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predigt[e].de

Die Predigt vom 21. November 2007 (Buß- und Bettag):
»Wer kommt in den Himmel?«

Kirchenjahr
Informationen zum Kirchenjahr
Der Ort der Predigt im Kirchenjahr
Die Evangelische Kirche beging den Buß- und Bettag. Sein Thema ist Besinnung und Neuorientierung auf dem Lebensweg. Evangelium (1. Lesung) war das Gleichnis vom Feigenbaum und Epistel (2. Lesung) die Warnung des Paulus, dass niemand schuldlos ist. Der Predigttext dieses Sonntags (s.u.) war ein Abschnitt aus dem Lukasevangelium Kapitel 13:
Predigttext
Sie können Texte auch online nachlesen. Weitere Bibellinks finden Sie unter Glaube und Leben.
Der Predigttext
22 Und Jesus ging durch Städte und Dörfer und lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem. 23 Es sprach aber einer zu ihm: Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?
Er aber sprach zu ihnen: 24 Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden's nicht können.
25 Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? 26 Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unsern Straßen hast du gelehrt. 27 Und er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter! 28 Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen.
29 Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. 30 Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.
Predigt
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Die Predigt
Wir kommen alle in den Himmel

Alle Jahre wieder zum 11.11. ist den Narren klar: „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind.“ Ja, es ist wirklich ein närrisches Lied: Denn erstens stimmt es nicht, dass wir alle sooo brav sind. Wenn unser Bravsein der einzige Maßstab wäre, hätte wir vermutlich schlechte Chancen. Und zweitens ist das mit dem In-den-Himmel-kommen ja auch gar nicht ernst gemeint: Heute und morgen bitte noch nicht, lieber Gott, und nach dem Fasching nicht gleich.
Und doch steckt hinter solchen Faschingsschlagern doch mehr Ernst, als man meint: Auf lustige und leichte Art geht mancher mit ernsten Themen leichter um. Denn die Frage bleibt ja: Wie wird’s einmal werden mit mir? Und wie viel Zeit mag ich noch haben?

Es geht ums „Seligwerden“

Im Lukasevangelium Kapitel 13 hören wir, wie jemand gar nicht um den heißen Brei herumredet, sondern die Frage offen auf den Tisch legt:
22 Und Jesus ging durch Städte und Dörfer und lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem. 23 Es sprach aber einer zu ihm: Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?
Er aber sprach zu ihnen: 24 Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden's nicht können.
25 Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? 26 Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unsern Straßen hast du gelehrt. 27 Und er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter! 28 Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen.
29 Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. 30 Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.


Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Er weiß und wir als Bibelleser wissen es im Nachhinein auch: Dort wird sich alles entscheiden. Diesen Weg wird er kein zweites mal gehen. Wem er begegnet, der wird ihn zum letzten mal gesehen haben. Und so geht es auf diesem Weg auch um entscheidende Fragen. Einer stellt sie ihm unverblümt:
Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?

Wie wird es einmal werden?

Wer wird selig? Wer wird gerettet? Wer wird einmal vor Gott bestehen können? Nur wenige? Oder viele? Oder am Ende gar alle? Und ich? Wo werde ich dazugehören?
In unserer Bibel, die ja kein Buch aus einem Guss ist, lesen wir Verschiedenes: Vor drei Tagen im Gleichnis vom Weltgericht hieß es:
Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben. (Mt 25,46)
Hier bei Lukas lesen wir:
Und er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter! 28 Da wird Heulen und Zähneklappern sein.
Im 1. Timotheusbrief dagegen wird Mut gemacht:
Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. (1. Tim 2,4)
Oder auch im 2. Petrusbrief:
Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. (2. Petr 3,9)
Oder wie es Paulus im 1. Korintherbrief in einem Bild sagt: Gericht ist, wie wenn Metall geläutert wird. Die Hitze trennt Edelmetall und Schlacke. Da wird es sich zeigen, was am Leben dran ist. Was dem Feuer nicht standhält, muss vergehen. Der Mensch selber aber wird gerettet werden, doch wie durchs Feuer hindurch. (1. Kor 3,15)

Wir können nur in Bildern reden

Es gibt viele Arten, davon zu reden, was da kommt: Die einen reden vom Ende des Lebens. Die andern vom Reich Gottes. Wieder andere vom Seligwerden. Oder eher kindlich vom In-den-Himmel-kommen? Es gibt viele Ausdrücke dafür. Was ist damit gemeint? Was kommt denn auf uns zu? Wir wissen es nicht, denn wir haben es noch nicht erlebt. Wir werden es wissen, wenn wir es erleben. Nur: Wir können es dann niemandem mehr erzählen, der es noch vor sich hat. Also, was bleibt Jesus anderes übrig, als in Bildern davon zu reden, wie das ist?

Das Bild von der engen Pforte

Diesen letzten Schritt tun, so fängt er an, das ist, wie durch die enge Pforte gehen. Die enge Pforte: Seine Hörer wissen, was er meint: Jede Stadt hatte ein Stadttor. Wenn es verschlossen war, konnte man nur noch an der kleinen Pforte daneben anklopfen und hindurchschlüpfen. Da passt gerade so ein Mensch hindurch. Eine Stadt kann man auf diese Weise nicht stürmen.
Zum Leben finden ist also, wie durch die enge Pforte gehen: Da kann man nicht viel Gepäck dabei haben. Da kann man nicht viel mitnehmen. Da muss man vielleicht sogar abspecken. Da muss jeder alleine durch.
Durch die enge Pforte gehen. Da muss man sich bücken. Da muss man den Kopf neigen. Da muss man demütig werden.

Das Bild von der Hochzeitsfeier

Jesus hängt gleich das nächste Bild an: Zum Leben finden, das ist wie auf eine Hochzeitsfeier eingeladen zu sein. Eine Hochzeitsfeier, die damals zur Zeit Jesu mehrere Tage dauerte, das war das größte, das war wie ein Stück vorgezogener Himmel auf Erden. Viele waren eingeladen.
Und da erzählt Jesus, und meint natürlich Gott damit: Als alle geladenen Gäste da waren, hat der Hausherr die Tür verschlossen. Doch später kommen noch weitere Gäste, die auch an der Feier teilnehmen wollen. Sie klopfen. Der Hausherr fragt: Wer seid Ihr? Kenne ich Euch? Und sie antworten: Ja, Herr, wir kennen uns vom Sehen: Du bist doch auch durch unsere Straßen und Dörfer gekommen. Aber der Hausherr ist nicht damit zufrieden.
Ja, es reicht offenbar nicht, Jesus oder Gott so wie vom Sehen zu kennen, ohne sich je um einen näheren Kontakt bemüht zu haben. Ja, es kann sein, sagt, Jesus, dass jemand zwar eingeladen ist, aber zu spät kommt.

Die Ersten werden die Letzten sein

Und dann noch ein drittes Bild, das man vor dem Hintergrund seiner Zeit verstehen muss: Stellt euch vor, sagt Jesus: Eure Stammväter Abraham, Isaak und Jakob und auch alle Propheten, sie finden einen Platz in Gottes Reich. Aber nur, dass Ihr ihre Nachkommen seid, reicht nicht als Eintrittskarte. Ihr könnt Euch nicht auf Eure frommen Vorväter berufen. Ihr selber mit Eurer eigenen Person und Eurem eigenen Leben seid gefragt.
Und dann spitzt er es noch zu, und es war hart in jüdischen Ohren: Ihr gehört zwar zu Gottes auserwähltem Volk, aber es könnte sein, dass aus aller Herren Länder, von Osten, Westen, Norden und Süden Menschen einmal zu Gott finden, Ihr aber als die ursprünglich Auserwählten von den Ersten zu Letzten werdet. Nur weil Ihr Euch leichtsinnig auf Eure Herkunft verlassen habt.
Also: Die Frage, ob mein Leben gelingt, hat nichts mit meinen Vorfahren zu tun, mit meiner Herkunft, mit meiner Ausbildung, mit meiner Volkszugehörigkeit. Ich kann mich auch nicht auf meine fromme Großmutter berufen. Die Frage wird ganz allein an mich persönlich gestellt. Und ich kann mich dieser Verantwortung vor Gott nicht mit dem Hinweis auf jemand anders entziehen.

Ermutigung, nicht Angstmache

Ringt darum, strengt euch an, bemüht euch, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht. Ringt darum, dass euer Leben gelingt. Macht es euch nicht zu leicht. Ein ernster Hinweis Jesu ist das, ja, aber Angst machen will Jesus nicht, sondern uns locken und Kräfte freisetzen: Noch ist es nicht zu spät. Noch ist Zeit. Wenn du meinst, du musst abspecken, weil die Tür zum Leben schmäler ist, dann fang damit an. Wenn du meinst, du musst manches loslassen und aufgeben, das dich hindert, dann fang damit an. Wenn du meinst, du kennst Gott nur vom Sehen und Hörensagen, dann lerne ihn besser kennen.

Die Tür steht offen

Diese zwar dringende und ernste, aber doch auch leidenschaftliche Einladung zum Leben lese ich auch in zwei anderen Worte zu diesem Thema:
Offenbarung 3,8:
Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen.
Die Tür steht offen. Ich brauche kein Brecheisen. Ich brauche nicht erst den richtigen Schlüssel. Ich brauche kein Geheimwort. Aber hindurchgehen muss ich selber. Ich auf meinen eigenen Beinen.
Und das andere Wort aus der Offenbarung:
Offenbarung 3,20:
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
Das Angebot steht. Die Hand ist ausgestreckt. Das Festmahl ist bereit. Und der Friede Gottes ...

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Michael Thein • Pfarrer • Kaulbachstraße 2b• 95447 Bayreuth • Tel. 0921-65378 • Fax 03222-2426857

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