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Die Predigt |
Leben soll Früchte
tragen
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der
seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken
nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
So haben wir vorhin aus dem Psalm 1 unserer Bibel miteinander gebetet.
Ich vermute, das wünschen wir uns alle: dass das, was wir im
Leben anfangen und anpacken, wohl gerät, dass es gelingt, dass
unserer Bemühungen Früchte tragen.
Das erlebt Ihr als Konfirmandinnen und Konfirmanden z.B. in der Schule
oder wenn Ihr irgendeinen Sport treibt: Gute Noten oder sportliche
Erfolge beflügeln. Sie machen einem Mut. Das Leben macht Freude.
Wenn man sich aber bemüht und bemüht und es kommt nur wenig
dabei heraus, dann verliert man irgendwann den Mut. Es entsteht Stress
und Frust – schon in jungen Jahren. Das Leben macht keine Freude.
Oder sie als Eltern erleben es im Beruf oder auch in der Kindererziehung,
dass Bemühungen manchmal fruchten oder auch nicht fruchten. Man
tut sein Bestes. Man strampelt sich ab. Und dann wird es einem nicht
gelohnt. Und dann gibt es vielleicht einen Erfolg, wo man gar nicht
damit gerechnet hätte.
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der
seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken
nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Das erhoffen und wünschen wir für Euch Konfirmandinnen und
Konfirmanden, dass Euch einmal gut gerät, was Ihr in Eurem Leben
anfangt. Das erhoffen und wünschen wir, dass Ihr Frucht bringen
in Eurem Leben, dass Ihr ein sinnvolles und glückliches Leben
führen könnt. Dass Ihr grünt wie ein Baum, der gut
gegossen wird oder nahe am Wasser steht.
Kinder und Bäume
Liebe Eltern und Paten! Passt dieses Bild aus dem Psalm 1 nicht wirklich
gut für Ihre Kinder und Patenkinder? Gleichen diese jungen Menschen,
diese angehenden Konfirmanden, nicht auch in einem übertragenen
Sinn Bäumen:
Von Ihnen, den Eltern, sind sie in diese Welt gesetzt worden. Klein
hat das angefangen, was man heute sehen kann. Sie haben Sie gehegt
und gepflegt. Sie haben vielleicht auch manchen wilden Trieb zurechtgestutzt
oder gar abgeschnitten. So heimlich haben Sie sie dabei vielleicht
auch ein wenig nach Ihrem eigenen Bild geformt. Vielleicht mussten
Sie das Bäumchen mit sanfter Gewalt auch einmal etwas biegen,
damit es in die gewünschte Richtung wächst. Sie haben gegossen.
Sie haben getan und hinein gesteckt, was Sie konnten.
In den ersten Jahren waren Sie für Ihre Kinder gleichsam wie
der Stock, den man neben einem frisch gepflanzten Baum einschlägt
und ihn daran festbindet, damit er Halt hat, solange er noch nicht
selbst fest verwurzelt ist. Und nun kommt die Zeit, wo die jungen
Bäumchen erst langsam und zaghaft oder auch schon sehr deutlich
diesen Haltestock neben sich loswerden wollen. Sie möchten gerne
die Bande durchschneiden, mit denen sie angebunden sind. Sie suchen
ihre Freiheit. Sie möchten alleine weiterwachsen. Sie möchten
nicht mehr gestutzt und geformt, nicht mehr gebogen werden.
Und so soll es ja letztlich auch sein: Ein unverwechselbarer eigener
Baum soll ein jeder von ihnen werden. So, wie sich auch sonst keine
zwei Bäume gleichen, wenn man ihnen ihre Freiheit zum Wachsen
lässt. Ihre Kinder sollen nicht Ihr Produkt, Ihnen gleich oder
ähnlich werden. Es soll nicht werden wie in einer eintönigen
Fichtenschonung, wo lauter gleiche Gewächse stehen.
Und trotzdem brauchen sie weiterhin Hilfe und Begleitung an einer
längeren Leine und mit etwas mehr Abstand und Geduld. Sie dürfen
und müssen in ihrem Drang nach Eigenständigkeit ihre Fehler
machen. Sie dürfen und müssen sich auch einmal ein wenig
entfernen, wenn sie nur wissen, dass sie wieder zurückkehren
dürfen. Sie brauchen nicht so sehr den guten Rat, sondern das
offene Ohr und die offenen Arme.
Körperliche, geistige und seelische Verwurzelung
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der
seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken
nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Wenn man Frucht bringen willen will und das Leben geraten soll, muss
man fest verwurzelt sein: So fest, dass einen die Stürme des
Lebens nicht gleich umgeblasen können. So fest, dass man immer
wieder die nötige Nahrung und Kraft bekommen kann.
Nach aller Erfahrung braucht es dazu körperliche, geistige und
seelische Kraft. Rein körperlich, so vermute ich, haben Sie an
Nahrung nichts versäumt, manchmal vielleicht eher zu viel als
zu wenig getan. Und geistig wird in der Schule oder durch die Medien
auch eine Menge in sie hinein gesteckt. So viel sogar, dass man sich
immer mehr fragt, ob es wirklich gut und sinnvoll ist, oder ob sie
nicht eher überfüttert sind.
Dieser körperlichen und geistigen Überfütterung steht
aber oft genug eine seelische, eine religiöse Mangelernährung
gegenüber.
Wie weit Ihnen als Eltern und Paten die religiöse Kindererziehung,
die Sie einmal bei der Taufe versprochen haben, am Herzen lag, weiß
ich nicht. Wie weit und wie sehr Sie Glaubensvorbild gewesen sind.
Es ist gewiss nicht die leichteste und einfachste Zeit in diesem pubertären
Alter, aber noch gibt es Chancen, sich vor den Kindern zu outen, wie
es bei einem selber um den Glauben bestellt ist.
Ähnlich geht es uns Pfarrern und Lehrern ja auch mit dem Religionsunterricht,
den diese jungen Menschen durch uns und andere genossen haben. Auch
wir haben nicht in der Hand, was unsere Bemühungen fruchten.
Und hoffentlich sind auch wir nicht nur Amtsträger, sondern auch
glaubhafte Vorbilder gewesen!
Verwurzelung im Glauben
Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der
seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken
nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Schön wäre es, wenn dieser beginnende Konfirmandenunterricht
als weiterer Schritt zu dieser religiösen und seelischen Verwurzelung
beitragen könnte. Schön wäre es, wenn wir deutlich
machen könnten, was es bedeutet, in Gott verwurzelt zu sein.
Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf
den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern
hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag
und Nacht!
Schön wäre es, wenn wir deutlich machen könnten, dass
in der Bibel Lebensworte zu finden sind, die einem weiterhelfen. Dass
es sich lohnt, regelmäßig darin zu lesen.
Schön wäre es, wenn wir vermitteln könnten, dass es
sich nicht lohnt, gott-los, also ohne Gott auszukommen. Dass es sich
nicht lohnt, sich auf die Seite der Spötter zu stellen, die sich
innerlich oder öffentlich lustig machen über Gott und die
Welt, und vor allem über die Menschen, die sich auf Gott verlassen.
Der Mensch wie ein Baum am Wasser: Fest verwurzelt mit einem guten
Standpunkt. Immer genügend Nahrung für Körper, Geist
und Seele. Mit einem festen Stamm, der den Stürmen standhalten
kann. Grünen, Blühen, Frucht bringen und auch einmal Ausruhen
im Wechsel der Jahreszeiten. Das wünschen wir uns und speziell
auch unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden. Amen. |
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