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Die Predigt |
"O König
aller Ehren" von Martin Behm
"O König aller Ehren", so heißt das Lied des
Tages für Epiphanias, den Dreikönigstag. Es steht im Gesangbuch
unter der Nr. 71. Dieses Lied will ich Ihnen in Form einer Liedpredigt
ein wenig näher bringen.
Der Text stammt, wie Sie unter dem Lied nachlesen können, von
Martin Behm aus dem Jahr 1606. Martin Behm wurde 1557 in Lauban in
der Oberlausitz geboren. Seit 1945 gehört das Gebiet als Woiwodschaft
Niederschlesien zu Polen. In Lauban ist er auch gestorben.
Der Name Behm weist darauf hin, dass das Gebiet früher zu Böhmen
gehörte. Sehr früh schon hatte Lauban die Reformation angenommen.
Zu Zeiten Martin Behms war es dann ein gemischt evangelisch-katholisches
Gebiet mit Frieden zwischen den Konfessionen. Martin Behm kam als
junger Mann nach Wien, wo er dann als Lehrer arbeitete. In Straßburg
studierte er Theologie. Nach dem Tod seines Vaters kam er in seine
Heimatstadt zurück. Erst war er 2. Pfarrer, bis zu seinem Tod
im Jahr 1622 1. Pfarrer der dortigen Stadtkirche.
Der Prediger und Dichter
Behm war bekannt für seine Predigten, die er auch in Predigtsammlungen
veröffentlichte. Seine Predigten schloss er oft mit gereimten
Gebeten ab, in denen er den Inhalt der Predigt zusammenfasste. Auch
sie wurden herausgegeben und dienten der privaten Andacht der Gemeindeglieder.
Manche dieser Reimgebete wurden dann auch vertont und kamen bald in
die Gesangbücher des 17. Jhd.
Ein solches Reimgebet haben wir im Lied "O König aller Ehren"
vor uns. Zwei weitere Lieder finden sich von ihm im Gesangbuch, die
beide die Schöpfung loben: "Lobt Gott in allen Landen"
(Nr. 500) und "Wie lieblich ist der Maien" (Nr. 501). Und
in unserem bayerischen Anhang noch das Morgenlied Nr. 660 "O
Heilige Dreifaltigkeit".
Martin Behm geht in seinem Lied vom Evangelium des heutigen Sonntags,
von der Erzählung von den Weisen aus. Aber er erzählt nicht
einfach nur nach, sondern er legt die Geschichte auch aus für
seine und unsere Zeit.
Wir sehen uns die einzelnen Strophen an und singen sie dann jeweils
gleich zusammen.
Was damals war, ist nicht alles
1. O König aller Ehren, Herr Jesu, Davids Sohn,
dein Reich soll ewig währen, im Himmel ist dein Thron;
hilf, dass allhier auf Erden den Menschen weit und breit
dein Reich bekannt mög werden zur Seelen Seligkeit.
Die erste Strophe ist eine Art Überschrift. Sie ist eine Zusammenfassung,
worum es ihm in diesem Lied geht: Dass die drei Weisen damals dem
Stern nachgehend Jesus in Bethlehem gefunden haben, ist schön
und gut. Entscheidend ist aber, dass die ganze Welt in diesem Kind
ihren König
entdeckt, und vor allem, dass wir heute ihn entdecken.
Das erinnert mich an ein Wort von Angelus Silesius: "Und wäre
Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht einmal in dir,
so wäre es dir nichts nütze."
Jesus ist der, der die Hoffnungen des Alten Testaments erfüllt:
Er ist der König der Ehren, der Sohn Davids. Sein Herrscherthron
steht im Himmel und sein Reich ist ein ewiges Reich. Das soll allen
Menschen bekannt werden. Sie brauchen es, um selig zu werden. Sie
brauchen es, damit ihr Leben gelingt.
Wir singen die erste Strophe.
Der Stern von Bethlehem
2. Von deinem Reich auch zeugen die Leut aus Morgenland;
die Knie sie vor dir beugen, weil du ihn' bist bekannt.
Der neu Stern auf dich weiset, dazu das göttlich Wort.
Drum man zu Recht dich preiset, dass du bist unser Hort.
Die drei Weisen, die Leute aus dem Morgenland beugen ihre Knie vor
dem Kind, weil sie wissen, wen sie in diesem Kind vor sich haben.
Der Stern hat auf ihn hingewiesen. Zur Erinnerung: Die wahrscheinlichste
Erklärung für den Stern von Bethlehem ist jene astronomische
Erscheinung im Jahr 7 vor Christus, wo Saturn und Jupiter sehr sehr
eng am Himmel beieinander standen. Jupiter galt für die Babylonier
als der Planet des Weltherrschers, Saturn als der Planet Syriens Israels.
Dass das nicht mit unserer Zeitrechnung zusammenstimmt, braucht uns
nicht wundern. Als sie einige hundert Jahre später festgelegt
wurde, konnte man das noch nicht so genau wissen. (Wer mehr zu diesem
Thema Zeitrechnung wissen möchte, den verweise ich auf das neueste
Münchner Sonntagsblatt.)
Der Stern verweist auf Jesus, aber auch, wie Behm sagt, das göttliche
Wort, das Wort der Bibel. Von diesem zweitem Hinweis wussten die Weisen
aus Babylonien wohl nichts. Wahrscheinlich meint Behm den Hinweis
Michas auf Bethlehem "Du Bethlehem, Ephrata, bist mitnichten
die kleinste unter den Städten in Juda ...". Der Abschnitt
aus der Christnacht.
Wir singen die zweite Strophe des Liedes.
Ein ganz anderer König
3. Du bist ein großer König, wie uns die Schrift vermeld't,
doch achtest du gar wenig vergänglich Gut und Geld,
prangst nicht auf stolzem Rosse, trägst keine güldne Kron,
sitzt nicht im steinern Schlosse; hier hast du Spott und Hohn.
Diese überraschende Entdeckung müssen die drei Weisen machen:
Sie finden den versprochenen Weltherrscher nicht in der Hauptstadt,
nicht am
Königshof, nicht in einem Palast, nicht in prächtigen Kleidern.
Er ist ein großer König, ganz gewiss, aber ein ganz anderer
König, als wie sie es sich erwartet hatten.
Vielleicht erinnert Behm sogar schon an die spätere Passion,
wenn er darauf hinweist, dass Jesus nicht auf stolzem Pferd daher
kommt. Auf einem Esel zog er in Jerusalem ein. Und Spott und Hohn
hat er geerntet, als Pilatus dem Volk den dornengekrönten König
vorstellte.
Wir singen die dritte Strophe des Liedes.
Die Bösen sollen umkommen
Die nächsten drei Strophen reden nun davon, was dieses Geschehen
für die Welt, auch für uns bedeutet:
4. Doch bist du schön gezieret, dein Glanz erstreckt sich
weit,
dein Güt allzeit regieret und dein Gerechtigkeit.
Du wollst die Frommen schützen durch dein Macht und Gewalt,
dass sie im Frieden sitzen, die Bösen stürzen bald.
Für die Glaubenden ist das unscheinbare Kind im Stall ein Herrscher.
Der geschundene Christus hat für sie ein schönes Angesicht.
Er ist "schön
gezieret". Zwei Generationen später wird Paul Gerhard dann
dichten:
O Haupt, sonst schön gezieret mit höchster Ehr und Zier,
/ jetzt aber hoch schimpfieret: / gegrüßet seist du mir!
Er ist ein gütiger und gerechter Herrscher. Das möge sich
doch auch jetzt in seiner Zeit bewahrheiten, bittet Behm: Die Frommen
sollen unter seinem Schutz leben und Frieden haben. Die Bösen
mögen umkommen. Vielleicht sind das schon Anklänge an den
schrecklichen Dreißigjährigen Krieg, der noch zu Lebzeiten
Behms ausbricht.
Wir singen die vierte Strophe des Liedes.
Gegen Sünde, Teufel und Tod
5. Du wollst dich mein erbarmen, in dein Reich nimm mich auf,
dein Güte schenk mir Armen und segne meinen Lauf.
Mein' Feinden wollst du wehren, dem Teufel, Sünd und Tod,
dass sie mich nicht versehren; rett mich aus aller Not.
Diese Hoffnung, die er für die Welt hat, die hat er auch ganz
persönlich: Ihm, Martin Behm, und allen, die dieses Lied mit
ihm singen, kann dieser Jesus helfen.
Ich weiß nicht, an welche Feinde und an welche Not Martin Behm
damals gedacht hat, doch jeder, der dieses Lied singt, kann seine
eigene
Situation hineinlegen:
Wo er arm dran ist und nach der Güte Gottes fragt. Wo er Segen
für seinen Lebenslauf braucht. Wo er sich Feinden erwehren muss.
Wo Teufel, Sünd und Tod ihn bedrängen und Rettung aus der
Not ganz aktuell ist.
Wir singen die fünfte Strophe und bedenken dabei unsere Situation
und wo wir Hilfe suchen.
Die Bibel als Licht und Orientierung
6. Du wollst in mir entzünden dein Wort, den schönen
Stern,
dass falsche Lehr und Sünden sein meinem Herzen fern.
Hilf, dass ich dich erkenne und mit der Christenheit
dich meinen König nenne jetzt und in Ewigkeit.
Doch der Weltenherrscher im Stall von Bethlehem, so sagt Behm abschließend,
ist nicht nur dazu da, dass man zu ihm um Hilfe schreit. Er
will auch geglaubt, angebetet, erkannt und anerkannt werden.
Sein Wort, das Wort der Bibel, ist für uns jetzt der Stern, der
den Weg zeigt. So wie die Weisen sich an diesem Licht am Himmel ausgerichtet
haben, sollen wir uns an der Bibel als Licht ausrichten. Wer das tut,
der geht falscher Lehre und Sünden aus dem Weg. Wer dem nachgeht,
der
findet wie damals die Weisen seinen persönlichen König und
Herrn.
Wir singen zum Abschluss die letzte Strophe des Liedes. |
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