicht das Entscheidende. Die Welt Gottes ist mehr als die
sichtbare Welt. Zur sichtbaren Welt gehört Trübsal: Ja,
da ist Trübsal, doch Paul Gerhardt lässt sie nicht bis zum
Herzen vordringen. Er lässt nicht zu, dass sie sein Gesicht bestimmt.
Und weil Ostern die Welt auf den Kopf stellt, kann er in Unglück
Glück entdecken und in der Nacht die Ostersonne.
Wir singen die fünfte Strophe.
Auch die Hölle verliert ihre Schrecken
Drei Strophen waren das mit den Folgen von Ostern für den Alltag.
Und nun noch drei Strophen mit den Folgen von Ostern für das
Lebensende:
6. Ich hang und bleib auch hangen / an Christus als ein Glied;
/ wo mein Haupt durch ist gangen, / da nimmt er mich auch mit. / Er
reißet durch den Tod, / durch Welt, durch Sünd, durch Not,
/ er reißet durch die Höll, / ich bin stets sein Gesell.
Als Christen sind wir Glieder am Leib Christi und ganz eng mit ihm
verbunden. Das kann uns niemand wegnehmen. Wo Christus als das Haupt
des Leibes durchgebrochen ist, da werden auch die, die an seinem Leib
bleiben, durchkommen. Wenn Christus den Tod überwunden hat, dann
wir mit ihm auch. Tod, Welt, Sünde, Not, ja sogar die Hölle
konnten ihn nicht aufhalten. Und wer sich an ihm festhält, für
den gilt das gleiche.
Wir singen die sechste Strophe des Liedes.
Es hat sich ausgetobt
7. Er dringt zum Saal der Ehren, / ich folg ihm immer nach / und
darf mich gar nicht kehren / an einzig Ungemach. / Es tobe, was da
kann, / mein Haupt nimmt sich mein an, / mein Heiland ist mein Schild,
/ der alles Toben stillt.
Wenn Christus auferstanden ist, dann kann auch uns der Tod nicht festhalten.
Wenn er sein Ziel, den Saal der Ehren bei Gott erreicht, dann nimmt
er uns dorthin mit. Im Moment mag das noch nicht zu glauben sein,
wenn man alles Ungemach und Toben um sich herum sieht. Aber es hat
sich ausgetobt. Der Auferstandene ist stärker.
Wir singen die siebte Strophe.
Was steht an der Himmelstür?
Und nun in der letzten Strophe wird das Ziel erreicht. Dass der Tod,
dass das Leben bei Gott so ein erstrebenswertes Ziel ist, kann man
auch wieder nur verstehen vor dem damaligen Hintergrund des allgegenwärtigen
Sterbens. Wie weit wir es von Herzen nachsingen können –
jede und jeder muss sich diese Frage selbst beantworten.
8. Er bringt mich an die Pforten, / die in den Himmel führt,
/ daran mit güldnen Worten / der Reim gelesen wird: / »Wer
dort wird mit verhöhnt, / wird hier auch mit gekrönt; /
wer dort mit sterben geht, / wird hier auch mit erhöht.«
Unter der Strophe lesen wir den Hinweis auf 2. Tim 2,11-12. So heißt
es dort: „Das ist gewisslich wahr: Sterben wir mit, so werden
wir mit leben; dulden wir, so werden wir mit herrschen.“
Wie eine Überschrift steht über der Himmelspforte: Was wir
hier auf der Erde glauben, das werden wir dort schauen. Wer hier seinem
Glauben treu bleibt, bekommt die Krone des Lebens. Wer hier im Vertrauen
auf Christus stirbt, der wird dort mit ihm leben.
Zum Abschluss singen wir die erste und die letzten drei Strophen und
sammeln dazu im Klingelbeutel die Kollekte ein. Sie ist heute bestimmt
für die Partnerschaft unserer Kirche mit der lutherischen Kirche
in Ungarn. In den Abkündigungen mehr dazu.
„Auf, auf, mein Herz mit Freuden ...“ |
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