Evang.-Luth. Kirchengemeinde Bayreuth-Auferstehungskirche

Die Predigt vom Jahreswechsel 1999/2000: »Christus 2000. Unsere Zeit in Gottes Händen«


Kirchenjahr

Evang. Kirchenjahr: Überblick
Evang. Kirchenjahr: Hinweise

  Die Evang.-Luth. Kirche in Bayern hat als Motto für das Jahr 2000 vorgeschlagen: „Christus 2000. Unsere Zeit in Gottes Händen“. Das dazugehörige Logo wird als Aufkleber, Kerzenaufdruck oder Fahne angeboten. Die Predigt in der Auferstehungskirche am Silvesterabend (kirchlich: Altjahresabend) stand unter diesem Thema.

Predigttext

Sie können Texte auch online in der Lutherbibel nachlesen.
(Weitere Bibellinks finden Sie unter
Glaube und Leben.)

  Christus 2000Christus 2000.

Unsere Zeit in Gottes Händen

„Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31 Vers 16)

Predigt

  „Christus 2000. Unsere Zeit in Gottes Händen.“

Das ist das Motto unserer Bayerischen Landeskirche für das beginnende Neue Jahr mit der 2 vorne dran. "Christus 2000. Unsere Zeit in Gottes Händen." So haben Sie es als Aufkleber am Eingang mitnehmen können. "Christus 2000. Unsere Zeit in Gottes Händen." So hängt es als Fahne vorne an der Wand neben der Orgel.

Da hat vor ein paar Tagen eine Frau aus der Gemeinde gefragt: "Christus 2000. Dauernd diese modernen Ideen. Ist nicht jedes Jahr ein Christusjahr?" Jawohl, für jedes Jahr gilt: Es ist ein Jahr des Herrn. "Anno Domini", "im Jahr des Herrn", so benennen Christen gerne die Jahresangaben.

Ich meine aber, die Betonung liegt weniger auf "Christus 2000", sondern mehr auf "Christus 2000". So habe ich die Mitarbeiter unserer Landeskirche verstanden, die dieses Motto herausgegeben haben: Wenn Ihr Angst habt, was 2000 kommen mag, wir sagen: Egal, was kommt, es ist ein Jahr unseres Herrn. "Christus 2000". Also nicht: Chaos 2000. Oder: Angst 2000. Oder: Katastrophe 2000. Sondern: "Christus 2000".

Nichts Unbekanntes, sondern ein Bekannter

Nichts Unbekanntes kommt also auf uns zu, sondern ein Bekannter: Wer 1999 seine Christusbeziehung hat, für den wird auch 2000 nichts anderes werden. Oder mit den Worten des Hebräerbriefes: "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." (Hebr 13,8)

"Christus 2000". Das ist für mich ein Motto, das ist für mich ein Glaubensbekenntnis gegen Unsicherheit und Zukunftsangst. Es braucht uns das neue Jahr mit der 2 vorn dran keine Angst zu machen. Das gilt aus verschiedenen Gründen, aus eher vordergründigen und auch aus tiefgründigen. Noch einmal die Erinnerung an ein paar Äußerlichkeiten:

Wann beginnt das neue Jahrtausend?

Die Stadt Staffelstein als Geburtsort des großen deutschen Mathematikers Adam Riese erinnert ja jetzt mit Mediengetöse daran, daß das alte Jahrtausend erst in einem Jahr zu Ende geht, wenn 2000 Jahre voll sind. Das ist für die, die es hören wollten, schon lange bekannt. Nur haben es die Medien erst jetzt aufgegriffen. Sollte also jemand ehrlich vor dem Jahrtausendwechsel Angst haben, dann ist er noch ein Jahr zu früh.

Welcher Kalender zählt?

Und auch das andere: Diese Zahl 2000 hat ja für manche so eine tiefe Bedeutung. Die mögen aber bedenken, daß sich danach nur ein Teil der Welt richtet. Die Buddhisten, deren Zeitrechnung sich nach dem Tod Buddhas richtet, befinden sich jetzt schon im Jahr 2544. Die Muslime, deren Zeitrechnung vom Zug Mohammeds von Mekka nach Medina ausgeht, zählen jetzt das Jahr 1420. Die Juden, die bei der vermuteten Erschaffung der Welt anfangen, sind inzwischen beim Jahr 5760 angelangt. Von den Kalendern der alten Ägypter, der Maya oder auch der Japaner ganz zu schweigen. Wer gibt also solchen Endzeitpropheten die stolze Gewißheit, das Wohl und Wehe der ganzen Welt würde sich nach der christlichen, der westlichen Zeitrechnung richten?

2000 Jahre Jesus Christus?

Und auch das dritte ist ja eigentlich schon bekannt: Wer von Jesus Christus ausgeht, und sein Jubiläum feiern will, der ist auch zu spät. Denn nach allem, was wir wissen, ist seine Geburt um das Jahr 7 vor der Zeitrechnung anzusetzen.

Ein Jahr wie alle anderen?

Das Jahr 2000 also als ein Christusjahr wie alle anderen auch. Wir könnten zur Tagesordnung übergehen, wäre da nicht dieser Sog in der Gesellschaft und in den Medien, dem sich viele trotz aller Vernunft nicht entziehen können. Alle die und auch der leise Zweifel in einem jeden von uns haben ein Recht auf eine christliche Botschaft, auf einen Zuspruch, auf ein gutes Wort: Christus 2000. In Gottes Händen liegt unsere Zeit und auch dieses neue Jahr.

Das Logo mit dem Kreuz und den Herzen

Ein schwarzes Kreuz mit roten Herzen hat man ausgesucht als Motiv für diese Botschaft. Das schwarze Kreuz: Darin mag jemand all das wiederfinden, was ihm Angst macht in der unbekannten Zukunft. Eine Krankheit vielleicht, die er als Kreuz auf sich nehmen muß. Ein einschneidendes Erlebnis, das den eigenen Lebensweg und Lebensentwurf durchkreuzt.

Aber dieses schwarze Kreuz ist durchbrochen. Es zeigt nicht das Ende an, sondern nur eine Durchgangsstation. Durch das Kreuz hindurch ist das Licht zu sehen. Diese Botschaft gilt ja unserer Auferstehungskirche ganz besonders. Wer diese Kirche besucht, hat es immer vor sich: dieses Kreuz, durch das man durchschauen kann. Das Kreuz in unserer Apsis, angedeutet durch die vier violetten Glasbausteine, es ist durchbrochen und geöffnet durch einen orangeroten leuchtenden Kreis. Passion uns Ostern, sie gehören zusammen. Nur durch das Leiden hindurch gibt es Auferstehung. Und gar mancher Mensch hat nach überstandenem Leid schon ganz neue Perspektiven in seinem Leben entdeckt und damit seine persönliche Auferstehung erlebt. Vielleicht so wie jene Frau, die man vor ein paar Tagen aus der Lawine ausgegraben hat. Was soll die in dem kommenden Jahr noch schrecken, nachdem sie dieses erlebt hat.

Das Herz im Kreuz

Nicht durch einen Kreis, sondern durch ein Herz ist auf dem Christus 2000-Motiv das Kreuz durchbrochen. Das Herz als Symbol von Gottes Liebe. Gottes Liebe steht über dem Kreuz und sie ist stärker als der Tod. Die Worte unserer heutigen Epistel fallen mir ein: "Denn ich bin gewiß, daß nichts uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn." (Römer 8,39). Doch diese Liebe soll weitergegeben werden, soll verkündigt werden, soll sich ausbreiten. Und so gehen von diesem Herz weitere Herzen aus, und von Mal zu Mal wird das Rot der Liebe kräftiger. Und da ist es dann, jenes Rot, was wir schon vom Fenster in unserer Apsis kennen. Liebe wächst, Liebe reift, wenn sie weitergegeben wird. Und am Ende erhebt sie sich über das Kreuz. Sie krönt es geradezu.

Das Kreuz: Gottes Wege und meine Wege

Doch das Kreuz wird von manchen Menschen symbolisch auch noch anders verstanden: Der waagerechte Kreuzesbalken, das ist die Welt der Menschen. Das ist mein Weg und meine Zeit. Der senkrechte Kreuzesbalken, das ist Gottes Wirklichkeit, die von oben kommt, die quer zu unserer Zeit verläuft. Gott ist nicht an die Zeit dieser Welt gebunden. Jederzeit kann er in mein Leben eintreten, können seine Wege und meine Wege sich kreuzen. Und da wo beide sich kreuzen, da wo Gott mir begegnet, da begegnet mir die Liebe, und da werde ich eingeladen von dieser Liebe auch weiter zu sagen und weiter zu geben.

Oder noch anders: Wenn Gottes Wege und meine Wege sich kreuzen, dann kann ich das nur mit dem Herzen wahrnehmen. Dem nüchternen Verstand bleibt es oft genug verborgen. Nur mit dem Herzen, so sagte Saint-Exupéry, sieht man gut. Und das gilt sowohl für Gott, den man mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand entdeckt, als auch für den Mitmenschen, der auf meine Liebe wartet und mit Augen des Herzens wahrgenommen werden will.

Die Jahreslosung für das Jahr 2000

Viele Menschen nehmen sich gerne für ein neues Jahr etwas Bestimmtes vor. Von diesem Bild her könnte ich mir beides vorstellen: Im neuen Jahr Christus entdecken und dadurch die Liebe finden. Oder auch: Im neuen Jahr die Liebe entdecken und dadurch Christus finden.

Gott will gesucht und gefunden werden. Das lese ich auch aus der Jahreslosung des Jahres 2000: Gott spricht: "Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen." (Jeremia 29,13-14) Gewiß ist dieses neue Jahr ein Christusjahr wie alle anderen. Gewiß liegen auch die 366 Tage dieses Jahres in Gottes Händen. Aber alles das bleibt Theorie, solange ein Mensch nicht in seinem Leben Gott findet.

Gott suchen und ihn finden

Gott suchen und Gott finden. Wie und wo kann das geschehen in diesem neuen Jahr? Ich lade Sie ein, Gott zu suchen und zu finden an den Kreuzungen und Knotenpunkten Ihres Lebens. Da, wo wie beim Kreuz Ihre Welt und Gottes Welt sich begegnen. Das können Momente des Glücks, aber auch Momente des Schreckens sein in diesem neuen Jahr. Aber in beidem will sich Gott finden lassen.

Ich lade Sie ein, Gott zu suchen und zu finden, indem Sie andere Menschen auf-suchen und be-suchen, die auf Ihren Besuch und Ihre Nähe warten. Ja, vielleicht entdecken Sie Gott auch dann, wenn ein anderer Mensch zum rechten Zeitpunkt Zeit für Sie hat.

Ich lade Sie ein, Gott zu suchen und zu finden in den Gottesdiensten und Abendmahlsfeiern dieses kommenden Jahres.

Und ich lade Sie ein, Gott zu suchen und zu finden auch im sog. "stillen Kämmerlein", wo Sie die vielen ungehobenen Schätze der Bibel, des Gesangbuchs und des Gebets und der Stille entdecken können. Von Billy Graham, dem amerikanischen Evangelisten, wird der Satz überliefert: "Ob es Gott gibt, fragen Sie? Ja, gewiß, ich habe vorhin erst mit ihm gesprochen."

Gott spricht: "Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen." Amen


Evang.-Luth. Pfarramt Auferstehungskirche • Erikaweg 33 • 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65270 • Fax 0921-69025
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