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Die Predigt |
Wir kommen alle
in den Himmel
Alle Jahre wieder zum 11.11. ist den Narren klar: „Wir kommen
alle, alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind.“ Ja,
es ist wirklich ein närrisches Lied: Denn erstens stimmt es nicht,
dass wir alle sooo brav sind. Wenn unser Bravsein der einzige Maßstab
wäre, hätte wir vermutlich schlechte Chancen. Und zweitens
ist das mit dem In-den-Himmel-kommen ja auch gar nicht ernst gemeint:
Heute und morgen bitte noch nicht, lieber Gott, und nach dem Fasching
nicht gleich.
Und doch steckt hinter solchen Faschingsschlagern doch mehr Ernst,
als man meint: Auf lustige und leichte Art geht mancher mit ernsten
Themen leichter um. Denn die Frage bleibt ja: Wie wird’s einmal
werden mit mir? Und wie viel Zeit mag ich noch haben?
Es geht ums „Seligwerden“
Im Lukasevangelium Kapitel 13 hören wir, wie jemand gar nicht
um den heißen Brei herumredet, sondern die Frage offen auf den
Tisch legt:
22 Und Jesus ging durch Städte und Dörfer und lehrte
und nahm seinen Weg nach Jerusalem. 23 Es sprach aber einer zu ihm:
Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?
Er aber sprach zu ihnen: 24 Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte
hineingeht; denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten,
wie sie hineinkommen, und werden's nicht können.
25 Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen
hat, und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür
zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!, dann wird er antworten
und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? 26 Dann
werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken,
und auf unsern Straßen hast du gelehrt. 27 Und er wird zu euch
sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her? Weicht alle von mir,
ihr Übeltäter! 28 Da wird Heulen und Zähneklappern
sein, wenn ihr sehen werdet Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten
im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen.
29 Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von
Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. 30 Und siehe,
es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden
die Letzten sein.
Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Er weiß und wir als Bibelleser
wissen es im Nachhinein auch: Dort wird sich alles entscheiden. Diesen
Weg wird er kein zweites mal gehen. Wem er begegnet, der wird ihn
zum letzten mal gesehen haben. Und so geht es auf diesem Weg auch
um entscheidende Fragen. Einer stellt sie ihm unverblümt:
Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?
Wie wird es einmal werden?
Wer wird selig? Wer wird gerettet? Wer wird einmal vor Gott bestehen
können? Nur wenige? Oder viele? Oder am Ende gar alle? Und ich?
Wo werde ich dazugehören?
In unserer Bibel, die ja kein Buch aus einem Guss ist, lesen wir Verschiedenes:
Vor drei Tagen im Gleichnis vom Weltgericht hieß es:
Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten
in das ewige Leben. (Mt 25,46)
Hier bei Lukas lesen wir:
Und er wird zu euch sagen: Ich kenne euch nicht; wo seid ihr her?
Weicht alle von mir, ihr Übeltäter! 28 Da wird Heulen und
Zähneklappern sein.
Im 1. Timotheusbrief dagegen wird Mut gemacht:
Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis
der Wahrheit kommen. (1. Tim 2,4)
Oder auch im 2. Petrusbrief:
Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige
für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch
und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann
zur Buße finde. (2. Petr 3,9)
Oder wie es Paulus im 1. Korintherbrief in einem Bild sagt: Gericht
ist, wie wenn Metall geläutert wird. Die Hitze trennt Edelmetall
und Schlacke. Da wird es sich zeigen, was am Leben dran ist. Was dem
Feuer nicht standhält, muss vergehen. Der Mensch selber aber
wird gerettet werden, doch wie durchs Feuer hindurch. (1. Kor 3,15)
Wir können nur in Bildern reden
Es gibt viele Arten, davon zu reden, was da kommt: Die einen reden
vom Ende des Lebens. Die andern vom Reich Gottes. Wieder andere vom
Seligwerden. Oder eher kindlich vom In-den-Himmel-kommen? Es gibt
viele Ausdrücke dafür. Was ist damit gemeint? Was kommt
denn auf uns zu? Wir wissen es nicht, denn wir haben es noch nicht
erlebt. Wir werden es wissen, wenn wir es erleben. Nur: Wir können
es dann niemandem mehr erzählen, der es noch vor sich hat. Also,
was bleibt Jesus anderes übrig, als in Bildern davon zu reden,
wie das ist?
Das Bild von der engen Pforte
Diesen letzten Schritt tun, so fängt er an, das ist, wie durch
die enge Pforte gehen. Die enge Pforte: Seine Hörer wissen, was
er meint: Jede Stadt hatte ein Stadttor. Wenn es verschlossen war,
konnte man nur noch an der kleinen Pforte daneben anklopfen und hindurchschlüpfen.
Da passt gerade so ein Mensch hindurch. Eine Stadt kann man auf diese
Weise nicht stürmen.
Zum Leben finden ist also, wie durch die enge Pforte gehen: Da kann
man nicht viel Gepäck dabei haben. Da kann man nicht viel mitnehmen.
Da muss man vielleicht sogar abspecken. Da muss jeder alleine durch.
Durch die enge Pforte gehen. Da muss man sich bücken. Da muss
man den Kopf neigen. Da muss man demütig werden.
Das Bild von der Hochzeitsfeier
Jesus hängt gleich das nächste Bild an: Zum Leben finden,
das ist wie auf eine Hochzeitsfeier eingeladen zu sein. Eine Hochzeitsfeier,
die damals zur Zeit Jesu mehrere Tage dauerte, das war das größte,
das war wie ein Stück vorgezogener Himmel auf Erden. Viele waren
eingeladen.
Und da erzählt Jesus, und meint natürlich Gott damit: Als
alle geladenen Gäste da waren, hat der Hausherr die Tür
verschlossen. Doch später kommen noch weitere Gäste, die
auch an der Feier teilnehmen wollen. Sie klopfen. Der Hausherr fragt:
Wer seid Ihr? Kenne ich Euch? Und sie antworten: Ja, Herr, wir kennen
uns vom Sehen: Du bist doch auch durch unsere Straßen und Dörfer
gekommen. Aber der Hausherr ist nicht damit zufrieden.
Ja, es reicht offenbar nicht, Jesus oder Gott so wie vom Sehen zu
kennen, ohne sich je um einen näheren Kontakt bemüht zu
haben. Ja, es kann sein, sagt, Jesus, dass jemand zwar eingeladen
ist, aber zu spät kommt.
Die Ersten werden die Letzten sein
Und dann noch ein drittes Bild, das man vor dem Hintergrund seiner
Zeit verstehen muss: Stellt euch vor, sagt Jesus: Eure Stammväter
Abraham, Isaak und Jakob und auch alle Propheten, sie finden einen
Platz in Gottes Reich. Aber nur, dass Ihr ihre Nachkommen seid, reicht
nicht als Eintrittskarte. Ihr könnt Euch nicht auf Eure frommen
Vorväter berufen. Ihr selber mit Eurer eigenen Person und Eurem
eigenen Leben seid gefragt.
Und dann spitzt er es noch zu, und es war hart in jüdischen Ohren:
Ihr gehört zwar zu Gottes auserwähltem Volk, aber es könnte
sein, dass aus aller Herren Länder, von Osten, Westen, Norden
und Süden Menschen einmal zu Gott finden, Ihr aber als die ursprünglich
Auserwählten von den Ersten zu Letzten werdet. Nur weil Ihr Euch
leichtsinnig auf Eure Herkunft verlassen habt.
Also: Die Frage, ob mein Leben gelingt, hat nichts mit meinen Vorfahren
zu tun, mit meiner Herkunft, mit meiner Ausbildung, mit meiner Volkszugehörigkeit.
Ich kann mich auch nicht auf meine fromme Großmutter berufen.
Die Frage wird ganz allein an mich persönlich gestellt. Und ich
kann mich dieser Verantwortung vor Gott nicht mit dem Hinweis auf
jemand anders entziehen.
Ermutigung, nicht Angstmache
Ringt darum, strengt euch an, bemüht euch, dass ihr durch die
enge Pforte hineingeht. Ringt darum, dass euer Leben gelingt. Macht
es euch nicht zu leicht. Ein ernster Hinweis Jesu ist das, ja, aber
Angst machen will Jesus nicht, sondern uns locken und Kräfte
freisetzen: Noch ist es nicht zu spät. Noch ist Zeit. Wenn du
meinst, du musst abspecken, weil die Tür zum Leben schmäler
ist, dann fang damit an. Wenn du meinst, du musst manches loslassen
und aufgeben, das dich hindert, dann fang damit an. Wenn du meinst,
du kennst Gott nur vom Sehen und Hörensagen, dann lerne ihn besser
kennen.
Die Tür steht offen
Diese zwar dringende und ernste, aber doch auch leidenschaftliche
Einladung zum Leben lese ich auch in zwei anderen Worte zu diesem
Thema:
Offenbarung 3,8:
Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann
sie zuschließen.
Die Tür steht offen. Ich brauche kein Brecheisen. Ich brauche
nicht erst den richtigen Schlüssel. Ich brauche kein Geheimwort.
Aber hindurchgehen muss ich selber. Ich auf meinen eigenen Beinen.
Und das andere Wort aus der Offenbarung:
Offenbarung 3,20:
Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine
Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen
und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
Das Angebot steht. Die Hand ist ausgestreckt. Das Festmahl ist bereit.
Und der Friede Gottes ... |
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